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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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schon probiert, aber sie geht nicht ran. Nur dieser Anrufbeantworter. Das ist gar nicht ihre Art. «
    » Sind ihre Rollläden unten? «
    » Ja, ich war doch eben drüben. «
    » Na also, was regst du dich auf? Sie wird das mit dem Schlüssel vergessen haben, soll vorkommen. Vielleicht war sie in Eile. «
    » Sie wollte erst um zehn fahren, das hat sie mir gestern noch gesagt. Ich wundere mich schon. «
    » Mutter, du denkst schon wieder viel zu viel an andere. Das solltest du dir mal abgewöhnen. Ich bin in der Werkstatt. «
    » Das ist typisch für dich. Du machst dir wohl keine Gedanken, was? «
    » Nein, schließlich ist die Kaiser alt genug, um auf sich aufzupassen. «
    » Sie ist nicht die Kaiser, sondern Frau Kaiser. Sei nicht so unhöflich. «
    » Okay, Frau Kaiser ist alt genug, um auf sich aufzupassen . Wie alt ist sie eigentlich?«
    »Siebenundvierzig, soweit ich weiß.«
    » Sie sieht älter aus, älter als du «, sagte er, woraufhin ein seltenes Lächeln über das Gesicht seiner Mutter huschte und sie ihm mit einer noch selteneren Geste über die Wange strich .
    » Danke für das Kompliment. Das liegt nur daran, dass ich sehr auf meine Gesundheit und viel Schlaf achte. Solltest du auch tun. «
    » Ich bin gesund, das hat mir zumindest mein Arzt erst vor kurzem bestätigt. Ich muss rüber, noch ein bisschen aufräumen. «
    » Meinst du nicht, dass wir die Polizei informieren sollten? «
    » Wegen der … äh … wegen Frau Kaiser? Mutter, ich bitte dich. Die lachen dich höchstens aus. Sollen sie vielleicht die Tür aufbrechen? «
    » Na ja, du wirst schon Recht haben. Monika wollte noch was von dir, bevor sie Laura von der Schule abholt. «
    Butcher ging in den ersten Stock, wo Monika das Schlafzimmer aufräumte, obwohl es nichts aufzuräumen gab. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und drehte sich erschrocken um, als er an die Tür klopfte .
    » Was gibt ’ s? «, fragte er.
    » Komm mal rein, und mach die Tür zu, ich muss mit dir reden «, sagte sie in diesem bestimmenden Ton, der keine Widerworte zuließ.
    » Ich hab aber nur ein paar Minuten. «
    Sie kam auf ihn zu, blieb dicht vor ihm stehen und sah ihm von unten herauf in die Augen. » Wo warst du letzte Nacht? «
    Die Frage klang harmlos, doch sie war es nicht, dazu kannte er Monika zu gut .
    » Das weißt du doch … «
    »Ja, du hattest angeblich einen Termin mit einem Kunden. Aber bis nachts um zwei? Ich hab dich kommen hören.« Ihre Stimme war leiser und gefährlicher geworden .
    Butcher zuckte mit den Schultern und lächelte gespielt verlegen. » Tut mir leid, wir haben lange zusammengesessen und uns festgequatscht. Warum interessiert dich das? «
    » Wo wohnt denn dieser ominöse Kunde, und wie heißt er? «, fragte sie.
    » Hör zu, er ist kein ominöser Kunde, sondern ein leibhaftiger und vorerst potentieller Kunde. Er wohnt in Flensburg und hat vor, ein großes Geschäft mit mir abzuschließen. Drei Oldtimer, die ihm so viel wert sind, dass er hunderttausend Euro für ihre Restaurierung auszugeben bereit ist. Alles Weitere sollte für dich uninteressant sein. «
    » Ach ja? Gestatte mir trotzdem die Frage: Hast du eine andere? Ich habe dich das am Samstag schon mal gefragt. «
    » Komisch, dasselbe hat mich Mutter vorhin auch gefragt. Habt ihr euch abgesprochen?«
    »Beantworte nur meine Frage. «
    » Nein, ich habe keine andere. Mir reicht, was ich hier habe «, antwortete er sarkastisch.
    » Was meinst du damit? Und was soll dieser Unterton? «, fragte sie mit zusammengekniffenen Augen, und ihre Stimme hatte wieder die Schärfe einer Rasierklinge .
    » Nichts, nur dass ich zufrieden bin mit dem, was ich habe. Noch was?«
    »Du verlogener Kerl! Du wirst dich nie ändern«, spie sie ihm entgegen. »Du bist und bleibst eben ein ungehobelter Klotz.«
    »Du wiederholst dich. Wenn du gestattest, würde der ungehobelte Klotz sich gerne an die Arbeit begeben. Und noch mal, ich habe keine andere, denn ich habe dich geheiratet, weil ich dich geliebt habe. «
    » Aha, so ist das also. Du hast mich geliebt. Schön, das zu erfahren. Und ich dumme Kuh wollte dir anbieten, wieder hier oben zu schlafen. «
    » Tut mir leid, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe, ich liebe dich noch immer «, log er und dachte: Wie gerne würde ich meine Hände um deinen Hals legen und zudrücken, bis du nie wieder dein dämliches Maul aufmachen kannst .
    » Das war einen Tick zu spät und außerdem eine glatte Lüge, deine Augen haben dich verraten. Schlaf weiter

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