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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Humans-First-Bewegung waren auch Kinder gewesen. Dass keines ums Leben gekommen war, war reines Glück gewesen – und der grimmigen Verteidigung ebenjener Lupi geschuldet, die die Leute von Humans First am liebsten kastriert, im Gefängnis oder tot gesehen hätten.
    Deshalb hatten die Nokolai neben zusätzlichen Kämpfern auch so viele Kinder wie möglich auf das Clangut geholt – die Kinder und manchmal auch ihre Mütter und die Kinder der ihnen unterstehenden Clans in Nordamerika, Laban und Vochi, die beide nicht ausreichend Unterkünfte und Mittel zur Verfügung hatten, um ihren gesamten Nachwuchs auf ihren eigenen Clangütern unterzubringen, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen.
    »Bist du mir deswegen diesen Monat nicht auf die Pelle gerückt?«, fragte Lily. »Weil ich auf dem Clangut wohne und du dich dort nicht manifestieren kannst?«
    »Nein.« Er zuckte steif mit den Schultern. »Es gibt vieles, das ich noch nicht vom Totsein weiß, aber das ist nicht der Grund, warum ich weg war. An manchen Orten manifestiere ich mich leichter als an anderen, aber wenn du mich rufst, geht es so gut wie überall.«
    Sie musste sich auf den Weg machen. Trotzdem hielt sie noch einmal inne und betrachtete den Geist des Mannes, der einmal ihr Feind gewesen und nun fest entschlossen war, ihr Partner zu werden. Oder was auch immer. »Verrate mir eines.«
    Er machte ein argwöhnisches Gesicht. »Wenn ich kann.«
    »Du hast diese Frau getötet oder irgendwie ihren Tod arrangiert. Die mit der Feuergabe. Die, die deine Frau getötet hat.«
    Sein Gesicht veränderte sich nicht, aber für einen langen Moment dachte sie, er würde nicht antworten. Als er endlich etwas sagte, war seine Stimme ganz neutral. »Ja, das habe ich.«
    »War es ein gutes Gefühl?«
    Dieses Mal war die Pause sogar noch länger und seine Stimme anders. Heiser. »Oh, ja Und wie.«

3
    Tot zu sein war echt scheiße.
    Missmutig sah er zu, wie sie in den Wagen stieg. Man sollte meinen, der Flug zurück aus D . C. wäre schlimmer gewesen, aber aus irgendeinem Grund schuf ein Flugzeug – zumindest ein großes wie die 757, mit der sie geflogen war – einen Raum für sich, einen geometrischen Ort, in dem er sich halten konnte.
    Autos waren sehr viel unangenehmer. Al Drummond segelte hinter dem weißen Ford her, als wäre er an der Stoßstange festgebunden. Anstrengen musste er sich nicht dabei, das war nicht das Problem. Er brauchte sich nur zu entspannen, dann zog sie ihn einfach mit sich mit.
    Er spürte nicht den Wind, den Druck der vorbeisausenden Luft an seinem Haar, seinem Gesicht, seiner Haut, bis seine Augen tränten. Das wäre okay gewesen. Das wäre sogar sehr schön gewesen, aber er fühlte die Luft nicht mehr. Es war die Geschwindigkeit, die ihm zu schaffen machte, die aus ihm etwas machte, das nicht fühlte, keine Augen hatte, die tränten, keine Ohren, die hörten, ohne irgendeine andere Möglichkeit, seine Umgebung wahrzunehmen. Die meiste Zeit hatte er das Gefühl, als hätte er einen Körper, wenn auch nicht denselben wie vor seinem Tod. Aber nicht, wenn Yu in einem verdammten Auto herumflitzte.
    Du warst über einen Monat weg …
    Er hatte sie angelogen. Doch das bereitete ihm keine Sorgen. Er war ein guter Lügner. Dazu reichte es nicht, ein ausdrucksloses Gesicht aufzusetzen. Das konnte jeder Blödmann lernen, aber ein guter Cop lernte auch, zu lügen. Doch dass sie ihm diese spezielle Lüge abgenommen hatte, war Glück gewesen, kein Geschick. Er hatte sich seine Erschütterung anmerken lassen, deshalb hatte sie sein Zögern darauf geschoben.
    Und wenn sie es nicht getan hätte? Na und! Er würde ihr ohnehin nicht sagen, wo er gewesen war.
    Yu hatte recht, verdammt. Er hatte sich auf die falsche Seite geschlagen.
    Siebenundzwanzig Jahre im Polizeidienst. Siebenundzwanzig Jahre Observierungen, schlechtes Essen und langsames, mühsames Zusammentragen von Beweismaterial für Fälle, die dann irgendein Arschloch von Anwalt auseinandernahm. Dazwischen viele Fehlschläge, aber auch einige Triumphe. Er war ein guter Cop gewesen.
    Und dann hatte er all das einfach weggeworfen. Ausradiert. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, wann und warum. Es war der Job gewesen, in der Person von Martha Billings. Der Job hatte Sarah auf dem Gewissen. Er hatte sich nur revanchiert. Die meisten würden sagen, das war der Moment, als er vom rechten Weg abgekommen war, als er die Entscheidung traf, die ihn zerstörte. Der Meinung war er nicht. Er

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