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Unsere Claudia

Unsere Claudia

Titel: Unsere Claudia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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zehn Minuten in Kopenhagen, und die Fluggäste möchten so freundlich sein, die Gurte festzuschnallen.
    Es funkelte und glitzerte in blauem Wasser unter ihnen. Dann waren sie über der flachen Küste. Die Bebauung wurde dichter, sie wurde ganz dicht, sie wurde zu einer Stadt – einer großen Stadt. Unzählige hohe Türme ragten zum Frühlingshimmel empor, es schimmerte von vielen Parks zart hellgrün auf – das war Kopenhagen, und es lag da wie ein einziges, strahlendes Lächeln.
    Einen Augenblick später schon rollte das Flugzeug in Kastrup über das riesige Rollfeld.
    Claudia wußte, daß sie hier in ein anderes Flugzeug umsteigen mußte. Das war selbst für einen unerfahrenen Fluggast leicht. Alle Auskünfte wurden in drei Sprachen ausgerufen, überall waren Plakate und Routennummern angebracht, man brauchte nur die Augen aufzusperren und die Gedanken ein klein wenig zusammennehmen.
    Drinnen in der riesigen Transithalle war allerhand zu sehen. Claudia schlenderte umher. Hier gab es kleine Läden mit Karten und Andenken. Claudia fragte auf schwedisch, ob man schwedisches Geld annehme, und das tat man. So schrieb Claudia denn eine Karte an Onkel Bo und Tante Helga und Karin – eine drollige Karte mit einem dänischen Briefträger darauf in seiner roten Jacke, eine große Tasche umgehängt: diese Tasche war aufzuklappen, und heraus fiel ein langer Streifen mit lauter kleinen Ansichten von Kopenhagen.
    In einer Ecke der Halle gab es einen Verkaufsstand mit Porzellan – dem schönen und weltberühmten Kopenhagener Porzellan. Ach, wie gern würde sie etwas für Mutti mitnehmen – aber es war alles sicher unerschwinglich teuer.
    Es dauerte ein Weilchen, ehe sie zu fragen wagte. Die kleinen blauen Aschenbecher dort?
    Claudia merkte es selber gar nicht, daß sie unwillkürlich deutsch sprach, aber das machte nichts. Hier schienen alle Menschen alle Sprachen zu können.
    „Zwei Kronen“, sagte die Verkäuferin. „In deutschem Geld eins dreißig.“
    Claudia traute ihren Ohren nicht. Nur eine Mark und dreißig? Sie holte eilends ihr Portemonnaie heraus. Vorn lag das schwedische Geld, das sie noch übrig hatte, im hintersten Fach lag ein Zehnmarkschein.
    Als die Fluggäste für das Hamburger Flugzeug aufgerufen wurden, ging Claudia glücklich durch die Sperre, in der Tasche zwei Aschenbecher aus echt Kopenhagener Porzellan.
    Eine Stunde später saß sie wieder mit der Nase an die Scheibe gepreßt. Im Hutnetz über ihr lag ein großes, flaches Paket, und ihre Taschen waren noch voller als vorhen Denn es hatte sich herausgestellt, daß man auch hier im Flugzeug zollfreie Schokolade und Zigaretten kaufen konnte. Claudia hatte also alles, was sie noch an schwedischem Geld übrig hatte, zusammengekratzt, und es hatte für ein Kästchen Konfekt für Mutti und zwei Zwanzigerpackungen englischer Zigaretten für Onkel Peter gelangt.
    Ja – jetzt waren sie über deutschem Boden –, ganz sicher. Sie mußten in wenigen Minuten in Hamburg landen.
    Dort unten – irgendwo dort unten stand Mutti – nur wenige Minuten noch, Muttilein, dann komme ich… sie fühlte, wie Muttis Gedanken ihr durch den Äther entgegenflogen – sie wußte, daß Mutti dort unten stand und die Minuten zählte…
    „Hallo – wir fliegen jetzt über Hamburg ein – bitte, schnallen Sie sich fest, machen Sie die Zigaretten aus.“
    Ohne den Blick vom Fenster zu wenden, schnallte Claudia sich an. Unter ihnen tauchten Laubenkolonien auf – weite Gebiete mit Laubenkolonien – das Flugzeug senkte sich immer tiefer – immer tiefer – aber um Gottes willen – hier konnte es doch nicht landen – Claudia begann förmlich Herzklopfen zu bekommen. Aber dann mußte sie lächeln. Der Flieger wußte vermutlich besser Bescheid als eine kleine, zum erstenmal fliegende Claudia Keller! Jetzt tauchte der Anfang einer langen Asphaltbahn auf – sie sausten darüber hinweg – ein leichtes Aufschlagen – und Claudia stand wieder auf heimatlichem Boden.
    Sie stand vorn in der Gruppe der Fluggäste, die in die Paßkontrolle geführt wurden. Über die ganze Front des Gebäudes lief eine breite Terrasse. Claudia blickte nach oben. Hier drängten sich die Menschen – Kopf an Kopf – aber dort – dort – genau über dem Eingang zur Paßkontrolle, nur ein paar Meter über dem Platz, wo sie stand –, da sah sie Mutti. Claudia winkte mit dem Taschentuch hinauf – und dort stand auch Onkel Peter und winkte mit einem Blumenstrauß!
    Oh, wie war sie ungeduldig! Eins, zwei,

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