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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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unterwegs sein. Ich will mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber nehmen wir doch mal an, er ist beruflich viel auf Achse, vielleicht sogar ein Fernfahrer … «
    » Passt nicht. Ein Fernfahrer fährt in der Regel nicht mit dem Zug. Und Chiara wurde an einer Stelle gefunden, wo du mit einem Truck nicht hinkommst, das würde auffallen. Ein Vertreter «, Henning hob die Hände, » möglich, aber mein Bauch flüstert mir was anderes zu. Ich glaube weder an einen Trucker noch an einen Vertreter. Die haben doch in der Regel einen Firmenwagen, und in einem Firmenwagen transportiert man keine Leichen, schon gar nicht über mehrere hundert Kilometer hinweg. Stell dir nur vor, da kommen Blutflecken auf die Polster oder die Kofferraumabdeckung, und irgendein anderer sieht das. Viel zu riskant. «
    » Aber welcher Beruf kommt noch in Frage? Mir fällt keiner ein. «
    » Muss er einen haben? Was, wenn er geerbt hat und es sic h l eisten kann, einfach so durch die Gegend zu kutschieren? Von hier nach da, ganz wie es ihm gefällt. «
    » Hältst du meine Theorie, er könnte von Süd nach Nord gezogen sein, für so abwegig? «
    » Nein, das hab ich ja auch nicht behauptet. Ich find ’ s sogar gut, nur, wie wollen wir rausfinden, wer irgendwann zwischen 93 und 95 von irgendwoher südlich von Hannover nach zum Beispiel Schleswig-Holstein gezogen ist? Das ist schlicht und ergreifend unmöglich. Und selbst wenn wir diesen immensen Aufwand betreiben, wer sagt uns denn, dass unser Mann nicht doch die ganze Zeit hier gelebt hat und nur ab und zu einen Abstecher in den Süden gemacht hat? Was uns allerdings helfen könnte, wäre, wenn wir ein Bewegungsprofil von ihm hätten. « Henning stieg vorsichtig über die auf dem Boden liegenden Akten und stellte sich vor die Deutschlandkarte. » Ich hab noch keins gemacht, aber vielleicht ist es möglich. Nehmen wir einfach den ersten von mir aufgeführten Mord, der ja nicht unbedingt der erste gewesen sein muss. Es kann ja auch sein, dass er schon viel früher damit angefangen hat. Aber ich will nicht abschweifen, beginnen wir 1990 im Juni. Paula Hermann aus Friedland, dreiundvierzig Jahre alt, ledig, Kellnerin. Ihr Mann soll sie um ein Uhr nachts von der Gaststätte, in der sie tätig war, abholen. Unglücklicherweise hat er eine Panne und keine Möglichkeit, seine Frau zu erreichen. Damals gab’s ja noch keine Handys. Sie wartet vielleicht eine halbe Stunde, zumindest wurde sie gegen halb zwei noch gesehen, danach verliert sich ihre Spur. Bis man ihre Leiche eine Woche später in einem Getreidefeld bei Göttingen findet. Vergewaltigt und erwürgt.« Henning wandte sich an Friedrichsen und bat ihn um einen edding-Stift. »Ich ziehe jetzt die Linie von Friedland nach Göttingen. Fall Nummer zwei, wieder 1990. Friederike Schwan aus Bad Lippspringe. Ist auf dem Weg zu einer Freundin, bei der sie nie ankommt. Ihre Leiche wird drei Wochen darauf bei Paderborn entdeckt …«
    Nach einer Dreiviertelstunde war die Karte mit lauter Linien überzogen, von denen sich der überwiegende Teil in Norddeutschland befand.
    » Bis jetzt haben wir nur die Linien zwischen den Orten, an denen die Opfer zuletzt lebend gesehen wurden, und den Fundorten gezogen. Wie gehen wir aber weiter vor? Wir könnten nun sämtliche Orte miteinander verbinden, was jedoch nicht sinnvoll wäre, wir würden nur den Überblick verlieren. « Henning fasste sich ans Kinn und fuhr fort: » Es sei denn, wir verwenden unterschiedliche Farben. Ach weißt du was, Jan, das überlass ich dir. Ich fürchte aber, es wird vergebene Liebesmüh sein, denn anhand eines von uns erstellten Bewegungsprofils werden wir ihn nicht kriegen, da es sich um ein rein hypo thetisches Profil handelt. Uns fehlen schlicht und ergreifend die Fakten. Der südlichste Mord wurde bei Homburg/Saar begangen, der nördlichste bei Gelting. Dazwischen liegen bummelig achthundert Kilometer. Homburg im März 94, Gelting im September 94, dann aber Kassel im Dezember 94. Und damit sind wir so schlau als wie zuvor. Ich bin sicher, er wohnt hier und arbeitet hier. Der nette Nachbar von nebenan. Aber ein Einzelgänger, dem man das jedoch nicht anmerkt. Und einer, dessen Leben vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist, der das aber nach außen hin nicht zeigt. Jan, vergiss das mit dem Bewegungsprofil, konzentrier dich lieber auf das Täterprofil.«
    Friedrichsen nickte und sagte: » Ich hab schon längst damit angefangen. Es gibt einige Auffälligkeiten bei seinem

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