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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Adeline.
    »Er ist hier! Ich habe sein Gesicht gesehen - hier im Spiegel des Weines! Seine Augen glotzten mich drohend an.«
    Die Hand, mit der Adeline die Monstranz hielt, begann zu zittern, und das Gefäß glitt zu Boden. Wie Blut ergoß sich der rote Wein über ihr weißes Kleid.
    Graf Gajewsky fing die Taumelnde auf, die sich in krampfhaftem Schluchzen an ihn klammerte. »Suche die Gäste zu beruhigen!« flüsterte er seinem Schwager zu. »Ein kleiner Nervenschock! Denke dir rasch irgendeine Entschuldigung aus!«
    Adeline im Arm, verließ Gajewsky den Saal. Doch Franz, geisterhaft blaß, suchte vergeblich nach beschwichtigenden Worten. Sobald er zum Sprechen ansetzte, ward nur immer ein Gestammel »Arvelin!« daraus.
    Raunen im Saal. »Welch düstere Geheimnisse?« die einen. »Strafe des Himmels!« die anderen.
    »Fort von hier!« raunte man beklommen einander zu.
    An Morawsky s Arm hastete Franz aus dem Saal. Ihm nach die bunte Schar seiner Gäste. Und schon lag das Gemach, das noch eben von jauchzender Festfreude widerhallte, verlassen und öde.
    »Que ha, porco!« rief der Sergeant Arvore einem baumlangen Trainsoldaten zu, der, die Hände in den Taschen, müßig zuschaute, wie der Sergeant mit zwei Leuten sich mühte, ein Lastauto mit Kisten und Körben zu beladen.
    Der Angeredete nahm lässig die kurze Pfeife aus dem Munde, deutete auf seinen Kraftwagen, der unweit des Depots hielt.
    Der Sergeant schüttelte grinsend den Kopf. »Keine Angst, Freundchen! Der Wagen läuft dir nicht weg! Hier, faß an!«
    Mürrisch gehorchte der Soldat. Er schwang die schwere Kiste über die Schulter, warf sie krachend auf den Wagen.
    »Que ha bife!« fluchte der Sergeant. »Langsam mit den schönen Sachen, sonst gibt’s ein Donnerwetter bei den Herren da hinten in Villa Bella.«
    Er wandte sich den beiden anderen zu, die inzwischen neue Vorräte aus den Depots geholt hatten. »Schnell, Ribeiro! In einer halben Stunde mußt du spätestens in Villa Bella sein! Sobald du abgeladen hast, kommst du zurück, fährst dann als zweite Tour nach der anderen Station in Dados Fort. Verflucht, daß man mir so wenig Leute gelassen hat! Der Teufel soll den Kram holen! Die ganze Nacht wird vergehen, ehe alle Lebensmitteltransporte an Ort und Stelle sind. - Du fährst allein, Ribeiro! Ich kann Aves nicht entbehren. Wirst den Weg ja auch bei Nacht finden. Für den Notfall hast du die Karte bei dir.«
    »Werde schon zurechtkommen, Sergeant! Habe die Fahrt bei Tage oft gemacht.«
    Während der Fahrer sich mit dem Lastauto zu schaffen machte, schritt Arvore zum Depot, schrie im Vorbeigehen dem gezwungenen Helfer zu: »Scher dich zu deinem Wagen! Brauche dich nicht mehr!« —
    Ribeiro mochte mit seinem Lastkraftwagen wohl die Hälfte seines Weges zurückgelegt haben, als er vor sich ein Auto halten sah, das anscheinend eine Panne hatte.
    Mitten auf der Straße stand der Fahrer und hob die Hand: »Hallo! Halt an! Hast du Stoff zur Aushilfe?«
    »Ah!« grunzte Ribeiro vor sich hin. »Du langes Laster hast uns vorhin geholfen. Will ich dir jetzt helfen.«
    Er sprang vom Wagen, trat zu dem anderen ... Doch da! Was ...?
    Ribeiro konnte nicht weiterdenken. Zwei Hände legten sich wie ein Schraubstock um seine Kehle, daß ihm die Besinnung schwand. Von allem Weiteren - daß seine Hände und Füße gefesselt wurden, daß ein Knebel seinen Mund verschloß - spürte er nichts mehr.
    Was nun geschah, vollzog sich in Sekundenschnelle. Der Trainsoldat packte Ribeiro um den Leib, warf ihn in den Personenwagen. Der Motor sprang an. Kaum hundert Meter weiter, wo die Straße sich scharf nach Süden wandte, brach der Wagen in das leichte Gebüsch. Soweit die Bäume es gestatteten, ließ der Lange ihn fahren, bis ein Stamm den Weg versperrte.
    »Na schön - es wird genügen! So bald finden sie ihn hier nicht. Gut, daß der Kerl ein Zwerg ist! Mit einiger Mühe werde ich schon in seine Kluft passen. Gracias, Santa Maria! Sie paßt!«
    Barradas hatte dem Besinnungslosen die Fesseln gelöst, ihm den Rock abgestreift, den er sich selbst überzog. Auch die Mütze paßte einigermaßen.
    »Adens! Passe muito bem!«
    Mit ein paar Sprüngen war Barradas auf der Straße, rannte zu dem Lastwagen zurück. Er wollte eben anfahren, da hielt er den Atem an. Geräusch hinter ihm? Er horchte angestrengt. Nein, eine Täuschung! Der Lärm wurde schwächer, verlor sich. Er schaute auf die Uhr.
    »Eine Stunde noch! Bis hierher hat Santa Maria geholfen. Möge sie weiterhelfen!«

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