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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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einen neuen Typ ins Haus geholt, mit dem ich einfach nicht zurechtkomme. Lange Geschichte. Also hab ich mir im November gesagt, Miriam, pack deine Sachen und mach dich auf die Socken. Meine Mutter wollte mich natürlich unter allen Umständen davon abhalten, aber ich musste erst mal andere Luft schnuppern. Sie hat gemeint, ich sei noch viel zu jung, um allein zu reisen, aber ganz ehrlich, lieber allein in ein fremdes Land, als … Um meine kleine Schwester tut ’ s mir ein bisschen leid, denn sie kann den Typ auch nicht ausstehen, aber ich musste jetzt erst mal an mich denken. Eigentlich wollte ich schon letzten Herbst mit meinem Studium anfangen, doch leider waren alle Plätze vergeben. Na ja, im Oktober geht ’ s endlich los. Weit weg von hier, in Heidelberg. Aber vorher hab ich zumindest noch einen Teil von der Welt gesehen. «
    » Sie sind die ganze Zeit getrampt? «
    » Klar, das heißt, die meiste Zeit. Und komischerweise war das ganz easy. Jedenfalls viel leichter, als ich ’ s mir vorgestellt hatte .
    Bloß in Nordafrika ist das nicht so einfach, da muss man schon aufpassen, dass man nicht an den Falschen gerät, vor allem in Marokko und Algerien. Dort bin ich meistens mit dem Bus gefahren. «
    » Und woher hatten Sie das Geld? «
    » Mein Vater hat mir was hinterlassen. Ich hab ’ s bekommen, als ich achtzehn wurde. Ich hab aber nur ’ nen Teil davon gebraucht, den Rest nehm ich für mein Studium. Heidelberg ist nicht gerade billig. Und Sie, was machen Sie? «
    Butcher zuckte mit den Schultern und meinte: » Eigentlich bin ich bei der Polizei, aber ehrenamtlich auch noch bei der Feuerwehr. Wir haben gleich eine Nachtübung. «
    » Bei der Polizei! Wow! Und was genau machen Sie da? «
    » Ich bin bei der Kripo, Mordkommission «, antwortete Butcher, während er auf der B 76 Richtung Schleswig fuhr. Der nasse Asphalt glänzte im Licht der Scheinwerfer, ein paar letzte Tropfen fielen aus dem schwarzen Himmel .
    » Und, gibt es irgendwelche interessanten Fälle? Ich meine, hier oben ist ja nicht gerade viel los, oder? «
    » In der letzten Zeit schon. Wir haben mehrere Vermisste und … Na ja, ich darf leider nicht über aktuelle Fälle reden, wenn Sie verstehen. Dienstgeheimnis. «
    » Schon gut, ist nur meine Neugier. Nach einem halben Jahr im Ausland will ich eben alles wissen. Mein Vater war übrigens bei der Staatsanwaltschaft. Vielleicht kannten Sie ihn ja, Ingo Hansen, Oberstaatsanwalt in Flensburg. «
    » Tut mir leid, aber ich hab nie was mit ihm zu tun gehabt. Ich bin erst seit vier Jahren beim K 1 in Flensburg, vorher war ich in Bremen. «
    Als Butcher bei Haddeby abbog, fragte Miriam: » Wohin fahren Sie? «
    » Nur einen Kollegen abholen. Wohnt dort hinten «, sagte er ruhig und griff mit der linken Hand in das Seitenfach der Tür .
    Auf dem Parkplatz befand sich kein Fahrzeug. Er fuhr weiter in das Dunkel hinein, drehte eine Runde und stoppte abrupt am äußersten Ende des Parkplatzes .
    » He, was gibt das? «, fragte Miriam lachend, obwohl sie Angs t h atte, die sie jedoch so gut wie möglich zu verbergen versuchte.
    » Siehst du das hier? « Butcher hielt den Elektroschocker hoch .
    » Damit machen wir Verbrecher kampfunfähig. Manchmal. Aber auch böse Mädchen. Böse Mädchen, die am besten nachts nicht trampen sollten.« Er sah Miriam an, deren Konturen er in der Finsternis nur verschwommen wahrnahm .
    Doch allmählich gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit. » Zieh dich aus, ich will ficken. « Seine Freundlichkeit war schlagartig dahin, sein Blick, den Miriam nur erahnen konnte, düster und unheilvoll.
    » Sie sind gar nicht bei der Polizei, oder? «, fragte sie und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu bleiben. Ihr Vater hatte ihr einmal gesagt, sollte sie jemals in eine derartige Situation geraten, was hoffentlich nie der Fall sein würde, so sollte sie immer genau die Anweisungen des Täters befolgen. Dann hätte sie die größte Chance, ihm lebend zu entkommen. Und er hatte ihr Tricks gezeigt, wie sie auch einen starken Mann kampfunfähig machen konnte. Ihr Vater hatte gewusst, wovon er sprach, er war fast zwanzig Jahre bei der Staatsanwaltschaft gewesen, bis ein tragischer Verkehrsunfall ihn jäh aus dem Leben gerissen hatte. Doch jetzt, am späten Abend, mit Butcher neben sich, der den Schocker in der Hand hielt, fühlte sie sich ohnmächtig. Alles, was ihr einfiel, war, ihn durch Reden von seinem Vorhaben abzubringen .
    » Doch, ich bin bei der Polizei. Aber ich werde

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