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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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Wohnung
verbieten, wenn du selber eine brennende Zigarette in der Hand hältst. Aber,
auch wenn du, um dein Verbot glaubhaft zu machen, zum Nichtraucher mutierst, du
kannst ihm das Rauchen außerhalb deiner Vier-Wände nicht untersagen, er ist ja
schon groß!“ Ich grinste ihn an. „Und ich geh sogar noch einen Schritt weiter:
Wenn dein Victor einen Freund hat, dann hast du den Mann an seiner Seite zu
akzeptieren, denn es ist die Entscheidung deines Stiefsohnes, wem er sein Herz
schenkt und wem nicht.“
     
    Er wirkte ratlos. „So weit habe ich noch gar nicht gedacht. Kannst du
nicht mal mit ihm reden?“
     
    Ich stutzte. „Und? Was soll ich sagen? Etwa: ‚Sorry Victor, dein
Stiefvater steht selbst auf Schwänze, kann aber nicht aus seiner russischen
Haut. Sei ihm deshalb bitte nicht böse, wenn er sich homophob dir gegenüber
benimmt, eigentlich hasst er nur sich selber.‘ Schwebt dir so etwas vor?“
     
    „Ich bin doch nicht schwulenfeindlich!“ Entrüstung war zu hören.
„Wirklich nicht!“
     
    Ich blickte ihn ernst an. „Nein? Hast du nicht gerade gesagt, du kannst
ihm seine Homosexualität nicht durchgehen lassen? Aber deine eigene Vorliebe
für Schwänze geht in Ordnung, oder wie? Sorry, mein Lieber, das ist mehr als
bigott, das ist Scheinheiligkeit pur!“
     
    „Und was soll ich jetzt machen?“
     
    Ich schüttelte nur mit dem Kopf. „Ziehst du deine harte Linie durch und
schmeißt ihn, nur weil er Männer liebt, aus der Wohnung, du wirst Cordula mit
Sicherheit verlieren! Eine Mutter wird ihren Sohn immer mehr lieben als ihren
Ehemann; denn sie war es, die ihn geboren hat. Sie würde ihn auch dann noch
lieben, wenn er in den Knast kommen würde. Aber Victor? Victor ist nur schwul!
Er ist kein Mörder, kein Vergewaltiger, kein Räuber, kein Dieb, er steht nur
auf das eigene Geschlecht. Du hast also schlechte Karten, denn sie wird dein
Verhalten ihrem Sohn gegenüber auf die gemeinsamen Kinder übertragen und die
Konsequenzen ziehen und gehen.“ Das Bier tat jetzt gut. „Ich glaube auch nicht,
dass sie ultrareligiös oder ultrakonservativ erzogen worden ist, denn sie hat
ja einen russischen Aussiedler geehelicht. Von daher besteht kein Anlass, nicht
zu ihrem Sohn zu stehen. Pech für dich!“
     
    Mein Boden musste wirklich interessant sein! „Weiter?“
     
    „Wenn sie erfährt, dass du seit über drei Jahren eine Affäre hast, wird
sie ebenfalls die Koffer packen und dich verlassen. Das ist es kein einmaliger
Ausrutscher, den man vielleicht noch verzeihen könnte, es ist … eher eine
Zweitbeziehung. Der Vertrauensbruch ist einfach zu groß. Und das Schlimmste für
sie wird sein, dass du ein Techtelmechtel mit einem Mann hast. Sie kann nicht
mit den Waffen einer Frau gegen ihre Nebenbuhlerin kämpfen, da es keine
Zweitfrau gibt. Tut mir leid, sie wird die Waffen strecken und dich, samt
Kindern, verlassen!“ Ich blickte ihn teilnahmsvoll an. „Egal, wie du es drehst
oder auch wendest, du kannst sie nur verlieren!“
     
    „Was soll ich jetzt machen?“ Er wirkte resigniert.
     
    Ich klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. „Wenn dein Stiefsohn zu
seinem Freund ziehen möchte, mit ihm leben möchte, dann lass ihn ziehen, besser
noch, organisiere seinen Umzug! Dann wird seine Mutter sehen, dass du einzig
und allein um sein Seelenheil besorgt bist, dass es dir nicht egal ist, was aus
ihm wird. Versuche, ihn auf deine Seite zu ziehen, denn, falls deine schwule
oder bisexuelle Ader je auffliegen sollte, kannst du wirklich jeden Verbündeten
brauchen!“
     
    Seine Augen blickten mich groß an. „Ich soll ihn in der Sache
unterstützen?“
     
    „Etwas anderes wird dir nicht übrig bleiben, mein Lieber. Die sexuelle
Orientierung deines Ältesten hat auch dein Leben durcheinandergebracht und
Fragen aufgeworfen, die du erst selber einmal beantworten musst, ehe du wieder
zur Tagesordnung übergehen kannst. Aber woher weißt du eigentlich, dass er
schwul ist? Hat er sich euch gegenüber geoutet?“ Jetzt spielte ich Detektiv.
     
    Er rutschte auf der Couch hin und her. „Nein, gesagt hat er nichts,
aber …“
     
    „Aber was?“ Ich wollte ihn schwitzen sehen.
     
    Er starrte auf die Flasche, die er in Händen hielt. „Cordula hat so
eine arschfreie Unterhose bei ihm entdeckt, so eine, wie du sie auch manchmal
anhast, wenn wir …“
     
    „Eine Jock?“ Ich grinste. „Das ist dein ganzer Beweis? Das ist etwas
wenig!“
     
    „Nein, ich hab ihn zufällig aus der schwulen Kneipe

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