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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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gekommen.
    Da war er zusammengebrochen. Hatte geheult wie ein Baby, ohne einen Körper und Augen zu haben, mit denen er hätte heulen können, was alles noch schlimmer gemacht hatte. Sarah war nicht hier. Er würde Sarah niemals wiedersehen.
    Hier war nichts, außer ihm.
    Die Menschen glaubten zu wissen, was es heißt, allein zu sein. So wie er auch. Er hatte immer gedacht, er wäre gern allein, ein Einzelgänger. Er hatte keine Ahnung gehabt. Gebrochen, der Knochen, des Atems, der Sicht, des Gehörs, des Tastsinns beraubt, hatte er begriffen, dass das Grau die Hölle war, und darauf gewartet, dass die Hölle ihn verschlang.
    Sie hatte es nicht getan.
    Nicht, dass er gewusst hätte, was passiert war. Vielleicht hatte er geschlafen, so wie er es Yu gesagt hatte. Irgendwann war er langsam wieder zu sich gekommen und umhergetrieben wie ein Staubkorn, so winzig, dass selbst die Luftwirbel, auf denen er schwebte, stärker waren als die Schwerkraft. Die Rückkehr war langsam und sanft gewesen. Irgendwann hatte er sich auf einem Bett in einem der Gästezimmer in Yus Haus in D . C. wiedergefunden. Und da hatte er tief in sich zwei Gewissheiten gespürt – dass jemand, während er weggewesen war oder geschlafen hatte, was auch immer, zu ihm gesprochen hatte. Nicht Sarah, und auch nicht Gott, nein, das glaubte er nicht, sondern jemand anderes. Und dass er Lily Yu helfen musste.
    Auch wenn es keinem von ihnen beiden gefallen mochte.
    Ich will hören
, hatte sie gesagt,
dass du deine Ansicht über Magie und die Leute, die sie nutzen, geändert hast
.
    Leute wie sie. Leute wie ihr Boss, den er versucht hatte zu töten, und ihre Kollegen in der Einheit Zwölf und dieser verdammte Werwolf, den sie heiraten wollte. Leute wie die meisten ihrer Freunde und wenigstens einer aus ihrer Familie, laut der Berichte, die er gelesen hatte, als er sie überprüft hatte.
    Leute wie Dennis Parrott. Nicht, dass er von Parrotts Charisma-Gabe gewusst hatte, damals, als er so damit beschäftigt gewesen war, auf alles zu scheißen, für das er ein Leben lang gekämpft hatte. Dennis Parrott hatte in ihm ein leichtes Opfer gefunden und ihn so lange bearbeitet, bis es ihm ganz logisch vorgekommen war, Ruben Brooks zu töten, der beim FBI die Magienutzer unter sich hatte.
    Was immer dazu nötig war … bis er erfuhr, dass seine Partner es für sinnvoll befanden, zweiundzwanzig Menschen zu töten, um Todesmagie herzustellen. Die Sache mit der Todesmagie hatten Parrott und Chittenden ihm verheimlicht. Das hätte eigentlich nicht passieren dürfen, aber schließlich war er ja damals nicht ganz auf der Höhe gewesen. Als er es dann doch herausfand, war es schon fast zu spät gewesen. Als er herausfand …
    Al Drummond leugnete seine Schuld nicht. Er hatte die Hölle, die ihn nicht verschlungen hatte, verdient. Aber Magie verzerrte die Wettbewerbsbedingungen viel zu sehr.
    Und Lily Yu wollte wissen, ob er Magie immer noch verabscheute?
    Ja, bei Gott. So wie er die Waffengesetze in diesem Land verabscheute, die es den Idioten viel zu einfach machten, sich gegenseitig abzuknallen, zusammen mit jedem, der zufällig in der Nähe stand. Das hieß nicht, dass er Waffen verabscheute – nur die, die von diesen gottverdammten Losern benutzt wurden, die niemals so viel Macht in die Hände bekommen dürften.
    Deswegen war er gegen Magie. Weil sie von Losern genauso wie von den Guten eingesetzt werden konnte. Weil sie, wie jede Macht, aus einem Guten einen Loser machen konnte.
    Das hätte er Yu sagen sollen. Sie traute ihm nicht, was bewies, dass sie kein Dummkopf war. Aber er brauchte ihr Vertrauen. Er brauchte sie, Punkt. Mehr als den Busen seiner Mutter, als er noch ein Säugling war.
    Was bewies … wenn es einen Gott gab, hatte er wirklich einen kranken Sinn für Humor.

4
    »Es geht mir gut, Mutter. Wirklich.«
    Beth Yu ging in die Hocke, hob die Tagesdecke ein Stück an und spähte in den dunklen, vollgestopften Raum unter dem Bett. Nein. Dort waren sie nicht. Was bedeutete, Deirdre musste sie haben … wieder einmal. »Die Wohnung ist vielleicht klein, aber du hast sie doch gesehen. Sie liegt in einer wirklich guten Gegend von San Francisco und … Ach, hat er? Nun, dann sag Onkel Feng, das gehe ihn gar nichts –«
    Das war natürlich ein Fehler. Während sie der Predigt »Respekt vor Älteren« Nummer siebenundzwanzig lauschte, erhob sie sich wieder und begab sich zur Tür ihres Kleiderschranks, auch genannt Schlafzimmer. Nur dank ihrer schier

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