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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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unten, und mach doch, was du willst. Wenn du mich wirklich liebst, dann ändere dich.«
    »Ich werd’s versuchen, großes Ehrenwort.«
    »Mach dich nicht lächerlich, auf dein Ehrenwort pfeif ich. Lass mich jetzt in Ruhe und geh wieder an deine Arbeit.«
    Butcher machte auf dem Absatz kehrt und ging nach unten .
    Seine Mutter sah ihn mit diesem Blick an, der ihm verriet, dass sie vorher mit Monika gesprochen hatte, nein, sie hatten sic h a bgesprochen. Wie immer. Die beiden hingen zusammen wie die Glucken, und er wusste seit einer halben Ewigkeit, dass ihr Hauptgesprächsthema er war. Was für ein böser Junge er sei, dass er noch erzogen werde müsse, dass er den Mädchen kein guter Vater sei, dass er nichts aus seinem Leben gemacht habe, dass er statt zu studieren lieber an alten Autos rumschraube .
    Und vor allem, dass er ein miserabler Ehemann sei, der seinem Vater immer ähnlicher werde. Seinem Vater, einem erbärmlichen Säufer, der nur gesoffen hatte, weil er seine Frau nicht ertragen hatte. Einige Male, wenn sie es nicht bemerkt hatten, hatte er gelauscht und so erfahren, wie sie über ihn dachten .
    Wie seine Mutter Monika immer mehr auf ihre Seite zog. Vielleicht war Monika gar nicht so, wie sie sich gab, aber das interessierte ihn nicht mehr. Er hatte mit dieser Familie abgeschlossen, einer Familie, die er so nie haben wollte .
    Er zog seine Schuhe an und verließ das Haus und lief mit schnellen Schritten die wenigen Meter bis zur Werkstatt. Der Druck war übermächtig, am liebsten hätte er alles kurz und klein geschlagen, aber das hätte nicht geholfen. Es gab nichts mehr, was ihm helfen konnte.
    Um fünf vor halb elf kam der Transporter mit dem Horch die schmale Straße entlanggefahren. Er wendete auf dem geräumigen Hof und fuhr rückwärts bis in das weit geöffnete Werkstatttor, bis Butcher den Fahrer mit der Hand zum Halten aufforderte. Das tonnenschwere Auto wurde vorsichtig mit dem Kran abgeladen, wobei Butcher mit Argusaugen darüber wachte, dass auch alles ordnungsgemäß geschah. Er drückte dem jungen Mann zwanzig Euro in die Hand und bedankte sich ein weiteres Mal, doch er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Er wartete, bis der LKW den Hof verlassen hatte, ging noch einmal ins Haus, holte den Umschlag aus dem Keller, setzte sich in seinen Golf und fuhr los. Irgendwohin. Wohin, wusste er nicht, höchstens die Götter. Und er würde jemanden finden, irgendwie und irgendwo. Er fand immer jemanden. Sein Hass steigerte sich ins Unermessliche, ohne dass er diesen Hass erklären konnte. Sein Denken war erlahmt, nur noch sein Instinkt funktionierte, während er Meter um Meter, Kilometer um Kilometer zurücklegte.
     

 
     
    DIENSTAG, 12.15 UHR
     
    B utcher war eine gute Stunde unterwegs, bis er das Tempo verlangsamte, als er eine Frau erblickte, die ein Fahrrad schob .
    Auf dem Rücken hatte sie einen Rucksack. Er hielt an, ließ das Fenster herunter und fragte, ob er helfen könne. Die Frau blickte ins Wageninnere und sagte, sie habe einen Platten am Hinter reifen und ausgerechnet heute das Notfallset und die Luftpumpe nicht dabei, weil sie sich gestern einen neuen Rucksack gekauft und beim Umpacken das Flickzeug vergessen habe.
    » Steigen Sie ein, ich bring Sie nach Hause. Das Rad können Sie ja nachher holen. Es passt leider nicht hier rein, der Kofferraum ist voll. «
    » Ich wohne aber in Krusendorf, das sind noch mindestens fünf Kilometer. «
    » Kein Problem, meine Richtung. «
    Sie sah die Uniform, legte das Rad ins Gebüsch, schloss es ab, nahm den Rucksack und setzte sich ohne zu zögern neben ihn.
    » Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Na ja, die Polizei, dein Freund und Helfer. Ist wenigstens mal etwas Nettes, das mir widerfährt «, sagte sie mit einem leicht bitteren Unterton und Lächeln und betrachtete kurz Butchers Uniform, die Sicherheit und Schutz ausdrückte.
    » Hm. Was ist passiert? Sind Sie über einen Nagel gefahren? «
    » Keine Ahnung, ich hab’s auch eben erst da hinten gemerkt. Aber heute war sowieso schon ein lausiger Tag, da kommt’s auf diesen Platten auch nicht mehr an. «
    » Wieso? «
    » Ich bin noch nicht lange hier und hab noch so meine Probleme mit den lieben Arbeitskollegen oder die mit mir. Weiß der Geier, woran das liegt, ich hab jedenfalls niemandem etwas getan. Aber die Leute hier oben sind schon ein besonderer Schlag. Entschuldigung, ist nicht gegen Sie gerichtet. «
    » Kein Problem. Wo arbeiten Sie? «
    » In der Kurklinik. Ich

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