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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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bin Physiotherapeutin. «
    » Das heißt, Sie machen Leute wieder fit, die was an den Knochen oder Muskeln haben «, sagte Butcher lachend .
    » So ähnlich kann man ’ s ausdrücken. Aber nicht jeder, den ich behandle, ist hinterher auch fit. Oft versuch ich einfach nur, die Beschwerden zu lindern. «
    » Und Sie haben kein Auto? «
    » Doch, aber solange es nicht schüttet, nehm ich lieber das Fahrrad. Trotzdem bin ich froh, dass ich bei dem Nieselregen nicht die ganze Strecke laufen muss. «
    » Ist doch selbstverständlich. Wo kommen Sie ursprünglich her? Nein, lassen Sie mich raten. Ihrem Akzent nach zu urteilen aus Thüringen, Sachsen oder Sachsen-Anhalt. «
    » Ist ja wohl nicht zu überhören, auch wenn ich mir Mühe gebe, meinen Akzent nicht so durchscheinen zu lassen. Ich bin aus dem schönen Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Nach drei Jahren Arbeitslosigkeit bin ich heilfroh, endlich was gefunden zu haben. «
    » Und Sie sind ganz alleine hier? «
    » Leider ja. Das heißt, nicht ganz, ich wohne im Moment noch bei einer Freundin, die auch in der Klinik arbeitet. Mein Lebensgefährte will aber nachkommen. Er ist Assistenzarzt im Krankenhaus, wird jedoch Ende Juni hier eine eigene Praxis eröffnen. Die Räumlichkeiten haben wir schon, der alte Arz t g eht in den Ruhestand, wir müssen nur noch die Wohnung einrichten. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue, wenn wir endlich wieder zusammen sind. Aber anderthalb Monate muss ich noch durchhalten.«
    »So ’ne Art Landarzt?«
    » Nicht nur so ’ ne Art, sondern so einer, wie er im Fernsehen gezeigt wurde. Bin gespannt, ob er sich da nicht übernimmt und ob er überhaupt von den Einheimischen akzeptiert wird «, sagte sie lachend.
    » Das kenn ich, ich komm nämlich ursprünglich auch nicht von hier, sondern aus Marburg. «
    » Sind Sie im Dienst, oder haben Sie gerade Feierabend? «
    » Ich hatte Bereitschaft, und jetzt hab ich endlich mal zwei Tage frei «, log er und blickte aus dem Augenwinkel auf die junge Frau, die er auf höchstens dreißig schätzte und die ein herbes, aber nicht unansehnliches Gesicht hatte. Sie war sehr schlank, mit sehr kurzen blonden Haaren, die an der linken Seite von einer lila Strähne durchzogen wurden, hatte eine markante Nase und, soweit er das durch die Kleidung erkennen konnte, eine passable Figur. Ihre Stimme war hell und klar, vielleicht ein wenig schrill, aber das störte Butcher nicht weiter.
    » Ich habe erst wieder am Wochenende frei. Und ich hoffe, das Wetter wird endlich mal schöner, lange genug angesagt haben sie ’ s ja schon, aber … «
    Sie hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als er ihr den Schocker an den Hals setzte und ihn mehrere Sekunden lang gedrückt hielt, bis die junge Frau, deren Namen er nicht einmal kannte, auf dem Sitz zusammensackte, ohne noch einen Ton von sich zu geben. Er erhöhte die Geschwindigkeit, bis er zwischen Noer und Lindhöft in den Hegenwohld fuhr .
    An einer einsamen Stelle, die bei diesem trüben, nieseligen Wetter wie ausgestorben war, hielt er an. Er zerrte die Fra u n ach draußen und legte sie, nachdem er ihr den Schocker noch einmal für längere Zeit an die Brust gehalten hatte, in den Kofferraum. Bei Missunde, einem beschaulichen Ort an der engsten Stelle der Schlei, suchte er einen Platz auf, wo er ungestört sein Vorhaben vollenden konnte. Er entkleidete sie in aller Ruhe, betrachtete ausgiebig ihren Körper und dachte nichts .
    Alles, was er in den folgenden Minuten machte, machte er wie so oft zuvor, doch diesmal fühlte er nichts dabei. Keine besondere Erregung, keine besondere Erleichterung, nicht einmal, nachdem er ejakuliert und Dinge getan hatte, die er normalerweise nie tat. Nein, auch da keine Erleichterung. Nur ein wenig, aber bei weitem nicht genug, um das zu befriedigen, was in ihm wütete und ihn beinahe um den Verstand brachte .
    Die Frau lebte noch zwanzig Minuten, bevor er eine Schlinge um ihren Hals legte und mit aller Kraft zuzog. Er warf sie in das dichte Ufergras direkt am Wasser. Diesmal ließ er die Kamera im Auto, er hatte keine Lust, die Tote zu fotografieren .
    Auch ihre Sachen durchsuchte er nicht so akribisch wie bei vielen seiner anderen Opfer, allein ihr Name interessierte ihn und ob sie ein Handy dabeihatte und ob es eingeschaltet war .
    Er fand es in einer extra dafür vorgesehenen Seitentasche, warf einen Blick auf das Display und nickte. Wenn die Bullen nicht zu blöd sind, werden sie dich bald

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