Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
als in den letzten Tagen. «
    » Sagen wir, um halb neun. «
    » Du machst es ganz schön spannend. Was ist los? «
    » Nachher. Und jetzt hau endlich ab, bevor ich ’ s mir anders überleg. «
    Lisa Santos nahm ihre Jacke, warf noch einen Blick auf ihren Schreibtisch und ging zum Parkplatz. Henning sah ihr lange und nachdenklich aus dem Fenster nach. Nachdem sie weggefahren war, griff er zum Telefonhörer und rief Staatsanwalt Kieper an. Von dessen Sekretärin erfuhr er, dass er bei Gericht war und direkt nach der Verhandlung nach Hause fahren wollte und auch morgen die meiste Zeit bei Gericht verbringen würde. Sie könne ihm jedoch eine Nachricht auf den Schreibtisch legen, dass er zurückrufen solle. Das sei nicht nötig, sagte Henning, er würde es in den nächsten Tagen eben noch mal probieren oder bei ihm zu Hause. Dann legte er auf .
    Okay, dachte er, dann eben morgen oder übermorgen. Irgendwann wirst du schon mal ein paar Minuten erübrigen können .
    Er sah auf die Uhr. Ein Kollege kam herein und brachte den vorläufigen Bericht der Rechtsmedizin zum Tod von Markus Göden. Todesursache ein tiefer Schnitt in den Hals, bei de m u nter anderem die Halsschlagader durchtrennt worden war .
    Und er war vorher mehrfach mit einem Elektroschocker kampfunfähig gemacht worden. Bei dem Kabelbinder handelte es sich um ein Produkt, das in jedem Baumarkt erworben werden konnte. Es gab Fingerabdrücke des Täters am Schuh des Opfers, die identisch waren mit jenen, die man auch bei Melanie Schöffer und Miriam Hansen sichergestellt hatte .
    Henning lehnte sich zurück, die Hände im Nacken verschränkt. Er spürte erst jetzt, wie müde und erschöpft er war .
    Die vergangenen Tage waren anstrengend gewesen, vor allem die Gespräche mit den Hinterbliebenen, die viele Rumfahrerei, der wenige Schlaf, aber auch die unzähligen Gedanken, die in seinem Kopf umherschwirrten und ihn nicht zur Ruhe kommen ließen. Und da war noch etwas, das er nicht einzuordnen vermochte, etwas, das ihm ein wenig Kopfzerbrechen bereitete, aber über das er nicht nachdenken wollte, auch wenn es ständig wie ein Geist in ihm rumspukte. Nein, nicht darüber nachdenken. Noch nicht. Vielleicht, wenn der Fall abgeschlossen ist, vielleicht aber auch nie .
    Harms kam herein und sagte, es sei fast sechs und er fahre nach Hause und Henning solle es ihm gleichtun .
    » Fahr nur, ich bleib noch einen Moment hier, ich will noch eine Akte lesen und mir ein paar Notizen machen. Schönen Gruß daheim. «
    Harms setzte seine Kappe auf, ohne die er nie auf die Straße trat, machte kehrt und die Tür hinter sich zu. Henning stellte sich wieder ans Fenster, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Der Himmel hatte aufgeklart, die Sonne hatte es endlich geschafft, die Wolken zu vertreiben. Die nächsten Tage würden aller Voraussicht nach schön werden, aber nirgends war der Wetterbericht unzuverlässiger als in diesem Teil Deutschlands. Das Wetter konnte von einer Minute zur nächsten umschlagen, unerwartet und von keinem Compute r v orausberechnet. Doch die Menschen hier waren auf alles vorbereitet, sie hatten sich mit den Launen der Natur abgefunden. Das schöne Wetter nutzte man, das schlechte war nicht schlecht, es war eben da.
    Henning war hier geboren, zur Schule gegangen und hatte seine Ausbildung in Kiel gemacht. Er war zweimal im Ausland gewesen, einmal beruflich in Belgien und einmal mit seiner Familie, als sie noch seine Familie war, zum Campingurlaub in Dänemark. Das lag aber schon Jahre zurück, und es würde aller Voraussicht nach auch noch viele Jahre dauern, bis er sich wieder einen Urlaub würde leisten können .
    Noch während er in seine Gedanken versunken war, summte sein Handy. Er erkannte die Nummer auf dem Display und verzog den Mund .
    » Ja? «
    » Deine Unterhaltszahlung ist drei Tage zu spät eingegangen. Ich will, dass das in Zukunft pünktlich erfolgt, ansonsten …«
    »Ansonsten was?«, brauste er auf. » Ich habe einen Dauerauftrag eingerichtet, das weißt du genau, und wenn du dich beschweren willst, dann tu das gefälligst bei meiner Bank, ich hab Besseres zu tun … «
    » Elisabeth braucht eine Zahnspange. Ich habe mit der Kieferorthopädin gesprochen, und sie hat mir einen Kostenvoranschlag geschickt, eine Kopie ist auf dem Weg. Wir müssen fünfhundert Euro dazubezahlen. Ich hab das Geld nicht. «
    » Ich auch nicht. Geh arbeiten und verdien ’ s selber. Ich komm kaum über die Runden, und das weißt du auch. «
    » Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher