Unsortiertes
ist die Haltung zurückhaltender, um es
neutral zu formulieren. Meine Eltern, beide auf Kreta geboren, aber in
Deutschland aufgewachsen, erwiesen sich als Hardliner, als ich mich nach
bestandener Kochlehre ihnen gegenüber outete.
Mit 19 stand ich also auf der Straße, aber, Dank meines Ausbilders,
konnte ich von Hannover nach Bremen wechseln, wo ich zunächst als Tournant,
also als Springer, arbeitete, ehe ich dann als Beikoch zum Entremetier kam. In
Bremen lernte ich auch Lars-Henrik Rasmussen, der im gleichen Hotel eine
Ausbildung zum Hotelkaufmann machte, kennen und lieben. Aus mir und dem zwei
Jahre jüngeren Hotelerben wurde ein Paar und wir schmiedeten schon Pläne für
eine gemeinsame Zukunft.
Als vor einem halben Jahr die Stelle des Gardemanger im väterlichen
Betrieb frei wurde, sollte ich vorausgehen. Die drei Monate bis zum Ende seiner
Lehre überlebten wir, dann aber dauerte es keinen Monat und der Alte entdeckte
die Liebesweise seines Sohnes und mich in seinem Bett: Er schickte Junior nach
Dubai und mich in die Wüste.
Ich brachte das Rührei mit Schinken nach draußen, machte sauber und
setzte mich dann zu Monika an den Tresen, um mein Feierabendbier zu genießen.
Sie blickte mich mitfühlend an. „Sag mal, kennst du nicht jemanden, der hier
anfangen könnte? Klaus wird wohl doch nicht wiederkommen und das Arbeitsamt ist
ja auch keine richtige Hilfe! Die Küchenhilfe, die die geschickt uns haben,
war doch wohl ein Witz.“
Ich lachte schräg, die Frau hatte nicht nur Fingernägel, mit denen man
einen Garten hätte umgraben können, darüber hinaus verfügte sie auch zwei linke
Hände. „Werde mich mal umhören, aber …“ Ich trank einen Schluck. „… versprechen
kann ich nichts.“
Nach dem Gerstensaft machte ich mich auf meinen Heimweg, zehn Minuten
auf dem Fahrrad. Die Nachtluft tat gut, auch wenn ich mit den Gedanken immer
noch auf der Arbeit war. Wen aus meiner Klasse sollte ich ansprechen? Mir fiel
niemand ein, dem ich guten Gewissens die Stelle hätte anbieten wollen; Monis
Reiterstübchen nannte sich zwar offiziell Restaurant, war aber in Wirklichkeit
nur eine bessere Frittenschmiede. Gut, es gab zwar einen wechselnden
Mittagstisch, aber 80% des Umsatzes wurden mit Schnitzeln, halben Hähnchen,
Hamburgern. Bratwürsten und Kartoffelprodukten in frittierter Form gemacht.
Zuhause angekommen, machte ich mir ein Bier auf und den Rechner an, eigentlich
wollte ich nur kurz meine Mails checken, landete dann aber wieder auf den
blauen Seiten. Ich klickte auf Online – Stadt, außer mir waren noch sieben
weitere User in Papenburg online. Vier davon kannte ich vom Chat her, mit
zweien war ich sogar schon in der Kiste gewesen, man ist ja auch nur ein Mann.
Unbekannt war mir einzig und allein Kreuzfahrer_BOS, ich klickte, rein
informatorisch, auf sein Profil und betrachtete es mir etwas genauer. Die
Bilder, die er öffentlich zur Schau stellte, hatten eines gemeinsam: Immer war
Wasser im Hintergrund. Wenn sein Alter stimmte, sah der Kerl für seine 42
ziemlich gut aus, athletischer Körperbau, kurze blonde Haare, Brustbehaarung
sah man nicht und das Paket auf dem Bild mit der nassen Badehose ließ einiges vermuten,
als Schwanzgröße hatte er aber nur L angegeben. Wirklich tolles Profil, aber
der Kerl war 20 Jahre älter als ich.
Ich pellte mich gerade aus der Hose, als ein Blöken das Erhalten einer
Nachricht verkündete. Er hatte mich angeschrieben. Als höflicher Mensch
antwortete ich natürlich.
Kreuzfahrer_BOS: hallo
Jan-Greek: einen wunderschönen
Kreuzfahrer_BOS: ebenfalls – auch noch auf der suche?
Als Status hatte er Chat angegeben, ich war offiziell nicht am Rechner,
aber was bedeutet das schon? Seit über zwei Wochen herrschte bei mir
Handbetrieb vor, ich war, wenn man das so sagen kann, chronisch untervögelt.
Aber Sex mit einem Mann, der drei Jahre jünger war als mein Vater?
Jan-Greek: wer sucht denn nicht? könnte etwas entspannung gebrauchen
Kreuzfahrer_BOS: wie soll die denn aussehen?
Jan-Greek: av, ov, küssen, lecken und dann mal sehen J
Kreuzfahrer_BOS: mal sehen? fesselspiele, ns?
Bei S&M war soft zu lesen, also mag er es wohl etwas härter. Diese
Welt der Spielarten kannte ich nicht, Lars und ich waren eher die Kuscheltypen
im Bett. Gut, mal ein Klaps auf den Hintern, aber das war es dann auch. Das
Frivolste, was wir je gemacht hatten, war Nutella vom Körper des anderen zu
lecken. Die Flecken hatte ich kaum aus der
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