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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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dünn angezogen bei dem Wetter. Du erkältest dich noch. Pass auf, wir machen jetzt Folgendes: Du zeigst mir den Weg, den du gekommen bist, und dann sind wir ganz bestimmt auch gleich bei deiner Mama. Sie macht sich sicher schon große Sorgen, wo du sein könntest. Wollen wir das so machen? «
    » Hm. «
    » Jetzt hör mir gut zu. Bist du so, wie du eben vom Spielplatz gekommen bist, auch reingegangen? «
    » Hm. « Jule nestelte an ihrem geblümten Kleid und sah Butcher von unten herauf an.
    » Gut. Jetzt stellen wir uns mal direkt vor den Spielplatz. Von wo bist du gekommen? Von dort oder von dort? « Er zeigte nach links und nach rechts.
    » Dort. « Sie deutete mit dem ausgestreckten Arm nach links .
    » Prima, das ist doch schon mal was. Komm, wir setzen uns in mein Auto, und dann zeigst du mir den Weg zu dir nach Hause. Einverstanden? «
    » Hm. «
    » Du darfst auch ausnahmsweise vorne sitzen, aber ich muss dich anschnallen «, sagte Butcher, der wartete, bis Jule sich richtig hingesetzt hatte, und dann den Gurt festmachte. Nach etwa fünfhundert Metern Fahrt rief Jule ganz aufgeregt: » Da ist meine Mama, da ist meine Mama! «
    Butcher hielt an, stieg wieder aus und ging auf eine junge Frau zu, die vollkommen aufgelöst schien. Sie war mittelgroß und hatte, soweit er das ausmachen konnte, eine sehr weibliche Figur, kurze braune Haare, blaue Augen und ein ausgesprochen anmutiges Gesicht, das keine Poren zu haben schien .
    Ihre Wangen waren gerötet, was entweder von dem kühlen Wind oder der Aufregung um die verschwundene Tochter herrührte .
    » Hallo, suchen Sie Jule? «
    » Ja «, stieß sie erleichtert hervor, wobei sie zitterte. » Wo haben Sie sie gefunden? «
    » Sie sitzt bei mir im Wagen, ich wollte gerade sehen, ob sie mir zeigen kann, wo sie wohnt. Sie hat offensichtlich die Orientierung verloren. «
    » Mein Gott, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Mit einem Mal war sie weg. Ich bin nur froh, dass sie einem Polizisten begegnet ist. Sie hat das noch nie gemacht. Danke, vielen, vielen Dank. Und du, Jule, ab nach Hause. Und wenn du noch einmal einfach so abhaust, ohne mir Bescheid zu sagen, muss ich leider alle Türen verschließen. Verstanden? « Ihr strenger Blick schien Jule für einen Moment zu beeindrucken, sie sank auf dem Sitz ein wenig zusammen .
    » Hm. Aber … «
    » Nichts aber. Ich habe mir große Sorgen gemacht, weißt du das eigentlich? «, sagte Jules Mutter mit eindringlicher und doch warmer Stimme, eine Stimme, wie Butcher sie selten zuvor gehört hatte.
    Er sagte: » Darf ich Sie nach Hause fahren? «
    » Danke, aber das ist nicht nötig, wir wohnen nicht weit von hier, ist gleich dort vorne. Ich will Ihnen wirklich keine Umstände machen. «
    Butcher lächelte verständnisvoll. »Das sind keine Umstände. Wie heißt es doch so schön – die Polizei, dein Freund und Helfer. Ich hatte mich mit einem Kollegen verabredet, der mich aber leider versetzt hat. Bitte «, sagte er, » das Taxi ist umsonst. «
    » Danke «, erwiderte sie leicht verschämt, » Sie sind sehr freundlich. «
    » Keine Ursache, ich hatte sowieso vor, wieder nach Hause zu fahren. «
    Sie dirigierte ihn bis zu einem kleinen Haus, das inmitten vieler anderer kleiner Häuser stand.
    » Darf ich Sie wenigstens zu einer Tasse Kaffee einladen? «, fragte Jules Mutter und sah Butcher von der Seite an .
    Er schaute auf die Uhr und sagte: » Na ja, da mein Kollege mich unerklärlicherweise versetzt hat, habe ich noch ein wenig Zeit. Und zu einer Tasse Kaffee sag ich eigentlich nie nein. «
    Sie gingen ins Haus. Es roch nach Duftkerzen, es war eine heimelige, gemütliche Atmosphäre, die Butcher so noch nie gespürt hatte. Er meinte den süßen Duft von etwas völlig Unbekanntem einzuatmen, holte tief Luft und nahm alles um sich herum auf. Sie kamen durch einen schmalen Flur und in ein kleines Wohnzimmer, das fast wie eine Puppenstube eingerichtet war, obwohl die Möbel eher modern waren – ein Schrank mit großen Glastüren, der oben fast an die niedrige Decke stieß, eine hellbraune Stoffgarnitur, bestehend aus einem Sofa und zwei Sesseln, und in der Mitte ein zur Größe des Zimmers passender Tisch, auf dem eine Häkeldecke lag. In der Ecke neben dem Fenster stand ein Fernseher, der aber ausgeschaltet war, und darunter eine Stereoanlage. Alles passte zusammen, nichts war zu viel und nichts zu wenig. Zwei Salzkristallleuchten spendeten in der dunklen Jahreszeit bestimmt angenehmes Licht, und an der Decke

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