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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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hinter sich. Aus einem kleinen Nebenraum holte er die Utensilien, die er schon seit langem dort aufbewahrte und die er für heute benötigte, überprüfte sie noch einmal und schrieb zwei Briefe auf dem PC, druckte sie aus und steckte sie in Umschläge, die er mit der Hand adressierte .
    Er war bereit.
     

MITTWOCH, 6.05 UHR
     
    » Wo warst du heute Nacht? «, wurde er von Monika empfangen, deren eisgraue Augen ihn wütend anfunkelten. Sie stand am oberen Treppenabsatz und versperrte ihm den Weg .
    » Hab ich doch gesagt, bei einem Kunden. «
    » Und wieso bist du erst heute Morgen nach Hause gekommen? Ich bitte um eine Erklärung. «
    » Die wirst du bekommen, aber nicht jetzt, ich habe nämlich zu tun. Ich mach mir nur schnell was zu essen, ich muss nach Hamburg und werde mit Sicherheit nicht vor heute Nacht zurück sein. «
    » Das wird ja immer schöner «, spie sie ihm entgegen. » Wo treibst du dich bloß andauernd rum?! Welche Hure vögelst du? «
    » Ich vögle keine Hure, ich darf ja nicht mal dich richtig vögeln «, erwiderte er ruhig .
    » Wie hab ich das zu verstehen? «
    » Du interpretierst ja sowieso immer alles auf deine Weise, also tu ’ s auch diesmal, Liebling. Wenn du jetzt bitte Platz machen würdest, ich bin in Eile. «
    » Ich wusste es doch, da ist eine andere! Aber so leicht kommst du damit nicht durch, das schwöre ich dir. Du wirst die Hölle auf Erden erleben … «
    » Warum bist du nur so gereizt? « Er wollte sie in den Arm nehmen, doch sie entzog sich ihm und gab ihm noch einen Schubs vor die Brust. Er hatte Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und die Treppe hinunterzustürzen. Er hielt sich an dem Geländer fest und tat, als würde er nachdenken .
    » Also gut, du willst wissen, wo ich war? Überleg mal, was in genau einundzwanzig Tagen ist. «
    Sie dachte nach, zählte im Geiste die Tage durch und runzelte die Stirn. Ihr Blick hellte sich auf und wurde mit einem Mal versöhnlicher, auch wenn da noch immer ein leichtes Misstrauen in ihren Augen war. Kalte Augen, dachte er, so verflucht kalt. Aber wenn es um ein Geschenk für dich geht, wirst du auf einmal weich. Butterweich .
    » Aber wieso bist du dann die ganze Nacht weg? «, wollte sie mit einem Restzweifel in den Augen wissen .
    » Ich bin bei einem Freund, der mir bei etwas helfen muss «, log er und sah ihr dabei in die Augen.
    » Was für ein Freund? Du hast doch keine Freunde, außer deine Saufkumpane von der Feuerwehr. «
    » Du weißt, dass ich nicht saufe, ich trinke nur hin und wieder ein Bier. Und jetzt bitte, ich habe eine lange Nacht hinter mir, und es wird noch einige davon geben. Vertrau mir einfach. Ich weiß, ich habe in der Vergangenheit eine Menge Fehler gemacht, und ich bitte dich um Verzeihung dafür. Deshalb will ich dir auch ein ganz besonderes Geschenk zum Geburtstag machen «, sagte er sanft und streichelte ihr über die Wange, auch wenn er viel lieber zugeschlagen hätte.
    Monikas Haltung entspannte sich. » Soll ich dir schnell was zu essen machen? Auch was für die Fahrt? «
    » Gerne, wenn es nicht zu viel Mühe macht. «
    » Wo hast du denn übernachtet? «, fragte sie in der Küche .
    » Wenn ich dir das verrate, ist doch die ganze Überraschung dahin. Halt einfach noch die paar Tage durch, auch wenn ’ s schwer fällt. Ich weiß doch, wie ungeduldig du sein kannst. Es ist jedenfalls eine ganz besondere Überraschung, etwas, das ich mir nur für dich ausgedacht habe. «
    Sie lächelte verstohlen und machte ihm das Frühstück und schmierte, während er aß, noch vier Brote für unterwegs .
    Nach kaum zehn Minuten stand er auf, wischte sich mit der Serviette über den Mund, nahm die Tüte mit den Broten und gab Monika einen schnellen Kuss auf den Mund, um seinen gleich darauf mit dem Handrücken abzuwischen .
    » Bis später «, sagte er. » Ach ja, beinahe hätt ich ’ s vergessen – ich liebe dich. «
    » Gute Fahrt. Wird es wieder sehr spät? «
    » Leg mich nicht fest, ich kann ’ s nicht sagen. « Er fasste sich an die Stirn und meinte: » Ich hab was ganz Wichtiges vergessen. Aber bitte, nicht schauen, wenn ich hochkomme, das gehört zur Überraschung. Versprichst du mir das?«
    » Ich geh nach oben, die Mädchen stehen mal wieder nicht von allein auf. «
    » Wo ist eigentlich Mutter? «, fragte er.
    » Spazieren. Du kennst sie doch, sobald die Sonne scheint, muss sie morgens an die frische Luft. Aber es soll bald wieder anfangen zu regnen. Sie wollte auch noch mal bei Frau Kaiser
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