Unsterblich geliebt
Kontrolle zu bekommen. Immer noch gefangen von den seltsam realistischen Eindrücken, schüttelte sie energisch den Kopf.
„ Nein, nein, nein! Ich werde das jetzt einfach ignorieren. Mir geht schon genug im Kopf rum. Das war einfach nur ein Albtraum, basta!“
Gähnend speicherte sie die Datei ab, an der sie zuletzt gearbeitet hatte, ließ den Rechner aber wie üblich laufen.
Manchmal bekam sie nachts tolle Einfälle und hatte dann im Halbschlaf keine Lust, zu warten, bis der Computer komplett hochgefahren und alle Programme endlich geladen waren. Nicht ohne Grund hatte sie ihr Arbeitszimmer direkt neben dem Schlafzimmer eingerichtet.
Müde streifte sie ihre Kleider ab, zog den Pyjama an und verschwand für die abendliche Routine kurz im Bad.
Wie so oft schaute sie vor dem Schlafengehen ein letztes Mal aus ihrem Fenster, genoss den Ausblick auf die Mühle und die weiten Felder. Dabei fiel ihr auf, dass die Segel an den Mühlenblättern ausgerollt waren. Sie hätte schwören können, dass der historische Verein die Segel nach dem Mühlenfest wieder ordnungsgemäß eingerollt und befestigt hatte. In den nächsten Tagen müsste sie den Vereinsleiter anrufen, sonst würden die Segel wegen der festgestellten Mühlenblätter beim nächsten Sturm zerreißen.
Gerade, als sie sich in ihre Bettdecke kuschelte, hörte sie Geräusche am Fenster.
***
Der ferngesteuerte, rote Ferrari rammte Johns Fuß und kippte aufs Dach. Er hob das verunglückte Auto auf und wollte es dem kleinen Jungen im Pyjama reichen, der auf ihn zulief, da hörte er durch die Tür des Nebenraums ein leises „Go“.
Alarmiert, sprang John sofort auf, doch alles ging so übermenschlich schnell, wie es nur Vampiren möglich war.
Aus dem Eingang und dem Nebenraum wurden von Männern mit Atemschutzmasken mehrere rauchende Dosen in den Raum geworfen. Augenblicklich füllte sich das ganze Lokal mit Gas.
Sein Blick streifte den kleinen Jungen. „Scheiße!“
Blitzschnell zog er ihn an sich und barg ihn in seiner Lederjacke. Dabei spürte er bereits, wie ihm das eingeatmete Gas unerbittlich die Luft abschnürte. Mit einem gewaltigen Satz hechtete er durch die dicke Scheibe des Vorderfensters nach draußen.
Zusammen mit einem Meer aus Scherben landete er auf dem Asphalt und rollte sich ab. Im Bruchteil einer Sekunde stellte er fest, dass der Junge in seinen Armen zwar ohnmächtig, aber unverletzt war. Seine Hände bluteten aus tiefen Schnitten und seine Kehle, durch die keine Luft mehr zu strömen schien, schmerzte, als wäre sie völlig verätzt. Doch er ignorierte das und zog er sofort seine Waffe.
Aber die Falle für ihn war längst zugeschnappt.
Bevor er auch nur in der Lage war, sich zu seinen Gegnern umzudrehen, hörte er schon einen gedämpften Schuss und verlor augenblicklich das Bewusstsein.
***
Ramón trat mit Oskar nach draußen und sie zogen sich die Gasmasken vom Gesicht. „Und, haben wir einen?“
Oskar beugte sich über den Bewusstlosen, zog ihm die Lippe zurück, um die ausgefahrenen Fangzähne sichtbar zu machen und schlug die Lederjacke zur Seite.
„ Volltreffer, mein Fürst! Das ist einer von ihnen! Seht euch nur dieses kleine Waffenarsenal an.“
Mit einem zufriedenen Grinsen zog Oskar den Betäubungspfeil aus dem Hals.
„ Wie ihr seht, Fürst, funktionieren meine Pläne. Ein Wächter in unserer Gewalt und keine Verluste auf unserer Seite.“
Dieser verhasste Aufpasser seines Bruders hatte also tatsächlich Erfolg gehabt und die nötigen Bauernopfer waren kein Verlust, der zählte. Dass Oskar dabei auch noch viel schneller zum Ziel gekommen als er und ihm diesen Triumph jetzt auch noch unter die Nase rieb, wurmte ihn. Wutentbrannt rammte er dem Bewusstlosen einen Fuß in die Seite, um ihn auf den Rücken zu rollen. Zwei Rippen knackten hörbar.
„ Das ist also einer dieser berühmten Wächter.“
Voller Genugtuung platzierte er seinen Stiefel auf die Brust des Vampirs.
„ Wie lange habe ich auf so einen Anblick gewartet!“
Und das wäre nur der Anfang. Wenn die Wächter erst mal ausgerottet waren, würden die Stadt und die ganze Region bedingungslos in seine Hand fallen. Insgeheim träumte er davon, sich ungehindert eine öffentliche Machtposition zu verschaffen und dann …
Mürrisch verengte Ramón seine Augen zu Schlitzen.
„ Bist du auch sicher, dass er noch lebt?“
Oskar neigte den Kopf zur Seite und grinste selbstzufrieden.
„ Ich bin doch kein Stümper, Fürst. Das giftige Gas
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