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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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Schwester und nicht wie
Freund und Freundin.“
    Ich trank einen Schluck des ziemlich warmen Wassers. „Es ging sogar so
weit, dass er die kleine Einliegerwohnung, die neben meinem Studio liegt, für
sie anmietete. Da Nadine, aus welchem Grund auch immer, da nicht einziehen
wollte, hat er die Wohnung dann unter der Woche für sich genutzt und ging da
wohl auch seinem Gewerbe nach, die Wochenenden verbrachte er weiterhin in
Köln.“
     
    „Dass sie sich der Förderung der Prostitution schuldig gemacht haben,
ist ihnen wohl klar, oder?“ Der gegelte Typ war mir wirklich zuwider!
     
    Statt meiner antwortete der Staatsanwalt. „Herr Kollege! Was ein Mieter
in seinen Räumen macht, ist nicht Sache des Vermieters. Auch wenn Herr Kleeve
gewusst haben sollte, dass das Opfer dort der Prostitution nachgeht, es liegt
kein § 180a StGB vor, höchstens ein Verstoß gegen eine etwaige Sperrbezirksverordnung.
Es wäre somit maximal eine Ordnungswidrigkeit und die ist verjährt!“
     
    „Aber wir hätten dann doch eine mögliche Steuerhinterziehung!“ Die
Kotelette grinste mich fies an. „Haben sie die Mieteinnahmen auch angegeben?“
     
    „Ich wüsste nicht, was die Steuererklärung des Herrn Kleeve mit dem Tod
des Enrico Jublinski zu tun hat, Herr Kollege!“ Der dickliche Staatsanwalt
geriet in Rage. „Wollen sie etwa behaupten, der Zeuge Kleeve hätte wegen ein
paar unrichtiger Angaben in seiner Steuererklärung einen Killer engagiert? Er
selber war ja außer Landes!“
     
    „Ich meine ja nur, dass …“ Der Angesprochene ruderte zurück.
     
    Der Vertreter der Anklage funkelte böse in Richtung Verteidigung.
„Bleiben sie bei den Fakten, Herr Kollege! Nur Fakten zählen, keine Meinungen!“
     
    „Haben sie nicht versucht, Herrn Jublinski ganz in Düsseldorf zu
halten?“ Die Richterin wieder!
     
    Ich blickte die Dame an. „Ich habe sogar mit Engelszungen geredet, aber
leider ohne Erfolg! Ich habe versucht, ihn zur Abendschule zu bewegen, um
wenigstens den Hauptschulabschluss nachzumachen, aber Fehlanzeige! Er wollte
nichts mit Ämtern zu tun haben, sich auch nicht anmelden, denn er hatte Angst,
dass dann irgendwelche Haftbefehle, die wohl noch gegen ihn vorlagen,
vollstreckt werden würden.“ Ich trank einen Schluck. „Er sollte sich arbeitslos
melden, um eine Krankenversicherung zu haben, aber selbst Hartz IV wollte er
nicht. Auch die Lehrstelle als Fotograf, die ich ihm anbot, lehnte er in Bausch
und Bogen ab: Auf dem Strich könne er mehr Geld verdienen als Azubi, er müsse
sich ja um Nadine und deren Nachwuchs kümmern.“
     
    „War er denn der Vater?“ Die Frage kam vom Staatsanwalt.
     
    „Ich habe zwar vom Kinderkriegen keine Ahnung, aber …“ Ich grinste ihn
an. „… an ein Frühchen glaube ich dann doch nicht, es sei denn, der Fötus ist
bereits nach sechs Monaten Schwangerschaft fast sieben Pfund schwer und über 50
Zentimeter groß. Das waren die Daten, die mir Enrico nach der Entbindung des
Jungen mitgeteilt hatte.“
     
    Die Frau in der Richterrobe grinste. „Sieben Pfund? Das war dann ein
ganz schöner Wonneproppen, dass können sie mir glauben!“
     
    „Sofort und unbesehen!“ Ich lachte sie an. „Enrico war richtig
enthusiastisch, richtig aufgekratzt, aber dann kam für ihn die große
Ernüchterung: Nadine gab das Kind nach einem Monat zur Adoption frei. Was soll
ich sagen? Enrico ließ sie fallen und fiel dabei selber in ein großes Loch.“
     
    „Und wie kam er da wieder raus?“ Die Brille mit Goldrand war wieder auf
der Nase.
     
    Ich zuckte mit den Schultern. „Nur sehr schwer, ich habe versucht, ihn
abzulenken: Erst waren wir eine Woche auf Malta, dann haben wir die Arbeiten an
dem Bildband wieder aufgenommen. Er war erst Feuer und Flamme, fast wieder ganz
der alte Enrico, den man nur lieb haben konnte, aber, als das Buch dann fertig
war und in Druck ging, wurde er wieder fahrig, hatte zu nichts Lust mehr. Die
eigentliche Buchvorstellung ging ja noch gut über die Bühne, aber die
Promo-Tour? Da musste ich bitten und betteln, dass er überhaupt seinen Arsch
bewegte und mit mir kam.“
     
    „Wie sah denn die Werbetour aus?“ Dreitagebart war neugierig.
     
    „Die Vorstellung des Buches war Mitte Dezember, im Januar waren wir
dann ein Wochenende in Hamburg und Berlin, an einem zweiten in München und
Stuttgart. Im Februar kamen Frankfurt, Köln und Dortmund. Die Termine im März
sagte er komplett ab, erst im April, zu Ostern also, kam er mit zur Vernissage
nach

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