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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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passieren musste, damit du so arbeiten kannst wie jetzt? Hättest du jemals herausgefunden, dass der Mann, der Sabine Körner umgebracht hat, vermutlich einer der größten Serienkiller aller Zeiten ist? Ich glaube nicht, denn du hättest nie eine Verbindung zwischen all den Morden hergestellt. Sieh ’ s mal von der Seite. In diesem Land gibt es Tausende von Polizeibeamten, und nicht einer von ihnen hat in all den Jahren für möglich gehalten, dass bei uns einer rumlaufen könnte, der sich an Kindern und Erwachsenen vergreift. Und warum nicht? «
    » Keine Ahnung. «
    » Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Hast du gestern selber so ähnlich gesagt. Du hast jetzt ein Bild geschaffen, auch wenn es mir überhaupt nicht gefällt, wenn ich ganz ehrlich bin. «
    » Meinst du, mir? « Henning winkte die Bedienung herbei und beglich die Rechnung, obwohl Santos ihren Teil selber übernehmen wollte. Auf dem Weg nach draußen sagte Henning : » Bei Nissen hat ein Zufall den andern gejagt. Er hat nie einer Frau etwas angetan, selbst seine Vorstrafe war unberechtigt gewesen, denn in einem Abschiedsbrief hat man keinen Grund mehr zu lügen, und außerdem hat die werte Dame, die ihn damals angezeigt hat, reumütig eingestanden, nicht vo n i hm vergewaltigt worden zu sein. Aber all dies hat Nissen nichts mehr genutzt. Er wurde ein Opfer vieler tragischer Umstände. Ich weiß nur eins, ich werde mir diesen Fehler nie verzeihen können. Verdrängen vielleicht, aber vergessen, auf keinen Fall. «
    » Keiner verlangt von dir, es zu vergessen. Verdrängen hilft aber auch nicht, du müsstest dir einfach klar machen, dass es eben diese tragischen Umstände gibt, gegen die wir machtlos sind. Und die Zeit zurückdrehen kannst du auch nicht. Was bringt es dir also, wenn du dich immer noch mit Selbstvorwürfen quälst? Nichts, aber auch rein gar nichts. Du machst Nissen nicht wieder lebendig und … «
    » Lisa «, sagte Henning und stützte sich aufs Autodach, » ich will die Zeit nicht zurückdrehen, und ich werde auch über den Verlust meiner Familie hinwegkommen. Und jetzt rein hier, Volker und Jan wollen auch irgendwann mal nach Hause, sonst geht ’ s denen noch so wie mir. «

 
    SONNTAG, 17.45 UHR
     
    H arms und Friedrichsen saßen zusammen und unterhielten sich angeregt, als Henning und Santos zur Tür hereinkamen .
    » Und, wie ist es gelaufen? «, fragte Harms, der genau wusste, wie sehr Henning diese Frage hasste. » Wie ist es gelaufen? « h örte sich für ihn gelangweilt an, eine stereotype Frage, auf die er gerne eine ebensolche Antwort gegeben hätte .
    » Die Eltern von Melanie sind sehr nett. Sie sind beide Ärzte, und Melanie war nur adoptiert «, sagte Santos, die sich wieder ans Fenster stellte. » Ist sie in der Rechtsmedizin? «
    » Sie wird wohl noch obduziert. Sonst irgendwelche Besonderheiten? «
    » He «, sagte Henning leicht genervt, » bist du auf dem Sprung nach Hause oder zu deiner Geliebten? Wir haben uns den ganzen Tag um die Ohren geschlagen, also … «
    » Piano, piano, aber ich wollte mein Wochenende mit der Familie verbringen und nicht hier im Präsidium «, verteidigte sich Harms. » Und den letzten Satz hättest du dir sparen können. «
    » Sorry, war nicht so gemeint. Haben wir Fotos? «
    » Liegen vor dir in der Mappe. «
    Henning nahm sie heraus und legte sie nebeneinander. Santos stellte sich neben ihn und sagte: » Das mit den Augen versteh ich nicht. «
    » Hab ich das noch nicht erwähnt? «, fragte Henning. Kopfschütteln. » Er sticht die Augen grundsätzlich nur bei weiblichen Opfern aus, nicht bei Jungs oder Männern. Auch eine seiner morbiden Eigenarten. « Und nach einer kurzen Verschnaufpause: » Sind die Überwachungsbänder der Raststätte schon gesichtet worden? «
    » Ja, aber da ist nur die Tankstelle drauf. Kannst du vergessen .
    Ich glaub auch nicht, dass unser Mann so blöd ist, sich fotografieren zu lassen. Der ist, falls er tatsächlich so clever ist, um die Tankstelle rumgefahren, wo keine Kameras installiert sind .
    Unsere Wismarer Kollegen haben auch die Mitschüler von Melanie Schöffer befragt, aber keine von ihnen hat auf dem Rastplatz ein Foto gemacht. Die haben ja auch nur zehn Minuten Zeit gehabt. «
    » Na ja, es war einen Versuch wert. Trotzdem würde ich mir die Überwachungsbänder bei Gelegenheit gerne noch mal selbst anschauen. «
    In der folgenden Stunde berichteten Henning und Santos von ihrem Besuch bei Melanies Eltern, und als sie geendet hatten,

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