Unsortiertes
warte kurz: Ich zieh mir mal kurz was
über, … bin gleich wieder da.“
„Von mir aus kannst du so bleiben!“ Er lachte hämisch, als ich ihn
alleine ließ.
Im Schlafzimmer blickte ich in das erschrockene Gesicht meines
Liebsten. Er konnte nur leise flüstern: „Ist das … etwa Nikolaj? Was … was will
der denn hier?“
Erst nickte ich, dann zuckte ich mit den Schultern. Ich schlüpfte in
eine Jogginghose, griff mir ein Shirt und legte, als ich die Klinke in der Hand
hatte, meinen Zeigefinger auf den Mund. Die Tür ließ ich aber einen Spaltbreit
offen, er sollte ruhig hören, was im Wohnzimmer über ihn gesprochen wurde.
Mit zwei Flaschen Bier in der Hand betrat ich wieder mein Wohnzimmer.
Der hoch aufgeschossene Russe saß da wie ein Häufchen Elend. „Ich bin ja nicht
gerade ein Experte in Sachen Kindererziehung. Also? Wie kann ich dir denn bei
Victor helfen?“
„Der Junge ist …“ Er trank einen Schluck. „… genau wie du! Er ist auch
schwul und deshalb brauche ich deinen fachmännischen Rat. Ich weiß echt nicht,
was ich mit ihm machen soll.“
Ich musste grinsen. „Wieso? Ihr habt doch eine Gemeinsamkeit und auf
die kann man aufbauen.“
„Was? Ich bin Russe und kann daher nicht schwul sein!“ In seiner Stimme
lag ein Grollen.
„Nikolaj, jetzt hör endlich mit diesem Quatsch auf! Das Märchen kauft
dir niemand ab und, wenn du ehrlich mal bist: Du glaubst selber nicht daran!“
Mein Blick verfinsterte sich. „Ob es dir passt oder nicht: Du bist genauso
schwul wie ich, … aber, wenn dir das lieber ist, dann sagen wir: Du bist bi!“
Er grummelte immer noch. „Ich bin auch nicht Bi! Ich bin Russe und …“
„… hast Sex mit einem Mann, den du auch genießt!“ Ich schüttelte meinen
Kopf. „Und sag jetzt bloß nicht, dass es anders ist, denn dann machst du dich
nur noch unglaubwürdiger, als du eh schon bist!“
„Wieso?“ Frustration lag in seinem Blick.
Ich atmete tief durch. „Wie lange treiben wir es jetzt miteinander?
Mehr als drei Jahre, oder? Wenn es damals nur reine Neugier gewesen wäre, wie
es ist, einen Mann in den Arsch zu vögeln, dann wäre die nach dem ersten Fick
ja befriedigt gewesen, oder? Aber Nikolaj macht jetzt von sich weiter, genießt
es, will mehr!“ Ich trank einen Schluck. „Seit über drei Jahren leckst du mir
mein Loch feucht, du bläst mich, du küsst mich, du machst für mich die Beine
breit, also … wenn ich das Ganze einmal zusammenfasse, komme ich zu dem
Ergebnis: Du liebst schwulen Sex, kannst nicht mehr ohne ihn. Oder wie soll ich
deine Bemerkung von Gerade auffassen, ich solle doch im Bademantel bleiben? Du
wolltest doch wieder, oder?“
„Ja, als ich dich so sah …“ Er wurde plötzlich kleinlaut. „Ist ja schon
gut!“
Ich war gerade so schön in Fahrt. „Und wenn ein Mann schwulen Sex
liebt, ohne ihn nicht mehr leben kann und will, aber noch mit einer Frau
verheiratet ist, dann ist er entweder Bi oder eine verklemmte
Schrankschwuchtel. Du kannst es dir aussuchen, was du lieber bist!“
„Aber? Ich hab doch Kinder mit Cordula?“ Der einst ach so stolze Russe
wirkte plötzlich hilflos.
Sollte ich weitermachen? Innerlich nickte ich. „Na und? Etliche
Homosexuelle merken erst nach ihrer Silberhochzeit, dass sie eigentlich doch
auf Männer stehen. Aber, weil ihr Umfeld es früher so wollte, haben sie
geheiratet und Kinder gekriegt, weil man das als Mann ja so macht: Man baut ein
Haus, pflanzt einen Baum und zeugt einen Sohn!“ Ich blickte ihn über den
Flaschenrand an. „Wer weiß, wie du dich entwickelt hättest, wärst du nicht in
den Weiten Russlands sondern in einem liberaleren Umfeld aufgewachsen?!“
„Ich auch nicht!“ Seine leise Stimme stockte. „Aber? Was soll ich jetzt
mit Victor machen?“
Ich verdrehte die Augen. „Ihn so nehmen, wie er ist: als menschliches
Wesen mit all seinen Gefühlen und Bedürfnissen! Wenn er auf Männer steht, dann
steht er halt auf Männer! Wo ist das Problem?“
„Aber … ich … ich kann ihm das doch nicht durchgehen …“ Er war
eindeutig durch den Wind.
„Was kannst du nicht? Du liebst schwulen Sex, er liebt schwulen Sex!
Der einzige Unterschied ist, du kamst erst mit 35 zu dieser Erkenntnis, er
schon mit 19!“ Scheiße! Ich hatte mich verplappert.
Der Russe schaute mich irritiert an. „Ich soll es ihm erlauben?“
„Du kannst deinem erwachsenen Sohn nicht das Rauchen in deiner
Weitere Kostenlose Bücher