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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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und mit Drachen gesprochen zu haben.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich ärgerlich, dass ich Sie nicht einfach mit einem Wahrheitszauber belegen kann. Denn ganz offensichtlich sagen Sie nicht die Wahrheit, und doch – dies ist nicht der rechte Moment für eine Diskussion. Setzen Sie sich irgendwohin, wo Sie mich nicht stören. Dorthin«, sagte er und zeigte auf eine Stelle neben Alycithins Leiche.
    Der Elf achtete darauf, dass Lily sich genau dort niederließ, wo Benessarai sie haben wollte, und setzte sich dann selbst auf den Betonboden. Lily betrachtete die Frau, die sie gefangen genommen, hierhergebracht und dann den letzten Sekundenbruchteil ihres Lebens genutzt hatte, um Lilys Leben zu retten. Austrittswunden waren stets schlimmer als Eintrittswunden, und Dinalaran hatte sie in den Rücken geschossen, offenbar mit Hohlspitzgeschossen. Er hatte zweimal gefeuert, und es sah aus, als hätten sie sie beide Male auf der Höhe ihres Herzens getroffen und auf dem Weg hinaus ein gutes Stück ihrer Brust herausgerissen. Eine Brust war weg, die andere zerfetzt.
    Der Anblick verursachte Lily Übelkeit, und sie fühlte sich elend. Alycithin hatte nach menschlichen Maßstäben zu den Guten gehört, aber nach denen ihres Volkes war sie zutiefst ehrenhaft gewesen. Und so lebendig, voller Energie und neugierig. Und nun war sie tot. Lily holte langsam Luft und drehte sich so, dass sie mit dem Rücken zu der Toten saß. Ihr elfischer Wärter protestierte nicht.
    Der andere Elf kniete in der Nähe des Kreises, aber nicht ganz am Rand. Er chantete leise mit geschlossenen Augen. Rethnas Lakaien hatten das auch getan – ob sie dadurch seine Macht mit der ihren gestärkt oder selbst aktiv einen Teil des Zaubers gewirkt hatten, wusste sie nicht. Benessarai bewegte sich langsam und gemessen um den Kreis herum. Er selbst chantete nicht. Der Kreis schimmerte immer noch schwach. Auf Lilys Haut kribbelte keine Magie. Doch sein höchst konzentrierter Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er etwas tat, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was.
    Er blieb stehen. »Robert, was machst du denn so lange? Ich kann erst zu einem Ende kommen, wenn du und die Geisel in dem Kreis seid.«
    »Ich komme.«
    Einen Moment später erschien er. In einer Hand trug er eine große Reisetasche, an der anderen führte er Adam King neben sich her. Lily wusste aus der Akte, dass Adam King weiß war, achtundvierzig Jahre alt, eins achtundsiebzig groß und achtzig Kilo schwer. Sie wusste, dass er, bis auf die schiefe Nase, die ihm vor zwanzig Jahren gebrochen worden war, ebenmäßige Gesichtszüge hatte. Nicht in der Akte stand, wie anziehend sein Gesicht war. King hatte eines von den Gesichtern, die einem sagten, dass ihr Besitzer viel gelacht, geweint, gesungen und geschrien hatte. Eines von denen mit freundlichen Falten. Sein Haar war dunkel und kurz geschnitten, seine Augen braun und verschleiert. Er sah sich um, als die beiden in den breiten Gang zwischen den Transportkisten traten … und verharrte.
    »Das hat mich aufgehalten«, sagte Friar gereizt. »Der Talisman sorgt dafür, dass er gehorcht, aber er vergisst ständig, was er tut. Komm, Adam.«
    »Sie dürfen nicht grob zu ihm sein«, warnte Benessarai ihn. »Das stört die Wirkung des Talismans.«
    »Ja«, sagte Friar unüberhörbar ungeduldig. »Ich weiß.«
    Eine tote Frau berührte Lilys Hand.
    Lily fuhr zusammen. Sie konnte nicht anders. Die tote Hand tat etwas, und ihre Fesseln, diese dreimal verfluchten Fesseln, fielen lautlos von ihr ab. Lilys Arme zitterten, als ihre Muskeln es wieder übernahmen, ihre Hände auf dem Rücken zu halten.
    Die tote Frau legte Lily ein Messer in die rechte Hand.
    Friar zerrte Adam weiter.
    »Tja«, sagte Lily laut, »es sieht so aus, als hieße es: Jetzt oder nie.«
    Ein brennender Mann fiel von der Decke.
    Komplett in Flammen gehüllt, fiel er mit dem Kopf zuerst, wie ein Taucher, drehte sich aber mitten in der Luft, als wollte er, dass seine Leiche auf den Füßen landete.
    Lily stemmte sich hoch auf die Beine, als ihr elfischer Wärter nach ihr griff, und schlug mit dem Messer der toten Frau zu – nicht nach einem bestimmten Ziel, nur um den Elfen zurückzutreiben, doch trotzdem traf sie etwas. Einen Arm, nichts Lebenswichtiges, aber immerhin blieb ihr Messer nicht stecken, und der Elf wich zurück. Lily fuhr zu Benessarai herum – der etwas schrie.
    Das Licht ging aus.
    Lily sprang ihn an.
    Benessarai war schwerer, größer und stärker als sie, aber er war

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