Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
werfen würde, wenn sie einander je wieder über den Weg liefen. Aber jetzt, wo es so weit war, wollte sie nur noch eins sagen. Ihre Lippen berührten fast sein Ohr.
»Bleib mir verdammt noch mal vom Leib«, flüsterte sie.
Zufrieden bemerkte sie, wie sein selbstgefälliges Grinsen erlosch. Sie schnappte sich ein Glas Sekt von einem vorbeigehenden Kellner, leerte es in einem Zug und ließ David stehen. Diana schaute noch immer besorgt herüber.
Lea beschloss, zu ihr hinzugehen und ihr Bescheid zu sagen. Jemand musste die Frau ja warnen, immerhin hatte sie für ein Kind zu sorgen.
»Hallo, Sie sind Diana, stimmt's?«
Diana schaute sie überrascht an, dann drückte sie der Frau, die neben ihr stand - und die Lea jetzt zum ersten Mal bemerkte - das Kind in die Hand. Das musste das Kindermädchen sein.
»Es geht um meinen Mann, oder?«, fragte Diana.
»Na ja ...« Lea schwieg unschlüssig. Was sollte sie überhaupt sagen? Dass ihr Mann ein betrügerischer Mistkerl war, musste die Frau ja wissen; immerhin hatte sie schon eine Affäre mit ihm gehabt, als er noch mit ihr, Lea, zusammen gewesen war.
»Was hat er jetzt wieder angestellt?« In Dianas Augen traten Tränen, und Lea wich erschrocken einen Schritt zurück.
»Nichts. Bitte, so weinen Sie doch nicht!«
Lea kam sich schrecklich schäbig vor, als die blonde Frau nun mit der behandschuhten Hand vor ihrem Gesicht herumwedelte, um ihre Tränen zurückzuhalten.
»Ach, bitte entschuldigen Sie! Ich geh nur rasch ...Wissen Sie vielleicht, wo hier die Damentoilette ist?«
Lea legte mitfühlend einen Arm um Davids Frau. »Warten Sie, ich komme mit Ihnen.«
27. Kapitel
Wo zum Teufel will sie hin?«
Adam beobachtete, wie Lea mit der Mutter des kleinen Jungen verschwand. Ob die Blondine eine alte Freundin von ihr war? Eher unwahrscheinlich, denn soweit ihm bekannt war, bestand Leas Freundeskreis nur aus Geistern.
»Diese Treppe führt zu den Toiletten. Keine Sorge, dafür hat William sein Okay gegeben. Es gibt nur diese eine Treppe dorthin, und die muss sie auch wieder raufkommen«, versicherte ihm Helena.
»Gut.«
Wenn William sein Okay gegeben hatte, dann war es auch für Adam in Ordnung. Sein Boss hatte die Aufsicht über die Zinnenpatrouille übernommen. Adam fragte sich, ob ihnen bis jetzt schon etwas aufgefallen war. »Gab's schon irgendwas?«
Helena schüttelte den Kopf. »Nichts. Zwei Stunden sind wir schon hier und haben jeden Kopf durchforstet, der reingekommen ist. Null. Gut möglich, dass sie gar nicht kommen werden.«
Helena hatte recht, wie Adam sich nicht ohne eine gewisse Erleichterung eingestand. »Wir hätten sie sowieso nie als Köder benutzen dürfen. Ich finde die Mistkerle auch so.«
»Und wie stellst du dir das vor?«
Als Adam den skeptischen Blick seiner Schwester sah, musste er zum ersten Mal an diesem Abend grinsen. »Ist ja richtig ermutigend, wie viel Vertrauen du in meine Fähigkeiten hast, Schwesterherz.«
»Ach, sei kein Narr«, schalt sie ihn, »ich weiß doch am besten, was du alles kannst. Aber darum geht's gar nicht.
Diese Kerle haben keinen Hinweis hinterlassen ...«
»Hinweise gibt's immer«, widersprach Adam. Sein Blick ruhte auf dem Mann, der zuletzt mit Lea gesprochen hatte. Er stand bei der Frau, die jetzt das Kind auf dem Arm hatte. Nach der Ähnlichkeit zwischen den beiden zu schließen, musste das Kind sein Sohn sein. Aber mit der Kinderfrau stimmte was nicht.
»Adam?«
»Schau, das Kindermädchen, das mit diesem Mann redet«, sagte Adam. Mit verengten Augen nahm er jedes Detail in sich auf.
Ihre Kopfhaltung. Ihren Gesichtsausdruck. Die breitbeinige, maskuline Haltung. Ihre muskulösen Arme.
»Sie mag ihn nicht«, bemerkte er abwesend.
»Und sie hält das Kind nicht richtig«, fiel nun auch Helena auf. »Irgendwie linkisch, als wäre sie es nicht gewöhnt.
Aber was hat das mit uns zu tun?«
Ein Kindermädchen, das nicht weiß, wie man ein Kind richtig hält, die ihren Arbeitgeber nicht mag und die aussieht, als ob sie am nächsten Arnold-Schwarzenegger-Bodybuilding-Wettbewerb teilnehmen will ... Nein, irgendwas stimmte hier nicht.
»Wurde die Nanny auch überprüft?«, fragte Adam rasch.
Wäre das nicht das perfekte Cover? Wer sieht unschuldiger aus, als eine Frau mit einem Kind auf dem Arm?
»Ich weiß nicht. Die Agenten haben Anweisung, alle zu überprüfen, aber...«
»Aber die hier könnten sie übersehen haben, weil sie ein Kind auf dem Arm hat«, ergänzte Adam den Satz seiner Schwester.
Weitere Kostenlose Bücher