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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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niemand kam ihnen entgegen. Am Ende der Straße, wo sie nur nach rechts oder links abbiegen konnten, hielten sie an und warteten erneut .
    Hennings Handy klingelte. » Seht ihr den Weg vor euch? Den fahrt ihr rein und stoppt, wenn ich es euch sage. « Santos lenkte den BMW vorsichtig über den holprigen Weg. Es war eine menschenleere und trostlose Gegend, besonders, weil der Himmel wolkenverhangen war und es vor wenigen Minuten wieder einmal angefangen hatte zu regnen. » Stopp! Und jetzt steigt ihr beide langsam aus und schmeißt eure Waffen schön weit weg. « Henning und Santos folgten dem Befehl. » So, und jetzt bewegt ihr euch vorsichtig auf die Hütte zu und bleibt am Tor stehen … Gut so. «
    Butcher trat in seiner Uniform aus der Hütte heraus und sah die Beamten an. Henning hatte sich den Mann, der so viele grausame Morde begangen hatte, ganz anders vorgestellt, doch wie, das konnte er nicht sagen. Vielleicht wie eine Bestie, wie ein Monster oder … Doch vor ihm stand ein etwa einssiebzig bis einsdreiundsiebzig großer Mann mit kurzen mittelbraunen Haaren, braunen Augen und einem beinahe feminin anmutenden Mund. Er war schlank und wirkte doch sehr kräftig. Er hatte breite Schultern und große, aber schlanke Hände. Ein Mann, dem keiner solche Verbrechen zutrauen würde. Schon gar nicht, wenn er dazu noch eine solche Uniform anhatte.
    » Wo ist meine Tochter? «, fragte Henning, ohne den Blick von Butcher zu lassen, während ein Regenschauer auf sie niederprasselte und er und Santos im Nu bis auf die Haut durchnässt waren, während Butcher in der Tür stand und für einen Moment grinste. Dazu wehte ein kühler Wind, der den Regen normalerweise noch unangenehmer machte, doch Henning spürte weder den Regen noch den Wind, all seine Konzentration galt dem ihm noch unbekannten Mann .
    » Hier drin. Es geht ihr gut, sie ist nur noch ein wenig schläfrig. Sie müsste aber bald wieder vollkommen da sein.«
    »Ich will sie sehen.«
    »Nein, noch nicht. Aber du kannst reinrufen, sie wird bestimmt gleich hellwach sein, wenn sie deine Stimme hört.«
    »Elisabeth!« Keine Antwort. »Elisabeth, ich bin’s, Papa!«, rief er noch lauter.
    »Papa?«, kam es leise zurück.
    Henning atmete erleichtert auf.
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?«, fragte er scharf.
    Butcher zuckte mit den Schultern. » Du kannst von Glück reden, dass ich mich zurückgehalten habe. Du weißt ja, ich bin normalerweise nicht zimperlich. Ich habe heute ausnahmsweise einen guten Tag erwischt, das heißt, deine Tochter hat einen guten Tag erwischt. Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich erscheinen, die beiden Stühle hier sind für euch reserviert. « Er deutete auf zwei Holzklappstühle, die auf dem aufgeweichten Boden standen. » Nehmt Platz und macht es euch gemütlich. Ach ja, bevor ich ’ s vergesse, solltet ihr irgendwelche Tricks versuchen, wirst du deine Tochter nicht wiederse hen. Seht ihr das hier in meiner linken Hand? Ich brauch nur auf den einen Knopf zu drücken, und schon macht es peng … und alles fliegt in die Luft. Die gesamte Hütte ist vermint, nur modernster Sprengstoff, versteht sich. Nur, damit ihr Bescheid wisst. Aber bitte, nehmt doch Platz, das ist doch viel gemütlicher. Bloß das Wetter will nicht so richtig mitspielen, aber das ist halt der Norden, unberechenbar und kühl. «
    Henning und Santos gingen fünf Schritte und setzten sich auf das nasse Holz. Ein paar Enten flogen kreischend über ihre Köpfe hinweg, die Blätter der Bäume raschelten .
    » Warum haben Sie uns herbestellt? «, fragte Henning .
    » Was für eine Frage! Und ich dachte, du wärst schlau. Da hab ich mich wohl getäuscht … «
    » Wollen Sie sich stellen? «, fragte Santos .
    » Nein, ich möchte euch eine Geschichte erzählen, und ich möchte, dass sie aufgezeichnet wird. Es ist eine spannende Geschichte. Habt ihr das Aufnahmegerät dabei? «
    Henning holte wortlos das Gerät aus seiner Jacke und hielt es hoch.
    » Sehr gut. Dann drück mal auf Aufnahme. Ihr dürft natürlich auch Fragen stellen, wir sind schließlich in einer ungezwungenen Atmosphäre. Ich werde versuchen alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten. «
    » Warum haben Sie all diese Menschen getötet? «, fragte Henning, der innerlich fast zu zerplatzen schien, dem das Herz bis zum Hals schlug und der sich doch zur Ruhe mahnte .
    Butcher zuckte mit den Schultern. » Warum, warum, warum?! Warum töten Menschen andere Menschen? Kannst du mir das sagen? Die
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