Unsterbliche Bande
Du kannst etwas tun. Selbst wenn es nicht klappen sollte. Du musst nur weitermachen.«
Weitermachen. Ja, sicher, das klang gut – aber was?
Sie richtete sich auf und verzog das Gesicht, weil ihr Rücken schmerzte.
Er hat mir gesagt, ich soll den Geist schicken. Das wärst dann wohl du. Ich glaube, er weiß nicht so viel, wie er zu wissen glaubt. Du kannst doch gar nicht zu Rule gehen. Du kannst dich ja kaum mehr als fünfzig Meter von mir entfernen
.
Drummond antwortete nicht.
Ich kann noch einmal versuchen, Rule zu erreichen
. Aber selbst mit Drummond zu »sprechen« war anstrengend. Welche Quelle auch immer sie für die Gedankensprache anzapfte, sie hatte sie verbraucht.
»Du sagtest, Turner könnte mich sehen.«
Ja, manchmal. Aber du kannst nicht zu ihm, wie willst du dann –
Die Wände hörten auf, Debussy zu spielen. Alycithins singender Tonfall ersetzte die Musik. »Lily, es tut mir leid, dass ich Ihre Meditation unterbrechen muss. Ich habe von Robert Friar Bescheid bekommen. Es ist Zeit für den Austausch.«
Sie holten Lily mit einer Pistole ab, der SIG Sauer, die Al vorhin gesehen hatte. Der Elf mit der Jeans hatte sie in der Hand. Al hätte ihm so gern einen Fausthieb versetzt, dass seine geballten Hände zitterten.
»Ich wünschte, wir hätten uns noch länger unterhalten können«, sagte die Halblingsfrau mit ihrer schönen Stimme. Sie hielt etwas in der Hand, das Al sehr bekannt vorkam – Kabelbinder aus Polizeibestand. »Ich habe Ihre Gesellschaft genossen. Bitte legen Sie die Hände auf den Rücken, damit ich Sie fesseln kann.«
»Was haben Sie mit Sean gemacht?«
Der andere Elf – der kaum stark genug aussah, um einen großen Sack Hundefutter zu heben – trug Sean Friar gerade zurück in das Schlafzimmer, das sie eben verlassen hatten.
»Das ist nur ein Schlafzauber. Ihm geht es gut.«
Sie hatte das hier nicht verdient. Lily Yu war intelligent, mutig und findig, dachte Al. Sie war ein guter Cop. Eine der Besten, und er war lange genug dabei, um das beurteilen zu können. Sie war das, was er gewesen war … früher einmal.
»Legen Sie bitte die Hände auf den Rücken, Lily.«
»Haben Sie keine vergifteten Pfeile mehr?«
»Robert Friar will nicht, dass Sie unter Drogen stehen.«
»Es macht ihm wohl keinen Spaß, wenn ich nicht bei Bewusstsein bin und vor Angst schlottere. Wo gehen wir hin?«
Alycithin wurde ungeduldig. »Zu Robert Friar.«
Schon bevor Al das Miststück, das seine Sarah getötet hatte, zur Rechenschaft gezogen hatte, hatte er etwas von diesem Glanz verloren. Das machte der Job. Er war hart und zynisch geworden, bereit, fünfe gerade sein zu lassen. Dann hatte er Sarah verloren, und er war ausgerastet. Und auch heute noch konnte er es nicht bereuen, Martha Billings getötet zu haben. Wirklich nicht.
Aber er hatte dem Gesetz keine Chance gegeben. Er hatte beschlossen, dass sein Bedürfnis zu töten größer und wichtiger war als alles andere. Das Gesetz hatte ihn nicht enttäuscht. Er hatte das Gesetz enttäuscht. Danach hatte er eine schlechte Entscheidung nach der anderen getroffen.
Lily schüttelte den Kopf. »Ich meine, wohin in der Stadt. Wenn er in der Stadt ist. Ist es eine lange Fahrt oder eine kurze? Wie viel Zeit bleibt mir noch?«
Sie versuchte immer noch, an Informationen zu kommen. Er verstand zwar nicht, wozu diese Informationen ihr nutzen sollten, aber sie tat etwas. Sie hatte nicht aufgegeben.
»Es dauert maximal zwanzig Minuten. Er ist in einem alten Lagerhaus nicht weit von der Stelle, wo ich Sie gefangen genommen habe. Wenn Sie jetzt nicht die Hände auf den Rücken legen, werde ich Sie dazu zwingen. Es wäre würdevoller, wenn Sie gehorchten.«
»Dann bin ich wohl nicht in der Stimmung, würdevoll zu sein.«
Sarah hatte es nicht verdient gehabt zu sterben. Und Lily Yu auch nicht, doch dieses Mal war Al sogar noch hilfloser. Verdammt dazu, einfach zuzusehen. Unfähig, etwas dagegen zu tun. Am liebsten hätte er den Kopf gegen die Wand geschlagen, aber sein Kopf würde durch diese gottverdammte Wand durchgehen.
Alycithin nickte und sagte etwas in ihrer Sprache zu dem jeanstragenden Elfen. Sie reichte ihm die Kabelbinder.
Yu wagte einen Versuch. Sie war wendig und trainiert, doch die Halblingsfrau – so etwas wie sie hatte Al noch nie gesehen. Sie bewegte sich so schnell wie diese verdammten Lupi, war geschickt und stark. Alles in einem. Ziemlich schnell war es vorbei und endete damit, dass Yu mit dem Bauch auf dem Boden lag, die
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