Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
Ehering am Finger. Sie hielt etwas fest gepackt. Dahinter war … Nebel. Nur Nebel.
    »Rule.« Madame Yus Stimme war leise. Besorgt. Sie kam zu ihm. »Was haben Sie?«
    »Drummond«, flüsterte er.
    In dem Moment, als er den Namen des Mannes aussprach, begann der Nebel sich zu formen. Langsam, unerträglich langsam zog er sich zusammen, doch schließlich stand Al Drummond vor Rule.
    Er sah schlecht aus. Er war seit drei Monaten tot, doch jetzt sah er aus, als würde er tatsächlich sterben, unter großen Qualen. Der Schmerz hatte tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben. Die Sehnen an seinem Hals standen vor. Er schien sich nur mit Mühe aufrecht halten zu können. Er sah Rule an und sagte etwas.
    »Ich kann Sie nicht hören. Ich kann Sie sehen, aber ich kann Sie nicht hören. Wo ist Lily? Ist sie hier irgendwo?«, fragte er scharf.
    Drummond schüttelte den Kopf und erschauerte. Wieder sagte er etwas. Rule beobachtete aufmerksam seinen Mund, doch er hatte nie gelernt, von den Lippen abzulesen. »Noch einmal«, sagte Rule. »Sagen Sie es noch einmal langsam.«
    Es hatte keinen Zweck. Er schüttelte den Kopf. »Ich kann Sie nicht verstehen. Verdammter Mist!«
    »Wen können Sie nicht verstehen?«, fragte Bergman argwöhnisch.
    »Still«, fauchte Madame. »Rule, ist der Geist, der an Lily gebunden ist, hier und versucht er, Ihnen etwas zu sagen?«
    »Ich kann ihn nicht hören.« Rules Stimme wurde zu einem Knurren. »Ich kann ihn sehen, aber ich kann ihn nicht hören, und von den Lippen ablesen kann ich nicht.«
    »Kann er mich sehen?«
    Drummond nickte.
    »Ja«, sagte Rule.
    »Und den Stadtplan? Kann er den Stadtplan sehen?«
    Wieder nickte Drummond. Was Rule laut weitergab.
    »Gut.« Sie marschierte zu der Wand. »Mr Drummond, wissen Sie, wo Lily ist?«
    Drummond nickte heftig.
    »Ja«, sagte Rule, die Arme gesenkt, die Hände zu Fäusten geballt.
    »Dann spielen wir das Heiß-und-kalt-Spiel.« Sie studierte den Plan einen Moment und legte dann den Finger darauf. »Während ich meinen Finger bewege, wird Mr Drummond nicken, wenn es wärmer wird, und den Kopf schütteln, wenn es kälter wird. Wenn ich zu der Stelle komme, wo Lily ist, sagt er etwas. Rule gibt alles weiter.«
    Drummond schüttelte den Kopf und begann … es sah aus, als würde er sich mit einer Hand vorwärtsziehen. Eine Hand, die etwas hielt, das Rule nicht sehen konnte. Er kam nahe an Rule heran und blieb dann mit offenbar frustrierter Miene stehen. Er winkte Rule mit der anderen Hand zu.
    »Wartet einen Moment. Ich glaube, er muss näher an den Plan heran.«
    Drummond winkte Rule erneut zu. Dieses Mal verstand Rule. Er wollte, dass Rule näher vor den Plan trat. Das tat er. Und Drummond folgte … langsam. Als kostete jeder einzelne Schritt ihn ungeheure Anstrengung. Vornübergebeugt blieb er stehen, eine Hand in die Seite gepresst, die andere griff ins Leere.
    »Okay«, sagte Rule. »Los.«
    »Ich fange bei dem Block an, in dem unser Hotel ist«, gab Madame Yu bekannt.
    Da Rule Drummond im Auge behielt und nicht Großmutter, konnte er nicht sehen, wo ihr Finger auf dem Plan hinwanderte. Drummond schüttelte schnell den Kopf. »Kälter«, sagte Rule. Jetzt folgte eine längere Pause. Drummond nickte leicht. »Wärmer, aber nicht heiß.« Wieder ein paar Herzschläge … »Kälter. Kalt … okay, jetzt haben Sie wieder die richtige Richtung. Er nickt. Er ist … da. Stopp.« Drummonds Mund hatte sich bewegt, doch jetzt schüttelte er wieder den Kopf. »Wieder hoch. Sie hatten es gerade, aber … das ist es!« Drummond nickte und redete wie ein Wasserfall.
    »Mein Finger«, sagte Madame Yu, »liegt auf der Crescent Street. Auf dem Block, wo das Lagerhaus ist.«
    Drummond nickte hektisch.
    »Das Lagerhaus?«, sagte Rule schnell. »Ist sie da?«
    Drummond nickte wieder und formte mit übertriebenen Lippenbewegungen ein Wort. Dann fiel er auseinander – löste sich nicht nur in Nebel auf, so wie er es laut Lily immer tat, sondern wurde in Fetzen gerissen.
    »Er ist fort«, sagte Rule ausdruckslos. »Das Lagerhaus …« Es lag westlich des Hotels. Lily hatte Rule gesagt, sie sei östlich. Wie sollte Rule jemandem wie Drummond mehr glauben als Lily?
    »Sagen Sie mir, dass Sie nicht ernsthaft vorhaben, dorthin zu gehen, aufgrund dessen was – das, was immer Sie da zu sehen geglaubt haben, gesagt hat«, sagte Bergman.
    Er sah sie an. Sie sei kompetent, hatte Lily gesagt. Mache ihre Arbeit gut. Sie hatte vermutlich recht. Doch er bekam nicht aus dem Kopf, wie

Weitere Kostenlose Bücher