Unsterblich geliebt
das anhand der Straßenführung eben ging, in immer größeren Kreisen die Stadt abzusuchen und dabei auf ihren Bauch zu hören.
„ Wo bist du, John? Wo bist du nur?“, murmelte sie immer wieder, während sie von einer Straße in die nächste einbog. Von einem ominösen Summen oder Kribbeln spürte sie aber rein gar nichts.
Doch sich darauf zu konzentrieren, fiel ihr schwer, denn hier im Zentrum war eine Menge Verkehr und sie hupte schon wieder genervt. Am liebsten hätte sie alle Autos einfach von der Straße gefegt. Heute schien sich ihr aber auch jeder in den Weg zu stellen oder sie mit Schneckentempo abzubremsen.
Ihre Muskeln waren gespannt wie eine Bodensehne und ihre Hände umklammerten so fest das Lenkrad, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Da überrollten sie, von einer Sekunde auf die andere, bohrende, stechende Schmerzen - Johns Echo. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich schmerzhaft, sofort traten ihr Tränen in die Augen.
Nur mit größter Mühe schaffte sie es noch, ihren Jeep auf den Seitenstreifen zu manövrieren. Absolutes Halteverbot, Parkspur für Taxis - egal, sie war außerstande weiterzufahren.
Obwohl sie die Arme um ihren Oberkörper schlang und sich hilflos wiegte, konnte sie nur daran denken, was John jetzt wohl durchmachte.
Ihr fiel ein, dass sie gehört hatte, es wäre Partnern durch die Symbiose möglich, sich gegenseitig mentale Botschaften zu senden.
Aber was? Was würde ihm in so einer Qual helfen?
Schließlich murmelte sie immer wieder vor sich hin: „Halte durch, John! Halte durch, wir kommen.“
Wir - das klang so ungewohnt für sie, aber es klang sehr gut. Und obwohl sie im Augenblick mutterseelenallein in ihrem Auto hockte, fühlte sie sich nicht mehr allein. Tief in sich spürte sie den Rückhalt dieser Gemeinschaft der Wächter. Sarah hatte ihr geholfen und eine Amalia, die sie noch nicht einmal kannte. Dieser Wikinger und der, mit Namen Vinz, machten sich ganz offensichtlich Sorgen um sie, würden ihr Begleitschutz geben, sobald das möglich war. Und dieser witzige Elia schien auch alles zu tun, was in seiner Macht stand. Das zu wissen und zu spüren, verlieh ihr innere Kraft.
Als das Echo von einer Sekunde auf die andere wieder abbrach, war sie schweißgebadet und ihr Herz raste. Erst jetzt registrierte sie das Klingeln und griff mit zitternden Händen nach ihrem Handy auf dem Beifahrersitz.
„ Ja?“, krächzte sie heiser.
„ Hallo, ich bin‘s Arabella.“
„ Die mit den pinkfarbenen Bärentatzen?“
„ Genau! Ich wusste, du sie würdest sie lieben“, scherzte Ara, doch dann wurde ihr Ton ernster. „Du hörst dich nicht gut an. Wie läuft‘s bei dir?“
Frustriert seufzte sie und wischte sich mit der Hand über ihre schweißnasse Stirn.
„ Da ist einfach kein Summen oder Kribbeln und laufen tut im Moment auch nichts. Ich parke zwischen wütenden Taxifahrern, weil Johns Echo mich umgehauen hat. Ich weiß nicht, ob ich das öfter durchstehe.“
„ Kinder kriegen ist schlimmer, glaub mir.“
„ Was?!“
„ Also, erst mal mit dem Echo: wenn es kommt, musst du dich schützen, indem du dich distanzierst, so als würdest du in deinem Inneren eine Tür zumachen. Öffne dich erst wieder ganz, wenn es vorbei ist.“
„ Okay, ich versuch’s“, erwiderte sie. Während sie sich wieder in einfädelte, meinte Ara weiter: „Und für die andere Sache musst du nur auf deinen Bauch hören.“
„ Vielleicht bin ich dafür einfach zu dumm.“
„ Quatsch, das ist wie ein Versteckspiel mit heiß und kalt. Das kennst du doch, oder?“ „Ja“
„ Wenn du dich John näherst, spürst du ein Summen oder ein Bauchkribbeln das stärker wird. Entfernst du dich, wird es schwächer. Alles klar?“
„ Klingt einfach, aber ist er überhaupt hier in der Gegend?“
„ Aber klar doch! Wenn du sein Echo so deutlich spürst, ist er da auch irgendwo, glaub mir. Mach einfach weiter und gibt nicht auf. Sobald es dunkel ist, bekommst du zwei hammerharte Vampir-Bodyguards zur Verstärkung.“
Diese Ara versuchte sie aufzumuntern, doch bis zum Sonnenuntergang waren es noch Stunden.
„ Ich wär‘ ja selbst gekommen, aber unser Chef lässt mich nicht raus, weil ich von denen quasi steckbrieflich gesucht werde. Tut mir echt leid.“
Ara bat sie noch, ihr die Straßen durchzugeben, die sie bereits abgefahren hatte und meinte dann: „Ach ja, Vinz bringt dir bei Sonnenuntergang noch eine Waffe mit.“
„ Keine Zahnstocher, nehme ich mal an?“, versuchte sie zu
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