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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sagte Henning: » Mir kommt es vor, als ob dieser Typ überall und nirgends wäre. Er ist praktisch unsichtbar, weil wir nich t w issen, wo er sich gerade aufhält. Und seine Spuren waren bisher auch unsichtbar, aber allmählich kommt Licht ins Dunkel. Er hinterlässt Spuren, jetzt ganz offensichtlich. Bis vor kurzem hat er auch welche hinterlassen, nur, er hat sie so geschickt zu verbergen gewusst, dass sie einfach übersehen wurden. Wie geht ein guter Schachspieler vor? Er denkt fünf, sechs oder gar mehr Züge im Voraus. Sprich, er kennt die Züge seines Gegners, ohne dass dieser es weiß. Wir sind der Gegner, und dass er Melanies Leiche in Neversdorf getötet und abgelegt hat, zeugt für mich davon, dass er uns herausfordert. Ihn langweilt allmählich dieses Spiel gegen sich selbst, oder es langweilt ihn, weil keiner bis jetzt darauf eingegangen ist. Er will wissen, ob wir ihn endlich verstehen. Ich weiß nicht, wo er als Nächstes zuschlagen wird, ich bin nur recht sicher, er wird sich erneut einen Ort aussuchen, wo er schon einmal gemordet oder eines seiner Opfer abgelegt hat. «
    » Moment «, meldete sich Friedrichsen zu Wort, » Miriam Hansen und Melanie Schöffer wurden beide an dem Ort getötet, wo sie auch gefunden wurden. Wie wahrscheinlich ist es, dass er das Spiel erneut ändert? Ich meine, dass er sein Opfer an einem Ort tötet und an einem andern ablegt? «
    » Das ist das Problem, noch bestimmt er die Regeln. Aber er wird, und da bin ich mir sicher, ab sofort nach einem Muster vorgehen. Es ist ein mathematisches Spiel, was bedeutet, dass er tatsächlich weit überdurchschnittlich intelligent ist. Ein tumber Killer mit einem IQ von siebzig wäre zu so was gar nicht in der Lage. Jan, ich will dir ja nicht deine psychologischen Kompetenzen streitig machen, aber mein amateurhaftes Profil sieht folgendermaßen aus: Er ist häufig unterwegs, wie schon erwähnt sehr intelligent, er hat gravierende private Probleme, und er ist ein Instinktmensch. Eine sehr seltene Kombination. Aber nur so einer kann nach meinem Dafürhalten die sogenannten Zufälle erkennen und für seine Zweck e a usnutzen. Versteht ihr, was ich meine? Tiere verfügen über diesen Instinkt, der ihnen sagt, hier und dort werde ich auf Beute stoßen. Sie werden ganz automatisch geführt. Und unser Mann ist in dem Bereich mit einem Tier vergleichbar. Aber das ist nur meine Sicht, es kann auch sein, dass ich vollkommen danebenliege. Alles Weitere, ob er ein Einzelgänger oder ein Gruppenmensch ist, ob er verheiratet oder Single ist, eben die ganze Palette, für die du ausgebildet und auch zuständig bist, musst du herausfinden. Da bin ich überfragt. Ich denke, das ist eine Aufgabe, bei der du all deine Kenntnisse und Erfahrung einbringen kannst. Was glaubst du, wie lange du für ein einigermaßen aussagekräftiges Profil benötigst? «
    Friedrichsen zuckte mit den Schultern, nahm die Brille ab und putzte sie an seiner Krawatte. Henning hatte ihn noch nie ohne Krawatte gesehen, es schien, als wäre sie ein Teil von ihm. Grauer Anzug, schwarze Schuhe, weißes Hemd und rote Krawatte.
    » Ich muss das gesamte Material in aller Ruhe sichten und kann erst dann ein Psychogramm erstellen. Eine Woche? Aber nur, wenn ich nicht durch andere Aufgaben gestört werde. «
    » Wenn wir dir alles vom Hals halten, schaffst du es dann auch in drei oder vier Tagen? «, fragte Henning .
    Friedrichsen schnaufte einmal tief durch und nickte. » Ich werd ’ s probieren, versprechen kann ich ’ s nicht. Kann ich das Zeug wieder mitnehmen? «
    » Wir kopieren alles, es ist sowieso besser, wenn wir es in doppelter Ausfertigung haben. Sind knapp zweihundertfünfzig Seiten plus die Fotos. Hat aber Zeit bis morgen, du kannst es also heute mitnehmen. Was hat eigentlich unser werter Staatsanwalt von sich gegeben? «, fragte Henning und sah Harms an .
    » Er fordert uns auf, eine Soko zu bilden, was wir ja ohnehin vorhatten. Aber er ist auch äußerst zufrieden mit deiner Arbeit … «
    » Was? «, fragte Henning überrascht. » Kieper ist zufrieden? Seit wann ist der mit irgendwas zufrieden? «
    Harms holte tief Luft und antwortete: » Lass mal deine Aversion gegen Kieper außen vor. Ich konnte nicht umhin, ihm zu berichten, was deine Vermutungen sind. Und natürlich war er nicht gerade sehr erfreut, im Gegenteil, er war sogar ziemlich konsterniert, als ich ihn mit den ganzen Fakten konfrontiert habe. Er hat vorgeschlagen, dass wir mit den zuständigen Dienststellen in

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