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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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Ihre Hände. Wollen wir jetzt ins Haus gehen? «
    » Gerne «, sagte Butcher.
    Es waren kaum fünfzehn Minuten vergangen. Sie kamen durch eine gewaltige Eingangshalle, wie er sie zuvor noch nie gesehen hatte, nicht einmal bei seinem ersten Besuch, als er den Auftrag für den Aston Martin übernahm. Damals war das Geschäft in der Garage abgewickelt worden, Martens hatte ihm den Vorschuss in die Hand gedrückt, und Isabelle, seine Frau, hatte fast die ganze Zeit dicht bei ihm gestanden und ihn gemustert. Er roch noch heute ihr Parfum, ein nobler Duft, den er nie vergessen würde, wie er überhaupt fast nie etwas vergaß. Sein Kopf, so kam es ihm manchmal vor, war wie eine riesige Festplatte, auf der er fotografisch alles speicherte, all e E rinnerungen, alle Erlebnisse, alles, was er jemals gemacht hatte. Wenn er ein Buch las, so tat er dies in einer überraschenden Geschwindigkeit und konnte trotzdem alles behalten und wiedergeben, und Butcher hatte seit seiner Kindheit unzählige Bücher gelesen. Er liebte Gedichte, aber auch Sachbücher über alte Kulturen, er interessierte sich für moderne Technologien, wissenschaftliche Themen, doch er las auch gerne Romane, sofern sie seinem hohen Anspruch genügten. Und doch galt seine ausschließliche Liebe den Autos, die keine Ansprüche an ihn stellten, die ihm nichts abverlangten, außer seiner Fähigkeit, ihr Inneres zu begreifen. Und er vergaß keinen Menschen, der je seinen Weg gekreuzt hatte, und Isabelle Martens gehörte zweifellos zu jenen, die er besonders gut in Erinnerung behalten hatte.
    Martens ging vor ihm in den großzügigen, riesigen Wohnbereich, dessen Interieur aus edelsten Materialien bestand, was Butcher sofort erkannte, vom Boden aus feinstem Marmor, auf dem einige höchst kostbare Teppiche scheinbar wahllos lagen, doch bei näherem Hinsehen ergaben sie eine Symmetrie, über die Möbel, die sicher mehr wert waren als der teuerste Mercedes, bis hin zu den Gemälden an einer extra dafür freigehaltenen Wand, Meisterwerke, wie sie sich nur ganz wenige leisten konnten. Butcher erblickte einen Degas, einen Toulouse-Lautrec und einen Modigliani, Bilder, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können und doch eine Einheit bildeten. Er fragte sich, ob diese Gemälde echt oder nur perfekt gemachte Kopien waren, aber wie er Martens einschätzte, investierte er nicht in eine billige Kopie, sondern in ein Original. Alles bestand aus hellen, warmen Tönen und war farblich aufeinander abgestimmt.
    » Bitte, nehmen Sie Platz, wo Sie möchten, Isabelle wird jeden Moment hier sein. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Cognac vielleicht oder einen Whiskey? «
    Butcher schüttelte den Kopf. » Nein, danke, ich trinke fast überhaupt keinen Alkohol, schon gar nicht so früh am Tag. Aber zu einem Glas Wasser sage ich nicht nein.«
    »Kommt sofort«, erwiderte Martens und ging zur Bar, um eine Flasche Perrier herauszuholen. Er öffnete sie, schenkte das Glas halb voll und stellte es vor Butcher auf den Glastisch, dessen Platte auf einem braunen Stück Fels lag, der nur an der Ober- und Unterseite so zugeschliffen worden war, dass er sowohl die Platte trug als auch einen festen Stand hatte. Martens selbst genehmigte sich einen Whiskey und setzte sich Butcher gegenüber in einen der drei weißen Ledersessel.
    » Auf Ihr Wohl «, sagte Martens, hob sein Glas und trank es in einem Zug leer.
    Butcher nippte nur an seinem Wasser, als Isabelle Martens hereinkam, obgleich es mehr ein Schweben war. Ihre langen, fast schwarzen Haare hatte sie hinten zusammengebunden, aus ihren dunklen, feurigen Augen sah sie erst zu ihrem Mann, dann zu Butcher.
    » Hallo «, begrüßte sie ihn und reichte ihm die Hand. Er stand auf und erwiderte den Gruß. Sie hatte schmale Hände mit langen grazilen Fingern, deren Nägel in einem dezenten Rosa lackiert waren. Diesmal hatte sie ein anderes Parfum aufgelegt, das aber genauso ihre sinnliche Erotik unterstrich wie jenes, das er vor zwei Monaten an ihr gerochen hatte. Sie trug eine hautenge Jeans, die ihre langen Beine betonte, hochhackige Schuhe (Butcher fragte sich, warum eine Frau zu Hause solche Schuhe trug) und eine rosa Bluse, die aus einem transparenten Hauch von Stoff bestand, der ihre von sonst nichts verhüllte Brust sehr deutlich erkennen ließ. Isabelle war groß, Butcher schätzte sie auf einsachtzig, und damit größer als beide Männer. Sie nahm Platz und schlug die Beine übereinander.
    » Darf ich dir auch etwas zu
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