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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Pragmatiker, der zwar des öfteren mit dem Kopf durch die Wand wollte, doch wenn es darauf ankam, kühl und nüchtern an die Fälle heranging, während Lisa sich gerne auf ihre Intuition und ihr Gespür verließ, ohne dabei den Verstand außen vor zu lassen. Aber vielleicht war diese Gegensätzlichkeit genau das, was sie und ihn so unschlagbar machte.
    » Wenn sie seit acht bis zwölf Stunden tot ist, ist die Wahrscheinlichkeit gleich null, dass irgendwer die Tat beobachtet hat. Es war dunkel, es hat die ganze Nacht geschüttet wie aus Kübeln … Lass den Mord heute früh um sechs geschehen sein, da ist keine Sau in der Gegend. Wir können froh sein, dass sie jetzt schon gefunden wurde und nicht erst in ein paar Tagen oder Wochen. «
    Sören Henning erwiderte nichts darauf. Insgeheim musste er Lisa Recht geben, auch wenn er die Hoffnung hatte, dass wenigstens die rechtsmedizinische Untersuchung ein verwertbares Ergebnis erbrachte.
    Von Kiel aus informierten sie die zuständigen Kollegen in Hannover, die den Eltern von Sabine Körner die grausame Mittei lung überbringen mussten, dass ihre Tochter einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war. Noch am selben Abend wurde in mehreren Radio- und TV-Sendern um Hinweise gebeten, die zur Aufklärung des Mordes dienlich sein könnten .
    Doch nicht ein einziger Anruf ging bei der Polizei ein .
    Um halb zehn fuhren Henning und Santos nach Hause, er zu seiner Familie, die ihn bereits erwartete, weil seine Tochter Elisabeth ihren achten Geburtstag feierte, Lisa Santos in ihre kleine, aber gemütliche Zweizimmerwohnung, wo sie sich als Erstes ein heißes Bad einließ, denn ihre Kleidung war nass, sie hatte kalte Füße, und überhaupt fror sie. Sie drehte die Heizung auf, zündete Kerzen an und machte sich, bevor sie ins Wasser stieg, eine große Tasse heißen Tee. Während sie badete, dachte sie an das Mädchen, das so bestialisch ermordet worden war .
    Und sie hoffte, dass der Autopsiebericht ein brauchbares Ergebnis brachte, auch wenn sie dies für eher unwahrscheinlich hielt. Ein Gefühl sagte ihr, wer immer das gemacht hatte, hatte es nicht zum ersten Mal getan. Sie schloss die Augen und dachte an das Gespräch mit ihrem Vorgesetzten Volker Harms, der sie heute Morgen um halb neun in sein Büro zitiert hatte, um ihr zu sagen, dass er sie zur Beförderung vorgeschlagen hatte .
    Oberkommissarin sollte sie werden, und das mit dreißig. Sie hatte sich riesig gefreut, doch diese Freude hatte durch den Mord an Sabine Körner einen kräftigen Dämpfer erhalten.

 
    SONNTAG, 5. DEZEMBER 1999
     
    D er Bericht der Rechtsmedizin traf am Vormittag ein. Sören Henning und Lisa Santos hatten bereits ungeduldig darauf gewartet und lasen ihn gemeinsam. Henning sah Lisa von der Seite an und meinte mit einer Spur von Triumph in der Stimme: »Mein lieber Scholli, das ging aber fix. Wir haben den Mistkerl. Der hat wohl nicht damit gerechnet, dass wir seine Daten gespeichert haben. Ein Hoch auf die moderne Kriminaltechnik. Und der Typ ist alles andere als ein Lamm. Zwei Jahre wegen Vergewaltigung, liegt allerdings schon sechzehn Jahre zurück. Dann wollen wir uns den Kerl mal vorknöpfen.«
    »Das hätte ich nicht gedacht«, sagte Lisa und schenkte sich einen Kaffee ein. »Ich meine, dass wir den Fall so schnell lösen.
    Wo wohnt er?«
    »Moment«, sagte Henning und gab die Daten ein. Lisa sah ihm über die Schulter. »Pinneberg. Den holen wir uns gleich jetzt. Aber vorher brauchen wir noch einen Haftbefehl.«
    Er rief beim zuständigen Haftrichter an, schilderte in kurzen Worten, was die Ermittlungen im Mordfall Sabine Körner ergeben hatten, worauf der Richter sagte, Henning und Santos könnten den Haftbefehl in einer halben Stunde bei ihm abholen.
    Sie brauchten eine Stunde von Kiel bis nach Pinneberg, dann hielten sie vor dem Einfamilienhaus mit der Doppelgarage. Es war kalt und windig, als sie an der Tür klingelten. Ein Mann kam heraus. Henning hielt seinen Ausweis hoch. »Kripo Kiel, Mordkommission. Herr Nissen, Georg Nissen?«, fragte er obligatorisch.
    »Ja, was ist?«
    »Hauptkommissar Henning, meine Kollegin Frau Santos. Sie sind vorläufig festgenommen.« Er zog den Haftbefehl aus der Jackentasche. »Ich muss Sie über Ihre Rechte belehren. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern, allerdings kann alles, was Sie von nun an sagen, gegen Sie verwendet werden. Haben Sie das verstanden?«
    Nissen sah die Beamten entgeistert an. »Moment! Was ist hier eigentlich los? Warum werde

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