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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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«
    » Es hat nichts mit meiner Frau zu tun. Ich habe nur nicht gedacht, dass ich jemals wieder so etwas erleben würde. Ich bin wahnsinnig gerne mit dir zusammen. Und das ist keine Lüge. «
    Wobei nur er wusste, was er mit dem letzten Satz meinte .
    Carina schlief in seinem Arm ein, während er noch lange wach dalag. Bestimmt wundern sie sich zu Hause, warum ich nicht heimkomme, aber das ist alles so egal. Ihr braucht mich doch sowieso nicht, dachte er. Wenn ich um fünf aufstehe, bin ich um halb sechs zu Hause. Vielleicht merkt ihr ’ s gar nicht. Und wenn, wen kümmert ’ s, ich bin dann sowieso gleich wieder weg. Ich muss nach Hamburg und danach noch etwas erledigen. Etwas ganz Wichtiges.
     

MITTWOCH, 8.30 UHR
     
    D ie Nacht war kurz gewesen, erst um halb vier hatten sie das Licht gelöscht, und Lisa Santos war in seinem Arm eingeschlafen. Henning konnte noch immer nicht begreifen, was geschehen war, dass es überhaupt geschehen war. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit, dass er die Nacht mit Lisa verbringen würde. Während sie schon schlief und gleichmäßig atmete, dachte er noch über sein Leben nach und wie viele Windungen es darin gegeben hatte und immer noch gab. Er hatte Lisa immer gemocht, ihre direkte und doch unaufdringliche Art, wie sie sprach, und wenn sie etwas sagte, dann war es kein oberflächliches Geschwätz wie bei den meisten Menschen, die er kannte. Er erinnerte sich, wie sie damals ihm zugeteilt wurde und wie er dachte, was für eine außergewöhnliche und hübsche Frau. Doch nie hätte er sich vorgestellt, dass jemals etwas zwischen ihnen laufen könnte. Er war verheiratet gewesen und hatte zwei Kinder .
    Eine glückliche Ehe, in der er sich geborgen fühlte. Und nun waren fast zehn Jahre vergangen, und erst jetzt begriff er, dass er Lisa eigentlich schon immer mehr als nur gemocht hatte, allein, er konnte und wollte es sich nicht eingestehen .
    Aber die letzten Tage hatten eine Wende gebracht, doch warum, das wusste er nicht. Alles war so schnell gegangen. Er erinnerte sich noch genau an vergangenen Freitag, als sie in seinem Büro stand und ihn unmissverständlich aufforderte, ihr gefälligst bei dem Mordfall Miriam Hansen zur Seite zu stehen. Er war nicht fähig gewesen, ihr eine Absage zu erteilen, und im Nachhinein betrachtet empfand er es als gut so .
    Sehr gut sogar. Exzellent. Und gleichzeitig fragte er sich, ob, und wenn, wie es weitergehen würde. Noch meinte er sich in einem surrealen Traum zu befinden, obgleich er wusste, dass es kein Traum, sondern eine schöne Realität war. Zufall? , fragte er sich und musste unwillkürlich an die vielen unglaublichen Zufälle denken, die den Täter, den sie jagten, und seine Opfer zusammengeführt hatten. Und auch in seinem Fall konnte er diesen Begriff nicht definieren. Niemand würde es können.
    Irgendwann, er hatte nicht mehr auf die Leuchtziffern des Digitalweckers geschaut, war auch er eingeschlafen. Um sieben wurde er von Lisa mit einem zärtlichen Kuss geweckt, ihre Haare kitzelten in seinem Gesicht .
    » Guten Morgen. Ich glaube es wird Zeit, aufzustehen. «
    » Hm «, murmelte er und legte seine Arme um sie und genoss die Wärme, die sie ausstrahlte.
    » Ich geh schnell ins Bad, ich brauch nicht lange «, sagte sie nach einer Weile und stand auf.
    Sie frühstückten, räumten gemeinsam den Tisch ab und fuhren ins Präsidium. Auf der Fahrt fragte er: » Was werden die Kollegen sagen, wenn sie das von uns erfahren? «
    » Müssen sie es erfahren? «
    » Irgendwann auf jeden Fall. Und du musst dir im Klaren darüber sein, dass man sich die Mäuler über uns zerreißen wird. «
    » Na und? Du machst dir schon wieder viel zu viele Gedanken. «
    » Das ist halt mein Problem, aber vielleicht hilfst du mir ja, es zu bewältigen. «
    » Ich werde mein Bestes tun. «
    Harms saß, wie nicht anders zu erwarten, bereits hinter seinem Schreibtisch. Seine Miene wirkte ernst, ein Umschlag lag vor ihm, den er nach einem knappen »Moin« Henning und Santos zuschob. »Der wurde vorhin beim Pförtner abgegeben. Wir wissen nicht, wer der Unbekannte ist.«
    Henning nahm den Inhalt heraus und las leise: »
    Tadle nicht der Nachtigallen
    Bald verhallend süßes Lied;
    Sieh, wie unter allen,
    allen Lebensfreuden, die entfallen,
    Stets zuerst die schönste flieht.

    Ein schönes Gedicht, nicht? Ich habe Ihnen auch ein Foto von diesem Göden beigelegt. Er hat mich um Feuer gebeten, als ich zufällig in Gettorf war, um einen Brief für Sie,

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