Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
sie empört. »Musst du schon wieder den Retter spielen? Das war doch gar nicht nötig!«
»Dich vielleicht nicht, aber die armen Professoren hatten Hilfe nötig«, sagte Adam leise. »Was haben sie denn gesagt, dass du dich so aufregst?«
Lea ließ seufzend die angespannten Schultern sinken.
Adam spürte, wie ihr Rücken unter seinen Fingern etwas von seiner Steifigkeit verlor. Das Gefühl ihrer nackten Haut war berauschend, aber er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen ...
»Ach, manche von diesen Akademikern bringen mich auf die Palme! Ich kenne sie gut. Die können derart überheblich sein!«
Musste sie so schön sein, wenn sie sich aufregte? Adam atmete den Duft ihrer erhitzten Haut ein. Kein Wunder, dass sie keine Zeit hatte, Angst vor Killern zu haben, wenn es galt, das ganze weibliche Geschlecht zu verteidigen.
»Ich meine, diese Männer gelten als die geistige Elite unserer Gesellschaft. Dabei sind sie Frauen gegenüber so engstirnig und verbohrt!«
Adam konnte ihr Gesicht kaum aus den Augen lassen, während sie übers Tanzparkett glitten. Wie kam es nur, dass alles andere unwichtig wurde, wenn sie bei ihm war?
»Komm mit mir«, sagte er plötzlich.
Lea schaute verblüfft zu ihm auf. Ihre Wut war verflogen. »Was?«
»Wenn das hier alles vorbei ist, lass uns zusammen irgendwo hinfahren. Wir mieten uns eine Villa am Mittelmeer. Oder ein Chalet in den Alpen. Was immer du möchtest. Ich will dich, Lea. Ich will mir noch mehr Zeit mit dir nehmen.«
Zwischen ihren Brauen erschien eine steile Falte.
»Du willst dir noch mehr Zeit mit mir nehmen?«, wiederholte sie.
Verdammt, so hatte er das nicht gemeint. Er war doch sonst nicht so ungeschickt bei Frauen! Aber Lea brachte ihn völlig durcheinander, er konnte kaum noch richtig denken.
»Ich möchte mich um dich kümmern, Lea«, gestand er.
»Ich kann mich um mich selbst kümmern. Ich brauche keinen Beschützer.«
»Ach ja? Das merkt man.«
Lea versuchte sich von ihm loszureißen, aber er hielt sie fest.
»Lass mich sofort los!«
Wie war das passiert? Wie hatte er das so vermasseln können? Einen Menschen zu lieben brachte ihn vollkommen aus dem Gleichgewicht. Wenn er sich doch bloß wieder im Griff hätte.
Sie zu lieben? Adam blinzelte, als hätte er einen Schlag über den Schädel erhalten, während er auf die Frau herabsah, die er liebte, und versuchte, die richtigen Worte zu finden.
»So geht das nicht.«
Lea hörte auf sich zu wehren. Steif stand sie vor ihm am Rande der Tanzfläche, als die Musik endete.
»Du hast recht«, sagte Lea, »so geht das nicht. Aber Helenas Gedächtnislöscher werden alles wieder in Ordnung bringen. Dann kann ich dich endlich vergessen, und du kannst mich vergessen, und wir können jeder wieder so weiterleben wie früher.«
Adam hatte das Gefühl, als habe er einen Schlag in den Magen bekommen. Er wandte den Blick ab, holte tief Luft, aber das machte es auch nicht besser. »Ist es das, was du willst?«
Lea schaute zu ihm auf. War das Mitleid in ihren Augen?
Gott, was war er nur für ein Idiot!
»Adam, ich ...«
»Adam!« Helena war zu ihnen getreten. Ihr finsterer Gesichtsausdruck war selbst hinter ihrer goldenen Maske erkennbar. »Ihr fallt schon auf! Ihr solltet euch nicht länger miteinander aufhalten.«
Ja, genau das sollten sie, dachte Adam. Aber sie jetzt schon loslassen? Das war zu viel, das schaffte er nicht. Er hatte Zweifel, ob es ihm gelingen würde, Lea Donavan je zu vergessen. Mit einem knappen Nicken ließ er die beiden stehen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Helena, während sie Adam nachblickte.
War sie in Ordnung? Nein, natürlich nicht, aber bald würde sie es sein.
»Wann kann ich aus dem Vertrag aussteigen?«, erkundigte sie sich.
Helena seufzte. »Sobald wir die Kerle haben, die hinter dir her sind. Weißt du, ich hatte zu hoffen angefangen, dass es vielleicht gar nicht nötig sein wird, aber ich kann dir nicht vorwerfen, dass du dein altes Leben wiederhaben willst.«
Helena hatte also alles mit angehört? Oder zumindest den letzten Teil? Nun, es war egal. Lea tat das Herz so weh, ihr saß ein so großer Kloß im Hals, dass sie an nichts anderes denken konnte.
»Ich will alles vergessen«, sagte sie schlicht.
»Und das sollst du«, versprach Helena. »Aber fürs Erste musst du dich wieder unter die Leute mischen, und ich muss auf Schurkenjagd gehen. Darf ich dich so stehen lassen? Bist du in Ordnung?«
»Na klar.« Lea lächelte Helena zuliebe. Die Vampirfrau war ihr in den
Weitere Kostenlose Bücher