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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Liebenswürdigkeit, nachdem sie mich hatten ausreden lassen. »Es wird keine Anklage erhoben, nicht in diesem Stadium. Es geht uns um Zusammenarbeit, wir wollen keinem ans Leder. Sie sagen uns, wo wir finden, was wir suchen; wir schaffen es wieder dahin, wo es herkam; alle gehen nach Hause und trinken ein schönes Glas Honeybrook-Wein. Haben wir uns verstanden?«
    »Nein.«
    Nun entspann sich ein wirres Intermezzo, als Luck mir frühere Kontobücher vorlegte, die sich nur in den Größenordnungen von dem ersten unterschieden. Das Muster war deutlich. Jedesmal, wenn Larry einiges Geld auf dem Konto hatte, ließ er es sich in bar auszahlen. Was er damit anstellte, blieb ein Rätsel. Dann war da eine noch gültige Monatskarte für die Strecke zwischen Bath und Bristol, Preis einundsiebzig Pfund. Angeblich hatten sie sie in einer Schublade des Pults in seinem Vorlesungsraum gefunden. Nein, sagte ich, ich könne mir nicht denken, warum es Larry so oft nach Bristol gezogen habe. Vielleicht wegen der Theater und Bibliotheken oder irgendwelcher Frauen. Einen glücklichen Moment lang schien Luck beruhigt. Er saß da mit offenem Mund, wie außer Atem, die Schultern hoben und senkten sich in seinem verschwitzten Hemd.
    »Hat Dr. Pettifer Ihnen jemals etwas gestohlen? « fragte er mit jener hartnäckigen Verdrossenheit, die ihn zu einem so unangenehmen Gesprächspartner machte.
    »Natürlich nicht. «
    »Das ist aber seltsam. In anderen Dingen haben Sie keine sehr hohe Meinung von ihm. Warum sind Sie so sicher, daß er Sie nicht bestehlen würde?«
    Die Frage war ein Trick, ein Vorspiel zu irgendeiner neuen Attacke. Aber da ich nicht wußte, worauf er damit abzielte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihm geradeheraus zu antworten.
    »Dr. Pettifer mag ja alles mögliche sein, aber für einen Dieb halte ich ihn nicht«, sagte ich und hatte noch nicht ausgesprochen, als Bryant mich plötzlich anbrüllte. Ich dachte zuerst, das sei Taktik, um mich aus meiner Versunkenheit zu reißen. Dann sah ich, daß er mit einem gefütterten Umschlag über seinem Kopf herumwedelte.
    » Und für was halten Sie dann das hier , Mr .  Cranmer , Sir? «
    Ich hörte es, noch ehe ich es sah: Es war Emmas antiker Schmuck, der klappernd vor mir auf den Tisch flog, Stück für Stück, alles, was ich ihr seit meinem ersten schüchternen Geschenk, einem Paar viktorianischer Jett-Ohrringe, gekauft hatte: das dreireihige Perlenkollier, die Intaglio-Kette, der Smaragdring, der Granatanhänger und die mit Gold unterlegte Kamee, die eine Darstellung von Emma hätte sein können – alles wurde von dem barbarischen Kriminalinspektor Bryant wie eine Handvoll Dreck vor mich hingeworfen.
    * **
    Ich stand jetzt. Der Schmuck lag auf dem Tisch wie eine Spur, und die Spur endete bei mir. Ich muß aufgesprungen sein, denn Luck stand jetzt auch und versperrte mir den Weg zur Tür. Ich nahm die Intaglio-Kette und ließ sie besorgt durch die Finger laufen, als wollte ich mich vergewissern, daß sie nicht beschädigt war, berührte aber in Gedanken nur Emma. Ich drehte ihre Kamee um, dann ihre Brosche, ihren Anhänger, schließlich den Ring. Alle möglichen Schlagworte der Firma gingen mir durch den Kopf: Junktim … Streuverluste … vernetztes Denken. Du darfst Emma und Larry nicht zusammenbringen , schärfte ich mir ein. Was auch immer sie tun oder dir androhen : Emma hat mit Larry nichts zu tun .
    Ich setzte mich.
    »Sind uns irgendwelche dieser Gegenstände vielleicht zufällig bekannt, Mr. Cranmer, Sir?« fragte Bryant freundlich wie ein Zauberer, der einen raffinierten Trick vorgeführt hat.
    »Natürlich. Ich habe sie selbst gekauft.«
    »Wo, Sir?«
    »Bei Appleby in Wells. Wie sind Sie an die Sachen gekommen?«
    »Zu welchem Zeitpunkt genau, wenn ich fragen darf, haben Sie die Sachen bei Appleby in Wells erworben? Wir wissen ja, daß Sie mit Daten im allgemeinen ein wenig Probleme haben, aber –«
    Weiter kam er nicht. Ich hatte mit der Faust so heftig auf den Tisch geschlagen, daß der Schmuck hochsprang und der Kassettenrecorder einen Salto mit anschließender Bauchlandung machte.
    »Dieser Schmuck gehört Emma. Sagen Sie mir, wo sie ihn herhaben. Und lassen Sie Ihre höhnischen Bemerkungen!«
    Es kommt selten vor, daß Gefühle und operative Erfordernisse sich decken, aber diesmal war es so. Bryants Lächeln war verschwunden, und er sah mich berechnend an. Vielleicht dachte er, ich sei im Austausch gegen Emma zu einem Geständnis bereit. Luck saß aufrecht

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