Unsichtbar und trotzdem da!, 4, Jagd in den Straßen (German Edition)
weiter!“
„Klar, Chefchen!“ Herbert stellte das Wasser wieder an, das sogleich laut losrauschte. Er hatte feuerrote Haare und lange Koteletten, die ihm bis zum Kinn reichten.
Addi stieß die Luft aus und gluckste. „Chefchen! Habt ihr das gehört? Er hat Chefchen gesagt.“
„Sei bloß still!“, fauchte Jenny leise.
„Ja“, raunte Ağan. „Wenn die Dröhnkarre irgendwo ist, dann bestimmt hier! Los, wir müssen sie suchen. Und zwar dahinten!“
Die Unsichtbar-Affen schlichen an der Waschanlage vorbei weiter in die dunkle Garage. Auf den ersten zehn Metern standen mehrere geparkte Privatwagen zwischen hohen Betonpfeilern.
Dann kam nichts mehr, außer leeren Parkplätzen, die allesamt mit verblichenen weißen Streifen auf dem Boden voneinander abgetrennt waren.
„Viel Betrieb ist hier aber nicht“, meinte Jenny.
„Aber es stinkt total nach Benzin und Öl und heißen Motoren“, flüsterte Ağan. „Hier fahren den ganzen Tag ziemlich sicher viele Autos rein und raus oder werden gewaschen und repariert. Nur eben nicht mehr um diese Uhrzeit.“
„Ja“, sagte Addi. „Es riecht wirklich so, als ginge hier ganz schön was ab!“
„Aber was?“ Jenny schlich weiter. Durch ein Fenster unter der Decke fiel ein dünner Lichtstreifen, der sie traf und ihren Schatten groß gegen eine Wand warf.
„Vorsicht!“, zischte Addi. „Nicht ins Licht laufen. Wenn jemand unsere Schatten sieht, sind wir dran.“
Kaum hatte er das gesagt, trat eine große Gestalt hinter einer Mauer hervor. Rasch duckten sich die Unsichtbar-Affen hinter ein einsames Auto, das dicht an der Wand parkte. Von hier konnten sie sehen, dass neben der Mauer ein breiter Durchgang in eine kleinere Werkstatthalle führte.
„Herbie!“, rief die Gestalt und trat in den Lichtstrahl, in dem eben noch Jenny gestanden hatte. Die Unsichtbar-Affen erkannten einen dicken Mann in einem ölverschmierten Blaumann. „Herbie! Hast du abgeschlossen?“
„Bin dabei!“, kam es von vorne zurück.
Die Unsichtbar-Affen hörten, wie das Tor zugezogen wurde und mit einem Rumpeln ins Schloss fiel. Erschrocken sah Jenny Addi und Ağan an. Doch die beiden legten nur die Finger an die Lippen.
„Komm schon, Herbie, mach hinne!“, rief der dicke Mechaniker. „Ich brauche deine Hilfe hier. Wir müssen die Karre bis morgen Abend fertig haben. Das Rennen beginnt mit Anbruch der Nacht. Und deiner wird der Siegerwagen!“
„Ja, Chefchen!“, antwortete der rothaarige Herbie und eilte herbei. „Jedenfalls, wenn der fiese Matze nicht doch wieder gewinnt.“
„Ach, der!“ Der dicke Mechaniker drehte sich um und jetzt fiel sein Schatten an die Wand hinter Jenny, Addi und Ağan. „Der istnur brutal und fegt die Leute von der Straße. Du bist ganz klar der bessere Fahrer.“
Herbie nickte. „Aber er ist wirklich raffiniert! Er hat mich neulich in einem kleinen Privatrennen an einer Ampel geschlagen. An einer Blitzampel! Er ist da einfach bei Rot rüber und ich habe natürlich gebremst.“
„Was?“
„Na, so, wie ich gesagt habe.“
„Aber dann verliert er doch seinen Führerschein“, rief der dicke Mechaniker. „Dann ist er doch auf dem Polizeifoto. Das würde er nie riskieren. Für den ist sein Auto doch alles!“
„Das dachte ich ja auch“, gab Herbie zurück. „Aber er hat mich übertölpelt. Die Blitzampel hat nämlich gar nicht funktioniert. Die ist tot. Und der fiese Matze muss das gewusst haben. Das war in Kreuzberg. Der ist da einfach rübergerauscht wie nichts. Da musste sogar einer an der Kreuzung noch ziemlich in die Eisen steigen. Aber das kümmert den Matze ja auch nie!“
„Schlauer Sack“, brummte der Chef. „Der wusste, dass die Ampel nicht ging, und hat sich gedacht, dass du bremst! Der hat dich drangekriegt.“
„Ja“, nickte Herbie. „Der hat keine Nerven. Den hält nichts auf! Sauknapp war das, echt sauknapp! Dabei hat er fast noch einen Bus gerammt. Aber seine Nummernschilder waren ja wie immermit Dreck verschmiert. Den kriegt so schnell keiner. Der kennt die Berliner Ampelschaltungen besser als jeder Bulle. Matze ist der perfekte Straßenraser.“
Der Chef hob eine Hand, um den Redeschwall Herbies zu stoppen. „Dann sieh zu, dass du ihn beim Rennen endlich erwischst. Ich habe fünfhundert Euro auf deinen Sieg gesetzt. Herbie, du bist der bessere Fahrer. Lass dir keine Angst machen! Du kriegst ihn. Und in der Nacht da draußen gibt es auch keine Ampeln! Bist du bereit?“
„Ja, klar, Chefchen!“, gluckste der
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