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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Differenzen abgesetzt hatten, aber meist schon bald wiedergefunden wurden .
    Nur einige dieser Verschollenen blieben bis heute verschwunden, darunter drei junge Frauen und ein Mann, von denen angenommen wurde, dass sie sich vielleicht ins Ausland abgesetzt oder unter falschem Namen und mit falschen Papieren irgendwo in Deutschland untergetaucht waren, denn die Nachforschungen hatten ergeben, dass alle vier massive private und zum Teil auch berufliche Probleme hatten. Am meisten Sorge bereiteten ihm jedoch drei Kinder im Alter zwischen acht und elf Jahren, zwei Mädchen und ein Junge, von denen seit vier beziehungsweise sechs Jahren ebenfalls jede Spur fehlte. Als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Doch Henning gab die Hoffnung nicht auf, sie wiederzufinden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit mit jedem Tag ein wenig mehr schwand .
    Henning war einsachtzig groß, schlank und hatte hellbraunes, ins Rötliche gehendes, sehr kurz geschnittenes Haar und strahlend blaue Augen, die jeden sofort an Terence Hill erinnerten, auch wenn Henning keinerlei sonstige Ähnlichkeit mit dem Schauspieler aufwies. Sein Vorgesetzter schätzte ihn wegen seines Einsatzes, einige Kollegen standen ihm jedoch reserviert gegenüber, weil er mitunter recht dominant war und ungern andere Meinungen zuließ.
    Auch mit Lisa Santos geriet er hin und wieder aneinander, was vor allem an ihrem Temperament lag, das sie von ihrem spanischen Vater in die Wiege gelegt bekommen hatte. Sie war fast einen Kopf kleiner, hatte halblange dunkelbraune Haare und ausdrucksstarke haselnussbraune Augen und einen vollen Mund. Sie war gerade dreißig geworden und ausgesprochen hübsch, und kein Außenstehender hätte bei ihr vermutet, dass sie eine enorm durchsetzungsfähige und im Nahkampf erprobte Polizistin war. Doch jene Gauner, die bereits mit ih r B ekanntschaft gemacht hatten, hielten lieber Distanz zu ihr .
    Sie hatte eine kleine Wohnung in der Innenstadt von Kiel. Ihre Eltern lebten in Schleswig, wo sie auch ein Restaurant mit vorwiegend spanischen Spezialitäten betrieben. Mindestens dreimal pro Woche besuchte sie ihren Heimatort, manchmal half sie im Lokal aus, einfach, weil es ihr Spaß machte, aber auch, weil sie gerne mit ihren Eltern zusammen war .
    Und obwohl Sören Henning und Lisa Santos, die beiden so unterschiedlichen Charaktere, bisweilen ebenso unterschiedlicher Meinung waren, so bildeten sie doch ein hervorragendes Team, das zusammen mit den Kollegen eine überdurchschnittlich hohe Aufklärungsquote aufzuweisen hatte .
    Der Regen, der für ein paar Minuten nachgelassen hatte, hatte wieder zugenommen, als sie sich auf die Fahrt zurück nach Kiel machten. Jetzt im Winter waren die Straßen fast leer, ganz anders als im Sommer, wenn die Touristen in Strömen über das Land zwischen den Meeren hereinbrachen, die Ferienzimmer und Hotels zwischen Juni und August zum größten Teil ausgebucht waren und auch die zahlreichen Campingplätze entlang der Ostsee sich großen Zuspruchs erfreuten .
    » Was ist deine Meinung? «, fragte Henning, während sie an Ahrensberg vorbeikamen und die Scheibenwischer gegen den Regen ankämpften.
    » Ich hab noch keine Meinung. Ich frag mich nur, was die Kleine hier gemacht hat. Ausgerissen? «
    » Möglich. Oder sie wollte jemanden besuchen. Das heißt, sie könnte getrampt sein. Jemand nimmt sie mit und bringt sie um. Wäre ja nicht das erste Mal. «
    » Das ergibt aber keinen Sinn, schließlich wurde sie nicht vergewaltigt. Zumindest müssen wir davon ausgehen. Sie war bekleidet, als sie gefunden wurde «, bemerkte Lisa Santos und sah aus dem Seitenfenster, wo die triste Landschaft an ihr vorüberzog. » Ich möchte nicht diejenige sein, die ih ren Eltern die Nachricht überbringt. Siebzehn Jahre alt, das ganze Leben noch vor sich. Und dann kommt so ein Arschloch daher und macht alles kaputt. Ich hab so was zum Glück noch nie machen müssen. Und warum hat er ihr die Augen ausgestochen? «
    » Manche Killer sind der irrigen Meinung, dass sich ihr Bild in den Augen der Opfer festgebrannt hat wie auf einem Film. Deshalb stechen sie sie aus. Andere tun’s, weil sie den Anblick der toten Augen nicht ertragen können. Egal, wir kriegen ihn. Irgendjemand hat ihn gesehen «, entgegnete Henning mit stoischer Ruhe, die Lisa Santos manchmal in Rage brachte, auch wenn sie es nicht zeigte. Er wusste, was jetzt in ihr vorging, und er konnte es ihr nicht verdenken. Auch er war aufgewühlt von dem Anblick der Leiche, aber er war ein

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