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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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rechnen sei, worauf Reuter antwortete, dass er gegen Mittag eintreffen müsse, er werde gerade auf den Transporter geladen. Er legte auf und dachte an den vergangenen Abend, den schönsten, an den er sich erinnern konnte. Doch er verdrängte diese Gedanken, denn er wusste, was immer er auch träumte, es würde nicht in Erfüllung gehen.
    Mit einem Mal dachte er an die Kaiser, die langsam von dem Ätzkalk zerfressen wurde, bis nur noch ihre blanken Knochen übrig waren. Alte Hexe, obwohl du eigentlich noch gar nicht so alt warst. Mein Gott, was hättest du alles aus deinem verfluchten Leben machen können. Weißt du eigentlich, das s d u noch leben könntest? Du hättest mich gestern nur nicht bitten dürfen, deine Schrottlaube zu reparieren. Ach Quatsch, du hast nicht gebeten, du hast es befohlen, wie meine werte Frau Mama es immer zu pflegen tut. Ihr Weiber seid doch alle gleich, immer nur fordern, fordern, fordern. Und was gebt ihr? Nichts! Außer Carina vielleicht, aber ich kenne sie noch zu wenig. Vielleicht ist sie ja auch nur eine von denen, die am Anfang das liebenswürdige Gesicht zeigen, und in dem Moment, wo sie meinen, dich zu haben, siehst du nur noch eine Fratze … Nein, Carina ist nicht so, sie ist eine Ausnahme .
    Aber warum um alles in der Welt musste ich sie treffen? Ist das ein Zeichen? Warum will sie mich eigentlich? Weil ich Polizist bin und sie sich dadurch beschützt fühlt? Oder einfach nur, weil sie mich nett findet? So wie Isabelle Martens, die nur auf ein sexuelles Abenteuer aus ist? Martens, ich werde ihn anrufen und ihm sagen, dass ich ihn und seine Isabelle besuchen werde. Vielleicht lasse ich mich ja auf ein Abenteuer ein.
    Butcher vergrub das Gesicht in den Händen und schüttelte den Kopf. Er stand auf und tigerte eine Weile ruhelos im Zimmer umher, kratzte sich ein paarmal am Kopf, merkte, wie er immer unruhiger wurde und der Druck, den er nicht mehr zu bändigen wusste, immer stärker in ihm hochkam. Es verging kaum noch ein Tag, an dem er den Druck nicht spürte, an dem er klar denken konnte. Immer öfter musste er sich ins Auto setzen und umherfahren, ständig auf der Suche nach Befreiung von dieser unsäglichen Anspannung. Ich hasse diese Welt, dachte er, ich hasse mich für alles, was ich getan habe .
    Aber ich kann doch nichts dafür, ich … Er ging in die Dunkelkammer, betrachtete die Abzüge, den toten Körper von Markus Göden und den – als er die Aufnahmen machte – noch lebenden von der Kaiser, deren Vornamen er nicht einmal kannte. Die Kaiser, wie sie guckt. Was für eine Angst i n i hren Augen. Verewigt auf diesem Papier. Schade, dass du das nicht sehen kannst. Das ist das erste Mal gewesen, dass ich eines meiner Schäfchen fotografiert habe, als es noch lebte .
    Liebe Frau Kaiser, Sie haben ein Privileg genossen. Diese Ehre wird wahrlich nicht jedem zuteil. Bin mal gespannt, wie Hauptkommissar Henning darauf reagiert. Er überlegte kurz und schüttelte den Kopf. Nein, ich werde ihm deine Fotos nicht schicken, damit würde ich mich ja verraten. Beinahe hätte ich einen Fehler gemacht. Butcher, du musst vorsichtig sein, es ist noch nicht zu Ende, denn das Ende bestimmst du .
    Du, nur du allein. Die Bullen können suchen, so viel sie wollen, es gibt nichts, was sie zu mir führen könnte. Und du alte Hexe, du bist abgereist, und irgendwann wird man dich vermissen. Aber nicht heute und nicht morgen. Es sei denn, du hast dich mit jemandem verabredet. Allerdings glaube ich, dass so ziemlich jeder auf deine Gesellschaft verzichten kann .
    Er verließ die Dunkelkammer wieder, machte die Tür zu und setzte sich noch eine Weile an den Schreibtisch, nahm die Bibel aus dem Bücherregal und suchte die Stelle mit den Lilien auf dem Feld. Er fand sie nach wenigen Minuten und las das ganze Kapitel. Bullshit, dachte er und warf die Bibel in die Ecke. Alles nur Scheiße, was da drin steht! Seine Hände zitterten ein wenig, er versuchte sich abzulenken, was ihm nicht gelang. Ein Blick auf die Uhr, kurz vor zehn. Hoffentlich kommt der Horch bald, damit ich los kann. Ich halt ’ s nicht mehr aus.
    Butcher ging nach oben. Seine Mutter sagte: » Du, ich war eben drüben bei Frau Kaiser. Sie scheint schon abgereist zu sein, dabei wollte sie mir noch etwas geben. Das versteh ich nicht. «
    » Was denn? «
    » Normalerweise lässt sie ihren Schlüssel bei mir, damit ich ab und zu nach dem Rechten schaue. «
    » Hat sie kein Handy, wo du sie erreichen kannst? «, fragte er .
    » Hab ich

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