Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
Vom Netzwerk:
„Kannst du mir verraten, weshalb
du so lachst?“
     
    „Mein Handy hat gar keine Diktierfunktion!“ Er küsste mich erneut.
„Und, ehe du fragst, Videos kann ich damit auch nicht aufnehmen.“
     
    Jetzt musste auch ich lachen. „Dann hast du die ganze Zeit nur
geblöfft?“
     
    „Seit wann ist die Wahrheit ein Blöff? Ich habe doch nur gesagt, dass
ich euer ganzes Gespräch mit angehört habe, von einer Aufzeichnung habe ich nie
gesprochen.“ Er grinste mich hämisch an. „Was kann ich denn dafür, dass der Typ
meint, ich hätte euren Small Talk auf Band, nur weil ich ihm mein Handy unter
die Nase gehalten habe? Du wirst mich doch nicht verraten?“
     
    „Meine Lippen sind versiegelt!“ ich wuselte durch seine Haare. „Aber
mal was anderes: War das gerade ernst gemeint? Das mit dem gemeinsamen
Spielen?“
     
    „Na klar, denn irgendwie müssen wir ja richtiges Beweismaterial in
Händen haben.“ Er griff direkt in meine Jogginghose. „Und jetzt lass uns in
Schlafzimmer gehen und dort noch etwas üben, damit ich sein Teil dabei auch
aufnehmen kann.“
     
     
     
    Cordula und ich haben uns eine Woche später zum Essen in der Stadt
getroffen, sie wollte unbedingt den Mann kennenlernen, für den das Herz ihres
Sohnes schlug. Wir verstanden uns auf Anhieb, gut, der Beginn unseres
Gespräches glich eher einem vorsichtigen Abtasten, aber das Eis zwischen uns schmolz
relativ schnell dahin. Wir gingen auf die gleiche Schule, sie war allerdings
zwei Jahrgänge unter mir.
    Ich weiß nicht warum, aber sie schreibt es meinem Einfluss zu, dass
sich das früher eher angespannte Verhältnis zwischen Stiefvater und Stiefsohn erheblich
gebessert hat. Gegen seine Besuche bei uns hat sie nichts, im Gegenteil, sie
schickt immer eine kleine Aufmerksamkeit mit, wenn er zu uns zum Skat kommt.

Ja & Ja
    Monika lugte durch die Küchentür. „Jan? Kannst du für Heinz noch was zu
Essen machen?“
     
    „Chefin, die Küche ist seit einer halben Stunde zu, geputzt ist auch
schon. Ich bin gerade bei der Einkaufsliste für morgen.“ Ich verdrehte die
Augen. „Kann dein Bruder nicht etwas früher kommen?“
     
    „Es reicht ja auch eine Kleinigkeit.“ Sie lächelte mich an. „Du kennst
ihn doch! Seid ihn seine Frau verlassen hat, ist er … etwas durch den Wind.“
     
    Etwas war gut! Der alte Schmierlappen sollte nicht soviel saufen und
auf seine Besuche im Bordell verzichten, dann klappt es auch mit der Ehe.
„Rührei geht noch.“
     
    „Dann muss das halt reichen. Ich zapf dir auch schon mal dein Bier an.“
Sie verschwand wieder.
     
    Grummelnd ging ich an den Kühlschrank und fügte mich in mein Schicksal.
Pünktlicher Feierabend ist in der Gastronomie sowieso ein Fremdwort und wie
viel Überstunden hatte ich in den letzten zwei Wochen, seit Klaus, der
eigentliche Koch, mit Maria, der spanischen Küchenhilfe, durchgebrannt war,
angesammelt? Ich überschlug kurz und kam auf 63. Also, auf die paar Minuten
mehr oder weniger, würde es auch nicht mehr ankommen.
    Auf der einen Seite war ich froh, dass ich mit dem homophoben Kerl
nicht mehr zusammenarbeiten musste, aber auf der anderen Seite fragte ich mich,
wie lange ich noch 10-12 Stundenschichten pro Tag – und das sieben Tage die
Woche – durchhalten würde. Es musste eine Lösung gefunden werden, es musste
dringend Ersatz her. In den ersten Tagen seiner Abwesenheit hatte Monika ja
noch auf seine baldige Rückkehr gehofft, das Ganze als eine Art
Kurzschlussreaktionen abgetan, schließlich hatte Klaus Frau und drei Kinder,
aber mittlerweile war die Hoffnung der Resignation gewichen.
    Als die rubenshafte Frau mich vor zweieinhalb Monaten angestellt hatte,
war ich wirklich glücklich, nur drei Wochen nach meinem achtkantigen Rauswurf
aus dem Landhotel Rasmussen wieder eine Anstellung gefunden zu haben. Der alte
Rasmussen hatte zwar groß getönt, er würde dafür sorgen, dass ich in
Ostfriesland nie mehr ein Bein an die Erde kriegen würde, aber Monika Walmsen
war es egal, mit wem ich ins Bett gehe; ihr käme es nur auf meine Arbeit an.
Zwar nannte sie mich Jan und nicht Jannis, aber das war für mich keine
Diskriminierung.
     
    Zum zweiten Mal war meine Homosexualität Grund für einen krassen Bruch in
meinem Leben. Gut, die erste Zäsur hätte man vorhersehen können, aber das meine
Eltern mich gleich rauswerfen, damit konnte ich wirklich nicht rechnen. Im
antiken Griechenland wurde die gleichgeschlechtliche Liebe akzeptiert, im
orthodox geprägten modernen Staat

Weitere Kostenlose Bücher