Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
sage noch etwas .
    Es ist noch gar nicht so lange her, da tauchte sie splitterfasernackt im Schlafzimmer auf und legte sich zu meinem Mann ins Bett, während er schon schlief und ich im Wohnzimmer noch ein Buch las. Sie hat ihn verführen wollen, aber als er merkte, wer ihn da streichelte, Sie wissen schon, wo, da hat er sie ganz schnell rausgeschmissen. Ich höre ihr Lachen heute noch. Sie hat ihn ausgelacht. Das hat so wehgetan. Ich bin sofort hin, um sie zur Rede zu stellen, aber sie hatte ihre Zimmertür von innen verriegelt. Alles, was sie gesagt hat, war: › Ich wollte nur mal sehen, ob dein Mann auch gut ficken kann. Er ist ja nicht mein Vater, also könnte er mich auch ficken. ‹ Exakt diese Worte hat sie benutzt. Ich höre es noch, als hätte sie es eben erst gesagt. «
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und wollte noch etwas hinzufügen, als Santos fragte: » Wann war das? «
    » Kurz nachdem sie erfahren hatte, dass sie adoptiert war. So vor knapp zwei Jahren. Sie war da schon sehr gut gebaut. Sie sah wesentlich älter und reifer aus als die meisten andern in ihrem Alter. Und sie hatte eine Figur, um die sie fast alle Mädchen und Frauen beneidet haben. Aber das nur nebenbei. Jedenfalls, ich habe sie am nächsten Morgen zur Rede stellen wollen, aber sie hat mich gar nicht zu Wort kommen lassen. Sie hat gesagt, ich soll nicht so einen Stress machen, es sei doch nur Spaß gewesen. Und außerdem soll ich mich nicht so anstellen, ich müsste doch wissen, auf was Männer in seinem Alter so abfahren. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. «
    » Sind Sie traurig, dass Melanie tot ist? «
    » Natürlich, schließlich hat sie fünfzehn Jahre in diesem Haus gelebt. Ich bin im Augenblick noch ziemlich durcheinander, ich kann das alles noch gar nicht realisieren. Ich denke, es wird einige Zeit dauern, bis ich begreife … Sie verstehen schon. Zum Glück haben wir unsere Arbeit, die uns doch ziemlich ausfüllt. «
    » Ich wünsche Ihnen alles Gute «, sagte Santos, während sie wieder nach unten gingen, wo Jürgen Schöffer immer noch im Sessel saß. » Wir danken Ihnen für Ihre Offenheit, das hilft uns sehr weiter. Wir müssen los, es wartet noch ein langer Arbeitstag auf uns. Und sollte noch irgendetwas sein, hier ist meine Karte. « Santos legte sie auf den Tisch und trank den Kaffee aus. » Auf Wiedersehen. Und wir geben Ihnen Bescheid, wann Ihre Tochter zur Bestattung freigegeben wird und wann Sie sie noch einmal sehen können. «
    » Sehr freundlich von Ihnen «, entgegnete Schöffer und erhob sich. Er reichte erst Santos, dann Henning die Hand und lächelte, als wäre mit dem Ende der Ungewissheit auch so etwas wie Erleichterung eingetreten. » Kommen Sie gut heim. «
    Katja Schöffer begleitete die Beamten bis zur Haustür und verabschiedete sich dort von ihnen. » Aber das, was wir Ihnen erzählt haben, wird doch hoffentlich niemand von der Presse erfahren? «
    » Nein, ganz sicher nicht. Es sei denn, einer oder eine von Melanies Freunden oder Freundinnen sagt was, aber darau f h aben wir leider keinen Einfluss. Nochmals danke und auf Wiedersehen. «
    Sie blieb in der Tür stehen, bis Santos und Henning eingestiegen und losgefahren waren. Im Auto sagte Henning: » Mein lieber Scholli, wenn nur die Hälfte von dem stimmt, dann war das ein richtiges Früchtchen. Wie wird man so? «
    » Ich denke, ihre Eltern wissen das. Sollte ihre leibliche Mutter tatsächlich an der Nadel gehangen haben, dann ist es möglich, dass Melanie schon im Mutterleib einen Schaden davongetragen hat. Sie war hyperaktiv, wie der Vater ja selbst gesagt hat, und das findet man häufig bei solchen Kindern. Hab ich zumindest mal gelesen. Und was denkst du jetzt? «
    Henning kaute auf der Unterlippe und antwortete: » Das erspar ich dir lieber. «
    » Jetzt komm schon, raus mit der Sprache. Vielleicht ist es ja das Gleiche, was ich denke. «
    » Na ja, ich frag mich eben, ob das Zufall oder Fügung war. Puh, ziemlich verwerflich, was?«
    »Nee, die Kleine scheint eine echte Belastung für ihre Umwelt gewesen zu sein. Aber lass das mit der Fügung lieber unerwähnt, wenn Jan dabei ist. Der flippt sonst völlig aus. «
    » Trotzdem, warum wird Melanie an der Raststätte vergessen und unser Mann ist genau zu dem Zeitpunkt auch dort? Ich will diese Frage beantwortet haben. Ich möchte alle diese Fragen beantwortet haben, warum er immer ausgerechnet an einem Ort ist, wo etwas nicht wie jeden Tag ist. Ich erinnere an den

Weitere Kostenlose Bücher