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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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trinken geben, Liebes? «, sagte Martens und erhob sich.
    » Für mich auch ein Wasser, Liebling «, säuselte sie, den Blick unverwandt auf Butcher gerichtet. » Mein Mann hat gesagt, Sie sind in Eile? «
    » Ja, leider. Ich habe noch einen dringenden Termin, der nicht aufschiebbar ist. «
    » Das ist schade, ich hatte gehofft, Sie hätten etwas Zeit mitgebracht. Wann müssen Sie wieder los? «
    Butcher schaute auf die Uhr und sagte: » Spätestens um elf. «
    » Schatz «, wandte Isabelle sich an ihren Mann, » hättest du etwas dagegen, uns für einen Moment allein zu lassen? « Es war nicht so sehr eine Frage, eher eine Aufforderung .
    » Nein, natürlich nicht. Ich bin in meinem Arbeitszimmer, ich habe sowieso noch einige wichtige Telefonate zu erledigen. «
    Butcher dachte: Sie hat die Hosen an, obwohl er ihr Vater sein könnte. Sie sagt hopp, und er springt. Wie ein Äffchen springt er von Ast zu Ast, um ihr die süßesten Früchte zu bringen.
    Sie wartete, bis Martens den Raum verlassen hatte, nippte an ihrem Wasser und hielt das Glas in der Hand. » Kommen wir zum Wesentlichen. Mein Mann hat ja bereits mit Ihnen gesprochen. Ich weiß nicht, ob er sich klar genug ausgedrückt hat … «
    » Das hat er «, erwiderte Butcher lächelnd, dem es nicht schwer fiel, Isabelles Blick standzuhalten.
    » Dann gleich meine Frage. Wann würde es Ihnen denn passen? Ich richte mich da ganz nach Ihnen. «
    » Zeigen Sie mir Ihr Haus, und wir unterhalten uns dabei «, sagte Butcher.
    » Gerne. Was möchten Sie zuerst sehen? Das Schlafzimmer? «, fragte sie mit spöttischem Lächeln.
    » Das überlasse ich Ihnen. Ich bin ganz ehrlich, ich war noch nie in einem solchen Haus. Es übertrifft alle meine Vorstellungen. «
    » Ach wissen Sie, man gewöhnt sich an alles. Ich bin jetzt seit fast zehn Jahren mit Jürgen verheiratet, ich habe allen Luxus, den man sich wünschen kann, aber glauben Sie mir, es ist irgendwann genauso normal, wie es für jemanden normal ist, in einer Dreizimmerwohnung zu leben mit ganz normalen Möbeln und einem normalen Auto vor der Tür. Für Außenstehende mag es etwas Exotisches, vielleicht sogar Erotisches sein, für mich ist es Alltag. « Ihre Stimmlage war warm und weich und hatte doch, so gegensätzlich dies auch scheinen mochte, etwas Berechnendes, Arrogantes und auch Eisiges, das ihre Worte für Butcher auf einmal wertlos machte .
    » Lieben Sie Ihren Mann? «, fragte er, während sie die Bibliothek betraten. Butcher stockte der Atem. Er war schon oft in öffentlichen Bibliotheken gewesen, aber dies hier war etwas anderes, hier standen Bücher hinter Glas, von denen viele ein Vermögen wert sein mussten. Bücher, die nicht für die Allgemeinheit bestimmt waren, sondern einem Mann allein gehörten.
    » Warum interessiert Sie das? «, fragte sie .
    » Einfach so. Weil ich mir eine Ehe ohne Liebe nicht vorstellen kann. «
    » Ja, ich liebe ihn, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet «, antwortete sie kühl. » Er ist der beste Mann, den eine Frau sich wünschen kann. Vermutlich spielen Sie auf unseren Altersunterschied an, aber meine Entscheidung, ihn zu heiraten, war nicht sein Geld, falls Sie das meinen. Habe ich damit Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet? «
    » Natürlich. Darf ich trotzdem fragen, wie alt Sie sind? « Butcher ging langsam an den Regalen entlang, ließ seinen Blick über die Buchrücken gleiten und hätte am liebsten eines diese r P rachtexemplare herausgeholt, um es in seiner Hand zu fühlen. Wenn Geld nicht deine Entscheidung war, was dann? Seine Attraktivität? Du kannst mir viel erzählen, für dich zählt doch nur das Geld.
    » Ich werde am 1. Juni dreißig. Jürgen ist einundsechzig. Und Sie? «
    » Vierunddreißig. Meine Frau hat auch am 1. Juni Geburtstag. Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns duzen?«
    »Nein, den gleichen Vorschlag wollte ich auch schon machen. Isabelle.«
    » Butcher, einfach nur Butcher. «
    » Du siehst aber gar nicht wie ein Metzger aus. Wer hat dir denn diesen Namen verpasst? «
    » Meine Mutter. Ich kann damit leben. Wie alt ist das älteste Buch hier? «
    » Es ist eine Bibel aus dem 16. Jahrhundert. Ich kann sie leider nicht lesen, ich verstehe diese Sprache nicht. Aber du vielleicht. «
    Ohne darauf einzugehen, sagte er: » Und welches sind deine Lieblingsbücher? «
    » Ich habe eine Menge Lieblingsbücher. Das hat wohl damit zu tun, dass ich Germanistik studiert habe. Sagen wir es so – ich mag alles, was gut ist. Ein gutes Buch, einen
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