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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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«
    » Von mir bestimmt nicht. Können wir jetzt gehen? «
    » Verschwindet endlich aus meinem Büro. Aber meldet euch mal zwischendurch. Ach übrigens, wie war eigentlich dein Telefonat gestern mit unserem Mörder? «
    Henning fasste sich an die Stirn und machte ein entschuldigendes Gesicht. » O Mann, das hab ich total vergessen. Er klang sehr selbstsicher. Und sehr zynisch. Ich fürchte, da kommt noch einiges auf uns zu, zumindest hat er das so durchklingen lassen. «
    » Was schätzt du, wie alt er ist? «
    » Keine Ahnung, aber das hab ich gestern auch schon zu Lisa gesagt, dass es fast unmöglich ist, das Alter eines Menschen anhand seiner Stimme auszumachen. «
    » Ungefähr. «
    » Volker, bitte, ich kann ’ s nicht sagen. Zwischen fünfundzwanzig und fünfzig, such dir irgendeine Zahl raus. Können wir jetzt endlich gehen? «
    » Ja «, entgegnete er milde lächelnd. » Aber bitte meldet euch, ich hab nämlich keine Lust, dauernd hinter euch herzutelefonieren. Und nun haut ab. «
    » Worauf du dich verlassen kannst. «
    Auf dem Weg zum Auto sagte Santos: » Warum bist du auf einmal wieder so gereizt? «
    » Ich bin nicht gereizt, nur wahnsinnig angespannt. Ich halt ’ s da drin einfach nicht aus. «
    » Komisch, vor ein paar Tagen noch warst du aus deinem Büro nicht rauszukriegen und jetzt … «
    » Jetzt ist eine andere Zeitrechnung angebrochen «, entgegnete Henning grinsend, auch wenn er die ganze Situation als geradezu grotesk empfand. Sie jagten einen Serienkiller und wussten doch nichts über ihn. Seine Fingerabdrücke und seine DNA waren zwar inzwischen gespeichert, doch sie gehörten zu einem Unbekannten, einem Phantom, einem Gesicht aus der Menge. Ein teuflisches Gesicht, dem man das Teuflische nicht ansah. Und er würde nicht aufhören sein grausames Werk fortzuführen, sofern er das nicht wollte. Doch Hennings Bauchgefühl sagte ihm, dass der Täter kurz davor stand, seinem grausamen Treiben ein Ende zu setzen. Aber noch war er nicht sicher, noch vertraute er seinem Bauch, seiner Intuition nicht so recht, es war etwas, das er noch lernen musste, war er doch eigentlich ein nüchterner Pragmatiker, ein Analytiker, ein Kopfmensch.
    » Was für eine Zeitrechnung? «, fragte Santos .
    » Ein andermal. «
    » Ich will ’ s aber wissen. «
    Sie setzten sich in den BMW und fuhren los. Der Verkehr war dichter als gewöhnlich, was mit zwei Baustellen zu tun hatte, die am Morgen eingerichtet worden waren. Lange Staus hatten sich vor ihnen gebildet, aber Henning machte das nichts aus. Nach einigen Minuten sagte er: » Also gut, du hast meine neue Zeitrechnung eingeführt. «
    » Und das meinst du ernst? «
    » Ich pflege nicht zu lügen. Weißt du, was wir jetzt machen? Wir fahren nach Schleswig und besuchen deine Schwester. Und keine Widerrede, braucht ja keiner aus der Abteilung zu wissen.«
    » Du bist verrückt, doch von mir aus. Aber warum willst du Carmen besuchen? «
    » Einfach so. «
     

MITTWOCH, 5.00 UHR
     
    B utcher wurde von Carina um Punkt fünf geweckt, indem sie sich wie ein Kätzchen an ihn schmiegte und ihm die Brust kraulte.
    » Ich muss los, die Arbeit ruft. Schlaf noch ein bisschen «, sagte er und gab ihr einen Kuss.
    » Ich kann mit aufstehen, und wir könnten noch etwas essen … «
    » Nein, bitte versteh mich, es geht nicht. Ich bekomm sonst Ärger. Ich hab dir doch erzählt, dass ich verdeckt ermittle, und heute muss ich nach Hamburg, das heißt, ich muss spätestens um zehn dort sein. Ich werde aber heute am späten Nachmittag garantiert vorbeischauen. Einverstanden? «
    » Ja. Aber ich möchte dir noch eins sagen. Es war eine wunderschöne Nacht. «
    Butcher lächelte und streichelte ihr übers Haar. » Das war es für mich auch. Wir sehen uns nachher. « Er zog sich an, Carina begleitete ihn zur Haustür, wo sie sich noch einmal von ihm verabschiedete. Sie wartete, bis er in seinen Wagen eingestiegen war, und winkte ihm nach, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte.
    Es war längst hell, die Sonne schälte sich aus dem Horizont, als er zu Hause ankam. Er ging so leise wie möglich hinein, lauschte, aber da war kein Geräusch, das verriet, dass irgendwer schon wach war. Seine Mutter würde erst um sechs aufstehen und Monika um halb sieben. Er war müde, die letzten Nächte waren sehr kurz gewesen, doch das störte ihn nicht. Dieser Tag sollte ein besonderer werden, in jeder Beziehung. Er schlich auf Zehenspitzen in den Keller, gab den Code ein und schloss die Tür lautlos
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