Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
zurück.
    »Don Roberto!« wollte er rufen, da schloß ihm eine Hand den Mund.
    »Still, Señor Avilla! Treten Sie beiseite! Ich nehme den Weg durchs Fenster.«
    »Dahin ist’s gekommen, Don Roberto, daß der Herr es nicht wagen kann, über die Schwelle seines Hauses zu treten! Oh, Don Roberto! Was ist aus unserem schönen Vaterland geworden!«
    »Still jetzt, Juan! Jede Minute ist kostbar. Ich kam hierher, um Maria Anunziata zu sprechen. Gehen Sie zu Ihrer Frau! Sie soll sie wecken! Schnell!«
    Avilla eilte zur Tür. Da öffnete diese sich von selbst. Er taumelte erschrocken einen Schritt zurück. »Dona Maria! Allmächtiger Gott!«
    »Robert, du bist hier?« Die Blinde schritt mit ausgebreiteten Armen auf Wildrake zu.
    Dann lagen sie sich in den Armen. Der Schlag der Mitternachtsstunde riß die Liebenden aus ihrer Versunkenheit.
    »Ich muß fort, Maria! Der Morgen soll mich schon bei Edna sehen.«
    »Unmöglich, Robert! Ich lasse dich nicht! Du darfst jetzt nicht von mir gehen! Noch nicht! Du fürchtest Verrat? Glaube mir, kein Mensch würde das tun!«
    Ein bitteres Lachen Wildrakes. »Du täuschst dich, Maria. Vielleicht sogar, daß unter unseren eigenen Leuten der Verräter wäre, der morgen zum Tribunal eilen würde.« »So nimm mich mit, Robert! Wie schön, wenn ich dich begleiten und Edna überraschen könnte! Oh, wie werden wir glücklich sein, wenn wir uns wiedersehen!«
    »Maria! Ein Ritt bei Nacht? Unmöglich für dich. Der Weg ist weit, führt durch den wüsten Urwald.«
    »Ich bleibe bei dir. Ich reite hier fast täglich mit Avilla in die Pampas. Er hat mir ein frommes Tier ausgesucht, das mich mit unfehlbarer Sicherheit über alle Hindernisse hinwegbringt.«
    Robert fühlte, daß er nicht länger widerstehen konnte.
    »So mag’s denn sein, Maria! Avilla soll dich, wenn ich mit Pablo, dem Indianerjungen, weggeritten bin, auf dem Pferde zur großen Agave bringen!«
    Eine Viertelstunde später ritten sie hinter dem Indianer her durch die Pampas. Wildrake erzählte und wurde von Fragen Marias unterbrochen.
    »Ja, gewiß! Das war klug, Robert, Edna zu den Indianern zu bringen. Das Gute, was du an dem Häuptling Cihuaca und seinen Leuten tatest, trägt jetzt Früchte.«
    »Um so mehr«, warf Wildrake ein, »als sicherlich Cihuaca schweres Unrecht geschah - damals, als er und seine Leute von der Regierung gewaltsam in das unwirtliche Höhenklima von Wildrake-Hall deportiert wurden.«
    Maria unterbrach ihn. »Daß du es während des Krieges dahin gebracht, daß sie nach zwanzigjähriger Abwesenheit wieder in die Heimat zurückkehren durften, werden die dankbaren Rothäute dir nie vergessen. Meine alte Dienerin gehört zu ihrem Stamm. Sie erzählt immer wieder, wie der Name Wildrake bei den Indios verehrt wird.«
    Der Morgen graute, als sie in das Indianerdorf einritten.
    Lange lagen sich Edna und Maria in den Armen.
    *
    Seit vier Tagen und vier Nächten durchfurchte der schnittige Rumpf der »Susanna« die Fluten des Karibischen Meeres. Noch drei Stunden, dann würde ihr Ziel erreicht sein.
    Da wies Calleja mit einem Ausruf des Erstaunens nach Nordwesten, wo sich eben ein Flugzeug von einer Insel erhob und Kurs auf sie zu nahm. Auch Barradas und Alvarez eilten herbei. Verwundert erwarteten sie den rätselhaften Besucher. Der ging jetzt etwas tiefer. Ließ seine Hubschraube angehen, hing hundert Meter über der »Susanna« in der Luft.
    »Sofort stoppen!« rief eine Stimme, und wie um dem Befehl größeren Nachdruck zu geben, prasselten Maschinengewehrkugeln vor dem Bug der »Susanna« ins Wasser. Noch ehe deren Insassen sich von ihrer Überraschung erholt hatten, warf das Flugzeug eine Mitteilungsboje aus und schraubte sich dann mit seiner Hubschraube auf etwa fünfhundert Meter empor.
    Droste stellte mechanisch den Krafthebel ab und ging zu den anderen.
    Calleja hatte der Boje ein Stück Papier entnommen, las, lachte. »Der Herr«, er deutete nach oben, »seines Zeichens ein Pirat, beabsichtigt, uns die Ehre seines Besuches zu gönnen. Gleich wird sein Schiff erscheinen.«
    Alle richteten die Blicke zur Inselgruppe. Neben dem Eiland, von dem das Piratenflugzeug aufgestiegen, wurde jetzt ein großer Motorschoner sichtbar.
    »Teufel noch eins!« fluchte Alvarez, »das hätte uns noch gefehlt - kurz vorm Ziel ausgeplündert zu werden! Doch diesmal haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Jetzt bietet sich uns eine famose Gelegenheit, die englischen Geschütze zu probieren. Es heißt nur, ein paar davon

Weitere Kostenlose Bücher