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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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dass er unbeobachtet war, und machte mit einer Infrarotkamera drei Aufnahmen von Miriam. Er spulte den Film zurück, holte ihn aus der Kamera und steckte ihn in seine Jackentasche. Auf der Heimfahrt drehte er die Musik wieder lauter und sang mit. Der Druck hatte sich gelegt, aber er würde wiederkommen, wieder und wieder und wieder.

 
     
     
    F REITAG, 7. MAI, 8.45 UHR
     

    D er Anruf ging um Viertel vor neun bei der Kripo Kiel ein .
    Lisa Santos meldete sich, Fischer, ein älterer Kollege aus Flensburg, war am Apparat.
    » Moin, moin, wir sind hier gerade am Haddebyer Noor, eine Frauenleiche. Erinnert mich ziemlich stark an einen Fall vor viereinhalb Jahren, den ihr bearbeitet habt. Wollt ihr herkommen und euch das mal anschauen? «
    » Wir sind so schnell wie möglich da «, antwortete Lisa Santos und legte auf. Sie presste die Lippen zusammen und warf einen Blick zu der Tür, hinter der Sören Hennings Büro lag. Er war seit dem frühen Morgen da, wann genau er gekommen war, wusste sie nicht. Er kam meistens sehr früh und verließ häufig als Letzter das Büro. Sie klopfte an seine Tür und machte sie auf. Er sah sie kurz an, ohne etwas zu sagen .
    » Sören, ich brauch deine Hilfe. Es gibt eine Tote. «
    » Und, was hab ich damit zu tun? « Henning schaute auf .
    Durch seine braunen Haare zogen sich einige graue Strähnen .
    Er hatte tiefe Ränder unter den Augen, als würde er regelmäßig zu wenig Schlaf bekommen. Und er schien zu trinken , auch wenn er nie mit einer Alkoholfahne zum Dienst erschien, aber sein Gesicht war leicht gerötet. Ein Dreitagebart ließ ihn älter als zweiundvierzig aussehen. Er hatte auch angefangen zu rauchen, obwohl er noch bis vor vier Jahren militanter Nichtraucher war, doch seit dem Mord an Sabine Körner hatte sein Leben eine Wende genommen, die keiner aus der Abteilung für möglich gehalten hätte. Auch wenn er nie darüber sprach, so wusste doch jeder seiner Kollegen, dass er sich die Alleinschuld am Tod des vermeintlich Verdächtigen und schließlich Verurteilten Georg Nissen gab. Seine Ehe war dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden und schließlich in die Brüche gegangen. Seitdem lebte seine Frau mit den beiden Kindern Markus und Elisabeth in Elmshorn. Er bewohnte eine kleine und sehr preisgünstige Wohnung in dem wenig einladenden Kieler Stadtteil Gaarden-Ost. Der Unterhalt für seine Familie ließ ihm nur wenig zum Leben übrig. Er machte nur noch selten Außendienst, die meiste Zeit verbrachte er im Büro, wo er sich hinter Akten verkroch, die ihm von Kollegen auf den Tisch gelegt wurden. Akten, die er früher gehasst hatte, weil er das Büro wie ein Gefängnis empfand und sich am liebsten außerhalb des Präsidiums aufhielt. War er früher schon nicht gerade der Gesprächigste, so beschränkte sich sein Wortschatz nun in der Regel auf einen kurzen Gruß am Morgen und ein » Wiedersehen «, bevor er mit dem Fahrrad nach Hause fuhr. Keiner wusste, was er in seiner Freizeit trieb, aber es ging die Runde, dass er die Abende und Nächte vor dem Fernseher verbrachte, viel trank und sich hin und wieder eine Frau aus irgendeiner Kneipe holte. Doch es waren Gerüchte, auf die Lisa Santos wenig gab, denn keiner, der das behauptete, war jemals bei Henning in der Wohnung gewesen oder hatte ihn mit einer Frau gesehen .
    Gerüchte, die zwangsläufig entstanden, wenn jemand sein Privatleben geheim hielt.
    » Die Leiche liegt am Haddebyer Noor «, sagte sie ruhig, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen, weil sie seine Reaktion testen wollte.
    Für einen Moment herrschte absolute Stille. Henning kniff die Augen zusammen, warf den Kugelschreiber auf den Tisch, ließ sich zurückfallen und stieß schließlich hervor: » Scheiße, Mann! « Es entstand eine Pause. Seine Mundwinkel waren heruntergezogen, als er dann sagte: » Na gut, da liegt also ’ ne Leiche. Und was soll ich da? Mich noch mal zum Arsch der Nation machen? Nimm jemand andern, aber lass mich in Ruhe. «
    Lisa Santos schloss die Tür und setzte sich Henning gegenüber. Sie waren allein im Raum, und sie wollte nicht, dass irgendein anderer ihr Gespräch mitbekam .
    » Sören, hör mir bitte kurz zu. Irgendwann muss Schluss sein mit deiner selbstgewählten Isolation. Seit vier Jahren schottest du dich ab und verkriechst dich hinter deinen Akten und machst einen auf Selbstmitleid … «
    » Halt die Klappe! Du hast doch überhaupt keine Ahnung. Ich habe einen Fehler gemacht und bin gerade dabei, die Rechnung zu

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