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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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schußbereit zu machen, ohne daß der Bursche da oben etwas merkt.«
    »Nun, das wird nicht schwerfallen«, warf Barradas ein. »Wir brennen ein bißchen Nebelpulver ab. Nicht zuviel, damit er nicht mißtrauisch wird.« Der Plan war schnell ausgeführt.
    »Ich habe ihn im Visier!« rief Barradas kurz darauf unter dem Geschütz hervor.
    »Dann los!« schrie Droste.
    Im selben Augenblick krachte der Schuß.
    Das gut gezielte Geschoß hatte einen Flügel des Flugschiffs getroffen. Dieses geriet ins Trudeln, stürzte ins Meer.
    Doch gleichzeitig krachte es auch auf dem Schoner. Ein paar Granaten flogen über ihre Köpfe weg.
    »Vorwärts, Alvarez und Calleja! Die nächsten Schüsse könnten gefährlich werden ...«
    Die weiteren Worte erstarben in der Detonation der beiden Geschütze, die auf den Schoner gerichtet waren.
    »Sie sitzen!« rief Droste, der durchs Glas sah. »Ah! Jetzt dreht er bei. Schnell noch ein paar hinter ihm her!«
    »Hätten wir es nicht so eilig«, fiel Barradas ein, »wäre es ein Vergnügen, sie zu jagen.«
    »Ich fürchte«, erwiderte Alvarez, »der Bursche ist schneller als wir.«
    »Seht doch den Fallschirm!« unterbrach ihn Barradas. »Einer von den Flugzeuginsassen scheint den Sturz lebend überstanden zu haben.«
    Mit dem Glas konnte man deutlich erkennen, wie der Schiffbrüchige die nächste der Inseln schwimmend zu erreichen, versuchte.
    »Den müssen wir haben!« rief Droste.
    Die »Susanna« drehte nach Nordwest, hielt auf den Schwimmenden zu. Man warf dem Mann eine Leine hin. Er ergriff sie, ließ sich an Bord ziehen.
    Kaum hatte Barradas ihn erblickt, rief er laut: »Ist’s möglich? Jean Renard? Sie sind’s?«
    Der Angeredete wischte das Wasser aus den Augen. »Ah! Das nenn’ ich ein Wiedersehen, Leutnant Barradas!«
    »Die Umstände, mein guter Renard, sind nur reichlich merkwürdig. Ich glaube, wir haben hier den >Schrecken der Meere< erwischt.«
    Renard lachte laut auf. Barradas wandte sich unwillig von ihm ab, zu seinen Kameraden; schritt mit denen zum Hinterdeck.
    »Eine unangenehme Situation, Freunde! Halte mich schon gefreut, den frechen Piraten hier an die Rah zu hängen. Jetzt ist das, soweit es mich angeht, ausgeschlossen. Ihr kennt den Burschen dem Namen nach ja alle zur Genüge. Ich hatte das Vergnügen, mit ihm während des Krieges persönliche Bekanntschaft zu machen, und zwar bei einer Gelegenheit, die für mich recht bedenklich war.
    Ihnen, Mr. Droste, ist vielleicht weniger über den Mann bekannt. Ich will Ihnen kurz einiges über ihn sagen. Renard ist geborener Franzose. Fuhr als Kapitän eines Trampdampfers vorzugsweise zwischen den französischen Kolonien Hinterindiens und den Philippinen. Seine Geschäfte bestanden in der Hauptsache in Schmuggelfahrten. Eines schönen Tages wurde er von einem brasilianischen Flugzeuggeschwader gejagt und gefangengenommen. Um dem Feind keinen Beweis seiner Tätigkeit zu geben, versenkte er das Schiff, noch ehe die Brasilianer an Bord kommen konnten. Daß dabei ein großer Teil seiner Mannschaft zugrunde ging, genierte ihn weniger als der Umstand, daß auch seine Schätze in die Tiefe gingen.
    Obgleich die Indizien gegen ihn nur schwach waren, wurde er zum Tode verurteilt. Am Tage vor der Hinrichtung gelang es ihm, aus dem Gefängnis zu entkommen. Beim Beginn unseres Krieges gegen Brasilien tauchte er plötzlich bei uns auf. Er war im Besitz eines hervorragenden Flugzeuges, nahm als freiwilliger Flieger an den Kämpfen teil. Seine Erfolge waren nicht gering. Doch dauerte es nicht lange, so kam man dahinter, daß er bei alledem bestrebt war, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Er trieb Kriegsgeschäfte auf eigene Rechnung. Das Ende vom Lied war, daß ihm die Heeresleitung deutlich zu verstehen gab, daß man auf seine Dienste verzichte. Seit der Zeit betreibt er sein Geschäft offen als Pirat, wobei er jedoch nach Möglichkeit venezolanische Schiffe schont.
    Mittels seines Flugzeuges und seines Motorschoners hat er hier in der Südsee schon manches Frachtschiff seiner kostbaren Ladung entledigt. Mit uns hatte er zweifellos dasselbe vor. Was nun tun?«
    »Du vergaßest zu erzählen, Barradas, bei welcher Gelegenheit du ihn einmal persönlich kennenlerntest.«
    »Richtig, Alvarez! Ich war in einen Luftkampf verwickelt gegen starke Übermacht der Brasilianer - da kam mir Jean Renard zu Hilfe. Ich persönlich bin ihm also zu Dank verpflichtet. Was ihr mit ihm tun wollt, tut’s ohne mich!«
    Die anderen schwiegen.
    Nach

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