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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren
Autoren: Andreas Franz
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hab ihn mir nicht so genau angeschaut. Warum? «
    » Nur so. Danke und schönen Tag. «
    Noch im Gehen riss er den Umschlag auf und holte ein Blatt Papier heraus. Er setzte sich ins Auto und las:
    »Meine Mutter hat’s gewollt
    Meine Mutter klag ich an,
    Sie hat nicht wohlgetan;
    Was somit in Ehren stünde,
    Nun ist es worden Sünde.
    Und, was fangt ihr an?

    Muss ich noch Erklärungen dazu abgeben? Das Gedicht stammt von Theodor Storm und heißt › Elisabeth ‹. Sehr passend, was? Bis bald! «

    » Diese verdammte Drecksau! Der hat das alles von langer Hand geplant. Und ich dachte immer, seine Begegnungen wären zufälliger Natur gewesen «, sagte Henning verzweifelt und ballte die Fäuste.
    » Das waren sie auch «, erklärte Santos, » er hat nur die Entführung von Elisabeth geplant. Ich weiß nicht, was er vorhat, aber ich werde immer sicherer, dass er keine Lust mehr hat. Ich kann mich natürlich auch täuschen. «
    » Das ist mir wurscht. Wo kriegen wir jetzt so ein Gerät her? «, fragte Henning nervös.
    » Ich kenne ein Elektrogeschäft gleich hier vorne in der Breslauer Straße. Die haben so was, und außerdem kenne ich auch den Geschäftsführer. Falls sie ’ s wider Erwarten nicht haben, beim real kriegen wir ’ s auch. «
    Nach zehn Minuten kehrte sie zurück, gab Henning das Gerät und sagte: » Ich hab ’ s mir erklären lassen, ist ganz leicht zu bedienen. Ich ruf jetzt noch mal Volker an … «
    » Nein, ich mach das «, sagte er und drückte die Kurzwahlnummer. » Sören hier. Volker, ich bitte dich noch einmal, tu mir einen Gefallen, keine Kollegen. Ich weiß, dass dir das schwer fällt und dass du am liebsten gleich das volle Programm anfordern würdest, nur, das würde der sofort merken und Elisabeth umbringen … «
    » Kieper ist inzwischen auch schon informiert worden, er ist ziemlich aufgebracht wegen deines Alleingangs. Er sagt, du könntest doch die Situation gar nicht mehr einschätzen, weil du befangen bist … «
    » Ich bin nicht befangen, es geht um meine Tochter «, ereiferte sich Henning .
    » Wo seid ihr jetzt? «
    » In der Nähe von Husum. «
    » Ich könnte euch orten lassen «, sagte Harms, der die Lüge durchschaut zu haben schien.
    » Volker, wir kennen uns nun schon seit achtzehn Jahren, und ich bitte dich nur um eins: Sieh zu, dass die Kollegen sich raushalten. Auch wenn er Elisabeth hat, wir haben jetzt die einmalige Chance, ihn ein für alle Mal zu schnappen. Mach das nicht durch eine unbedachte Aktion zunichte. Du würdest unter Umständen nicht nur Elisabeth damit töten, er würde uns mit ziemlicher Sicherheit auch wieder entkommen. «
    » Und was macht dich so sicher, dass er Elisabeth nicht schon längst umgebracht hat und du als Nächster auf seiner Liste stehst? «
    » Ich weiß es doch selbst nicht! Ich weiß nur, er will was von mir, aber ich stehe nicht auf seiner Liste. «
    » Aber … «
    » Kein aber, ich muss auflegen. Du hörst erst wieder von mir, wenn alles vorbei ist. Ich kann jedoch nicht sagen, wann das sein wird. Denk an uns und bete für Elisabeth. «
    Henning beendete das Gespräch. Wieder das Warten, wieder unsägliche Gedanken, was wohl die nächsten Stunden bringen könnten. Die Anspannung und die Sorge waren unerträglich .
    Lisa fuhr zum Hafen, kam am Holm, der alten Fischersiedlung, vorbei, wendete an der stillgelegten Kaserne und sagte, als sie am Dom vorbeifuhren: » Er müsste gleich anrufen. «
    » Hm «, murmelte Henning nur gedankenverloren .
    Weitere zwanzig Minuten vergingen, bis das schier endlose Warten ein Ende hatte .
    » Wo seid ihr? «
    » Schleswig, am Dom. «
    » Seid in genau einer Viertelstunde in Idstedt. Dort biegt ihr von der Hauptstraße in die Straße Osterfeld ein und fahrt immer geradeaus. Wenn ihr am Ende angelangt seid, wo ihr nu r n och rechts oder links fahren könnt, haltet ihr, dann bekommt ihr von mir weitere Instruktionen. Und denkt dran, ich merke sofort, wenn ihr nicht allein seid. Es täte mir um Elisabeth wirklich leid. «
    » Wir kommen garantiert allein. «
    » Brav. Bis gleich. «
    Santos beschleunigte, während Henning eine weitere Zigarette rauchte.
    » Auch wenn ’ s bescheuert klingt, aber wie geht ’ s dir? «, fragte sie, während sie mit überhöhter Geschwindigkeit die Flensburger Straße hoch- und aus Schleswig hinausfuhr .
    » Kann ich nicht sagen. Wenn ich nur wüsste, was er bezweckt. «
    Nach elf Minuten bogen sie in die Straße Osterfeld ein. Kein Auto war vor oder hinter ihnen und
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