Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
Vom Netzwerk:
Essen. Aber zu dem Zeitpunkt …“ Ich leerte das Glas. „… war er alles
andere als ein verlässlicher Zeitgenosse. Ich glaube, es war auf der Fahrt nach
Dortmund, da hat er mir erzählt, er hätte in Köln einen gewissen Ben Sowieso
kennen gelernt, der ihn regelrecht vergöttern würde.“
     
    Der Hauptrichter lugte über seine Brille. „Hat er diesen Ben näher
beschrieben?“
     
    „Leider nein!“ Ich schüttelte den Kopf. „Das Einzige, was ich von ihm
weiß, ist, er hätte einige Läden im Ruhrgebiet und wäre auch an Lokalen in
Berlin und München beteiligt. Mir kam das Ganze zwar suspekt vor, aber Enrico
war der Meinung, er hätte mit diesen Typen das große Los gezogen.“
     
    „Und dann?“ Die Brille mit Goldrand wurde mal wieder als Winkelement
missbraucht.
     
    Trauer legte sich in meinem Blick. „Nach Essen habe ich ihn nicht mehr
zu Gesicht bekommen, wir telefonierten zwar noch einige Male, aber alle
Gespräche drehten sich um diesen ominösen Ben, der ihn ganz und gar in Beschlag
nahm. Das Letzte, das ich von ihm hörte, war eine Nachricht auf meinem AB: Er
würde es zu meinem 40.sten Geburtstag nicht schaffen, Ben wollte mit ihm nach
Rom.“
     
    „Und das war das letzte Lebenszeichen von ihm?“ Die Stimme der einzigen
Volljuristin im Kollegium hörte sich belegt an. „Wie haben Sie reagiert?“
     
    Ich atmete tief durch. „Ich war sauer, aber was sollte ich machen?
Enrico hatte schon immer seinen eigenen Kopf, man konnte ihn nicht anbinden.
Allerdings … vor Ben war er zuverlässiger. Aber, um den ersten Teil der Frage
zu beantworten, das war nicht die letzte Nachricht von ihm.“
     
    „Wie?“ Häuptling Silberlocke bekam große Augen.
     
    Ich griff wieder in meine Innentasche und holte drei Briefe hervor, die
ich auf den Tisch legte. „Er hat mir noch geschrieben, aber antworten?
Antworten konnte ich leider nicht darauf! Ich wusste nicht, wie ich ihn hätte
erreichen können, eine Adresse hatte ich leider nicht!“
     
    „Das Opfer hat ihnen geschrieben?“ Die Stimme des Staatsanwalts
überschlug sich fast.
     
    Ich nickte. „Ja, hat er. Wollen sie die Briefe sehen?“
     
    „Gerne!“ Das war alles, was er sagte.
     
    Der gegelte Anwalt sprang auf. „Ich protestiere auf das Schärfste! Der
Zeuge kann die Briefe auch selbst geschrieben haben.“
     
    „Herr Verteidiger, ich darf Sie daran erinnern, dass der Zeuge auf
ihren Antrag hin geladen wurde. Wenn er neues Beweismaterial beibringt, dann
werden wir dies auch berücksichtigen.“ Dem Mann der Staatsanwaltschaft schien
die Hutschnur zu platzen. „Man kann ja nötigenfalls mittels eines
Sachverständigen klären, wer die Briefe schlussendlich geschrieben hat.“ Er
blickte mich intensiv an. „Herr Kleeve, würden sie die Briefe bitte dem Gericht
übergeben?“
     
    Ich nahm die Umschläge, erhob mich und brachte sie zum Richtertisch.
Nach einem wohlwollenden Nicken des Vorsitzenden begab ich mich wieder auf
meinen angestammten Platz. Silberlocke hatte den ersten Brief wohl schon
überflogen, räusperte sich. „Dann werden die Briefe jetzt durch Verlesen in
Augenschein genommen.“
     
    „Herr Vorsitzender, ich stelle hiermit folgenden Beweisantrag: Die
durch den Zeugen Kleeve vorgelegten Briefe sollen durch einen
Schriftsachverständigen auf ihre Echtheit überprüft werden.“ Der Verteidiger
stand immer noch. „Die Urheberschaft durch das Opfer wird bestritten, außerdem
könnte, solange wir vom Inhalt keine Kenntnis haben, der höchstpersönliche Lebensbereich
meines Mandanten durch das Verlesen verletzt werden.“
     
    Der etwas dickliche Vertreter der Anklage hatte sich ebenfalls erhoben
und winkte nur lapidar ab. „Herr Kollege! Wenn das Opfer an den Zeugen einen
Brief schreibt, wo ist da die Privatsphären ihres Mandanten betroffen? Herr
Kleeve präsentiert uns Schreiben, die ausdrücklich an ihn gerichtet sind und er
ist mit der Verlesung einverstanden, also wo ist das Problem? Dass Briefe vom
Opfer existieren, wusste ich nicht, aber da sie jetzt da sind, handelt es sich
um präsente Beweismittel. Soll ich den Beweisantrag schriftlich stellen?“
     
    Die drei Berufsrichter steckten kurz ihre Köpfe zusammen, tuschelten
miteinander. Der Häuptling richtete sich auf, blickte an mir vorbei auf die
Zeugenbank. „Herr Jublinski, könnten sie einmal einen Blick auf die Briefe
werfen, ob das die Handschrift ihres Bruders ist?“
     
    Der Angesprochene stand auf, ging zum Richtertisch, warf einen Blick
auf die

Weitere Kostenlose Bücher