Unsterbliche Bande
Auto, und es fuhr los.
Sofort begann er zu zerfleddern, und noch während das geschah, spürte er das Ziehen, als wenn sich ein Haken tief in seine Seele geschlagen hätte, der an ihm riss. Ihn zurück zu ihr zog. Bisher war es immer nur ein leichtes Zupfen gewesen, nicht dieses tiefe Reißen. Seine Hand konnte die Schnur nicht mehr spüren, konnte nicht mehr …
Nein
. Er konzentrierte sich mit allem, was er hatte, mit allem, was er war, auf seine Hand, auf die Hand, die die Schnur umklammerte. Auf das Gold des Ringes, den er trug, das genauso wie die Schnur leuchtete. Selbst hier, wo alles grau war, hier, im Herzen des Nichts, leuchtete sein Ring schwach, so wie die Schnur. Er sah nur noch seine Hand, seinen Ring und ein kurzes Stück der glänzenden Schnur. Alles um ihn herum war verschwunden. Er war verschwunden, bis auf seine Hand, doch er bewegte sich weiter, obwohl der Haken an ihm riss.
Es tat weh. Es war, als würde der Haken ihm den Bauch, den er nicht mehr hatte, aufreißen.
Er konzentrierte sich noch stärker auf seine Hand, den einen Teil von ihm, der noch Wirklichkeit war. Der, bei Gott, Wirklichkeit bleiben würde. Und er bewegte sich weiter, immer weiter weg von Lily Yu.
41
Das war der letzte Name auf seiner Liste. Rule hatte jeden verdammten Namen einzeln geprüft und nichts gefunden.
Er rieb sich das Gesicht und sah sich um. Madame Yu und Mike waren immer noch über ihre Listen gebeugt, aber die anderen waren fertig. Was jetzt? Was zur Hölle sollten sie als Nächstes tun? »Am besten reichen wir unsere Kopien an unseren Nebenmann weiter. Um gegenzulesen.«
»Wir essen jetzt«, sagte Madame Yu, ohne von ihren Blättern aufzusehen.
Essen. Ja, es war … Gott, es war Mittag. Jetzt hatte Friar Lily schon ungefähr zwölf Stunden in seiner Gewalt. Rule schloss die Augen und versuchte nicht daran zu denken, was das bedeutete. Sie war am Leben. Sie war am Leben, und sie hatte es geschafft, zu ihm Verbindung aufzunehmen. »Natürlich«, sagte er, erstaunt, wie ruhig seine Stimme klang. »Scott, würdest du bitte etwas für uns bestellen?«
Scott nickte, holte sein Handy heraus und tippte dem Mann, der neben ihm saß, auf die Schulter. »Ich kenne hier keine Lieferanten. Wo soll ich anrufen?«
»Zwei Block weiter gibt es eine Pizzeria, die ist ziemlich gut. Ich gebe Ihnen die Nummer.«
Rules Telefon ertönte. Hastig griff er danach. »Ja?«
»Wir haben eine Spur gefunden«, sagte Tony. »Ziemlich frisch noch dazu. Im Whole Foods in Potrero Hill. Rick ist jetzt mit seinem Cop in der Obst- und Gemüseabteilung. Er hat angezeigt, dass die Erdbeeren stark nach Elf riechen.«
»Potrero Hill«, wiederholte Rule und notierte es. »Der Whole Foods Supermarkt.« Er schob seinen Stuhl zurück.
Bergman kam herein. »Hinter der Adresse in der Crescent Street verbirgt sich ein Lagerhaus. Es wurde im letzten November an Abraham Brown vermietet, was schon ein kleines Kunststück ist, wenn man bedenkt, dass er im Mai verstorben ist.« Sie blieb stehen. »Haben Sie etwas gefunden?«
»Nicht in den Listen. Einer meiner Leute hat in einem Whole Foods in Potrero Hill Elf gerochen.« Wo immer zum Teufel das war. Er war so erpicht darauf gewesen, etwas tun zu können, dass er nicht gefragt hatte. »Wissen Sie, wo das ist?«
»Klar.« So wie ihre Augen leuchteten, konnte auch sie es kaum erwarten, aktiv zu werden. »Ich bringe Sie hin.« Sie steckte den Kopf in den Flur. »Bill! Ich überprüfe zusammen mit Turner eine neue Spur. Fahren Sie zu diesem Lagerhaus und finden Sie heraus, ob es da einen Wachmann gibt oder sonst jemanden, mit dem Sie sprechen können.«
»Können wir eine Kopie des Fotos von Abraham Browns Führerschein bekommen?«, fragte Rule. »Vielleicht haben die Elfen das Bild für ihre Illusion benutzt. Könnte sein, dass ihn jemand wiedererkennt.«
»Gute Idee«, sagte Bergman. »Harris, Sie sind doch schnell mit solchen Sachen.«
»Klar, immer auf den Neuen.« Aber der junge Mann stand auf, streckte sich und eilte aus dem Zimmer.
»Ich begleite Sie«, sagte Madame Yu und erhob sich.
Beth sprang von ihrem Stuhl auf. »Ich auch.«
Bergman schüttelte den Kopf. »Ich brauche Leute, die die Nachbarschaft abklappern können, wenn wir einen Treffer mit Browns Foto landen. Da kann ich keine Zivilisten gebrauchen.«
Rule sah die Hand zuerst. Ungefähr einen Meter entfernt schob sie sich aus der Wand neben Bergman – eine Hand, klar und deutlich. Eine Männerhand mit einem glänzenden goldenen
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