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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zwei Kinder großzuziehen … «
    » Das ist dein Problem, ich tu, was in meiner Macht steht, aber ich habe keine fünfhundert Euro für eine Zahnspange. Frag doch deinen werten Herrn Vater, ob er nicht mal einspringen kann, Geld genug hat er ja, der alte Geizkragen. «
    » Du bist aber der Vater … «
    » Und? Soll ich vielleicht wegen einer verdammten Zahnspange mit meiner Miete in Rückstand geraten? Wenn du mich komplett ruinieren willst, bitte, renn zu deiner Anwältin und frag sie, wie du das am besten bewerkstelligen kannst. Außerdem finde ich, dass Elisabeth wunderschöne Zähne hat.«
    »Gut, du wolltest es nicht anders. Werden wir doch mal sehen, wer am längeren Hebel sitzt. «
    » Claudia, ich sag ’ s nur ungern, aber du entwickelst dich immer mehr zu einem Miststück. Ich frag mich, wie ich so blöd sein konnte, dich jemals zu heiraten. Wie hältst du es eigentlich so lange ohne Lover aus? Da ist doch bestimmt jemand, der dich noch zusätzlich unterstützt und von dem du dich … «
    » Du wirst vulgär, mein Lieber. Aber das ist mal wieder typisch für dich. Nur weil du dein Leben nicht in den Griff bekommst … «
    » Und tschüs. «
    Er drückte auf Aus und warf sein Handy wütend auf den Tisch. Blöde Kuh, dachte er, holte sich einen Kaffee aus dem Automaten und verbrannte sich fast die Zunge. » Verdammte Scheiße! «, fluchte er. War er bis vor wenigen Minuten noch einigermaßen guter Laune gewesen, so hatte dieser Anruf sie schlagartig zerstört. Er steckte sich eine Zigarette an und inhalierte tief und blies den Rauch durch die Nase aus. Er war nur noch wütend. Sein Handy summte erneut .
    » Was ist denn jetzt noch? «, fuhr er seine Ex barsch an .
    » Ich wollte dir nur sagen, dass ich ein vorläufiges Besuchsverbot für dich erwirken werde. Ich habe eben mit meiner Anwältin telefoniert. Sie hat gesagt, das wäre relativ einfach durchzusetzen. Willst du es darauf ankommen lassen? Es tut den Kindern sowieso nicht gut, wenn sie dich nur alle paar Wochen sehen. «
    » Hast du sie gefragt, ob sie mich nicht mehr sehen wollen? «
    » Das brauche ich nicht, ich bin ihre Mutter und habe das alleinige Sorgerecht. Überleg dir also gut, ob du dich mit mir anlegen willst. Nur weil du bei der Polizei bist, bist du nicht das Gesetz. Außerdem bist du ein lausiger Bulle. «
    » Deine Tiefschläge kommen immer häufiger, sie tun aber nicht mehr so weh. Und lieber ein lausiger Bulle als ein charakterloser Mensch. Ich frage mich, was ich dir getan habe, dass du einen solchen Hass auf mich hast? Was? «
    » Du hörst von meiner Anwältin. «
    Sie legte auf, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Henning schüttelte nur den Kopf, trank seinen Kaffee aus, zog seine Jacke über und ging nach unten. Er schwang sich auf sein Fahrrad, das seit Samstag im Hof stand, und machte sich auf den Weg nach Hause. Er raste durch die Innenstadt, um seinen Frust abzubauen, und rannte mit dem Fahrrad auf der Schulter in den siebten Stock zu seiner Wohnung. Er stellte es auf den Balkon und deckte eine Plastikplane darüber. Ein Blick in den Kühlschrank, in dem nichts als ein angebrochenes Stück Butter, zwei Scheiben Wurst und drei Flaschen Bier waren .
    Das Brot, das er vor einer Woche gekauft hatte, war über das Wochenende schimmlig geworden, und er warf es in den Mülleimer. In einem kleinen Supermarkt kaufte er frisches Brot, zwei Tomaten, eine Tafel Schokolade und eine Schachtel seiner Billigzigaretten. Es war noch nicht einmal Mitte Mai, und er hatte noch genau hundertdreiundzwanzig Euro für den Rest des Monats. Sein Konto war heillos überzogen, der Dispo ausgeschöpft. Und er hatte keine Freunde, die ihm unter die Arme greifen würden. Seine Eltern waren vor beinahe zwanzig Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen und hatten ihm nichts hinterlassen. Natürlich hätte er sich an Arbeitskollegen wenden können, von denen er wusste, dass sie ihm helfen würden, angeboten hatten zwei von ihnen es schon, aber dazu war er zu stolz. Ich schaffe es auch so , dachte er und merkte doch bei jedem dieser Gedanken, wie er zunehmend desillusionierter und frustrierter wurde. Nur, diesmal durfte er persönlichen Gefühlen keinen Raum schenken, sie würden ihn bloß bei der Arbeit behindern. Dabei gab es persönliche Gefühle, die er nicht einfach ignorieren konnte .
    Wieder in seiner Wohnung, schmierte er sich zwei Scheiben Brot, die er jeweils mit Wurst und Tomatenscheiben belegte, und machte sich eine Flasche Bier auf. Nach

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