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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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einer Weile ergriff Droste das Wort. »Mir scheint, wir überlassen die ... Entscheidung über Renards Schicksal am besten Kapitän Wildrake.«
    »Aber wir können ihn doch nicht mitnehmen zu unserer Insel?« warnte Alvarez.
    Droste schüttelte den Kopf. »Nein. Wir können überhaupt nicht weiterfahren, Señores, ohne uns vorher mit Wildrake ins Einvernehmen gesetzt zu haben. Die Insel, die wir suchen, ist nur knappe drei Fahrtstunden von hier entfernt. Gesetzt den Fall, wir lassen Renard laufen, so ist nicht ausgeschlossen, daß er in einiger Zeit wieder nach dieser Inselgruppe zurückkehrt, wo er augenscheinlich seinen Schlupfwinkel hat. Die Situation ist für ihn nicht unähnlich wie für uns. Aber, davon abgesehen, man wird sicherlich bald gegen dieses Luftpiratenwesen mit aller Macht einschreiten. Bei der Gelegenheit könnte Renard uns ungewollt die Verfolger auf den Hals ziehen. Ich halte es für ganz ausgeschlossen, daß wir unseren Stützpunkt auf einer Insel wählen, die von dem Piraten im Flugschiff in kürzester Zeit erreicht und beobachtet werden kann.«
    »Sie haben recht, Mr. Droste. Kapitän Wildrake muß hierher! Er mag dann also bestimmen, was mit Renard geschehen soll.«
    »Wir werden«, sagte Droste, »solange an der Insel Renards festlegen.«
    In der Nähe Baranas am Rio Apure lag das kleine Gut, auf das sich Oberst Guerrero zurückgezogen hatte. Als am letzten Tage der Waffenstillstandsberatungen im brasilianischen Hauptquartier alles an jener Forderung der Brasilianer, Wildrake und seine Gefährten auszuliefern, zu scheitern drohte, hatte der Führer der venezolanischen Delegation sich telegrafisch an das Kabinett in Caracas gewandt. Das empfahl unbedingtes Nachgeben. Da hatte Guerrero in offener Empörung sein Amt niedergelegt, war grollend in die Heimat zurückgekehrt. Doch nicht lange sollte er die erzwungene Muße genießen. In der venezolanischen Armee wurde die Zahl der Unzufriedenen immer größer. Es dauerte nicht lange, so wurde Guerreros Besitztum der Sammelpunkt all der mißvergnügten Elemente, die von hier aus offen oder versteckt die Regierung wegen ihrer Schwäche aufs heftigste angriffen.
    Guerrero, der stillschweigend anerkannte Führer dieser Unzufriedenen, wahrte als einziger einen kühlen Kopf. Er erstrebte nichts für seine Person, hatte nur dar. Beste seines Vaterlandes im Auge. —
    Der Abend war hereingebrochen. Die letzten seiner Gäste hatten das Haus verlassen. Guerrero schritt in seinem Arbeitszimmer nachdenklich auf und ab. Die neuesten Nachrichten von Manaos, wo die Friedensverhandlungen geführt wurden, lauteten beunruhigend. Die Forderungen der Brasilianer wurden immer maßloser.
    Ein Diener trat ein, überreichte dem Oberst einen verschlossenen Brief. Der riß ihn auf, las. Ein kurzes Erschrecken. »Wildrake?« flüsterte er halblaut vor sich hin. »Sollte er es gewagt haben?« Und laut: »Führe den Herrn hierher, Juan!«
    Ein paar Augenblicke später schloß sich die Tür hinter der Gestalt Wildrakes.
    »Sie sind’s wirklich, Don Roberto?« Der Oberst trat auf den Kapitän zu, umarmte ihn. »Sie wagen viel.«
    »Ich fürchte nur, Ihnen, Herr Oberst, Unannehmlichkeiten zu machen. Für meine Person habe ich keine Sorge.«
    Eine Stunde wohl mochten die beiden verhandelt haben. Die tiefen Falten auf Guerreros Stirn hatten sich geglättet. Seine Augen blitzten. Er ergriff Wildrakes Hand.
    »Das allerdings«, sagte er, »wäre der höchste Beweis von Vaterlandsliebe. Wenn es Ihnen gelänge, auch nur einen Teil dessen auszuführen, was Sie sich da vorgenommen haben ...«
    »Für mich, Herr Oberst, handelt es sich nur darum, daß die Verhandlungen sich noch weiter hinziehen. Daß nicht ein vorzeitiger Friede all meine Bemühungen zunichte macht.«
    »Dafür lassen Sie mich sorgen, Kapitän!«
    *
    Wildrakes Flugzeug näherte sich dem Indianerdorf. Nur ein kurzer Aufenthalt, dann würde er mit Edna und Maria weiter nach Europa fliegen.
    Der Morseticker zu seiner Rechten begann zu schreiben. Es waren die mit Droste verabredeten Codezeichen. Seine Züge verfinsterten sich. Kaum das Unternehmen begonnen - und schon solch unangenehmer Zwischenfall! Die Angelegenheiten in Europa verlangten dringend seine Anwesenheit. Jetzt nun dies! Die Reise nach England einstweilen unmöglich. Er mußte sofort zu den Kameraden.
    Der Bericht Drostes hatte geendet. Wildrake schaltete seinen Apparat auf Senden um: »Komme sofort.« —
    Auch die Freude des Wiedersehens mit Maria und Edna

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