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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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langsam die Lippen zu einem Lächeln. »Wenn ich erklären darf: Eine Missgeburt kann keinen bindenden Vertrag eingehen. Wenn Alycithin nicht fähig war, einen bindenden Vertrag einzugehen, hat sie keine Familie. Wenn sie keine Familie hat, gilt der Kodex nicht für sie. Wenn der Kodex nicht für sie gilt, dann sind Sie leider keine Geisel. Nur ein Preis.«
    »Ich verstehe. Trotzdem bin ich ein wertvoller Preis, nicht wahr? Ich bin überrascht, dass Benessarai bereit ist, dich mich töten zu lassen, ohne zu erfahren, wo Sensitive herkommen.«
    Dieses Mal antwortete der Elf. »Ich bin neugierig. Behaupten Sie das zu wissen?«
    »Aber ja, das weiß ich. In Ihrer Welt gibt es Menschen, richtig?«
    »Ihre Art ist überall.« Er sagte das so, wie ein New Yorker über Kakerlaken reden würde: Man kann machen, was man will, man wird sie nicht los. »Reden Sie weiter.«
    »Machen Sie mich zu Ihrer Geisel, damit ich nicht an Ihre Bösartigkeit verfüttert werde und –«
    Friar ohrfeigte sie. Hart. Viel härter, als sie ihm zugetraut hätte. Benommen fiel sie zu Boden, und am Rande ihres Sichtfeldes flackerte es schwarz.
    »Wage es nicht –«
    Er trat ihr in die Rippen. Sie schnappte nach Luft und krümmte sich um den plötzlichen Schmerz herum.
    »So von –« Sein Bein zog sich zurück zu einem erneuten Tritt.
    Ein Tiger brüllte.
    Hugo schrie.
    Zweihundertfünfzig Kilo sibirischer Tiger rasten direkt auf sie zu.
    Friars Augen weiteten sich. Er griff nach ihr. Lily versuchte wegzukriechen, doch sie war noch benommen von dem Schlag und dem Tritt und deshalb zu langsam. Er bekam ihren Arm zu fassen und zerrte sie auf dem Boden hinter sich her, mit unwirklich schnellen Bewegungen. Flüchtig sah sie Benessarai durch die offene Tür ins Lagerhaus fliehen, hörte die beiden Elfen etwas rufen, doch sie kämpfte, trat, wand sich, versuchte alles, um dem Lagerhaus fernzubleiben.
    Doch erfolglos.
    Friar schleifte sie über die Schwelle. In dem Moment, als die Magie der Banne auf ihrer Haut kitzelte, hörte sie das laute Geräusch der Schrotflinte.
    Friar schlug die Tür zu.

43
    Lilys Seite schmerzte. Ihre Wange pochte. Ihre Hüfte brannte von dem harten Beton des Bodens. Aber jetzt hatte Friar sie losgelassen. Vorsichtig setzte sie sich auf.
    »Wir müssen hier weg«, sagte Friar. »Sofort.«
    »Aber meine Leute –« Benessarai deutete auf die Tür. Jemand schrie davor.
    »Wollen Sie da rausgehen, um sie zu retten? Nicht? Dann müssen wir gehen.« Als Benessarai weiter dastand und die geschlossene Tür anstarrte, blaffte Friar: »Es hat uns gesehen. Uns alle. Es sieht aus wie ein Tiger, aber ich weiß nicht, was es ist. Ihre Illusion hat es nicht getäuscht. Wie lange werden Ihre Banne es abwehren können?«
    Beleidigt richtete Benessarai sich auf. »Die Banne sind stark.«
    »Gut. Das bedeutet, wir haben Zeit, um zu – lass das!«
    Lily, die leise ein wenig weitergerutscht war, hatte versucht, die Füße anzuziehen. Friar packte wieder ihren Arm und zerrte sie hoch. Es tat weh. Er schüttelte sie. »Was weißt du von dem Tiger?«
    »Glauben Sie«, sagte Benessarai nervös, »dass diese Lupi dahinterstecken?«
    Wieder ertönte draußen ein Schrei, der dann abrupt endete.
    Auch hier drinnen war es still. Obwohl ihr Herz raste, nutzte Lily die Ruhe, um sich umzusehen.
    Von draußen hatte das Lagerhaus nicht sehr groß ausgesehen, im Inneren wirkte es seltsamerweise größer. Vielleicht durch die Lampen, die so an den Dachbalken angebracht waren, dass sie nach unten strahlten. Damit lag die Decke im Schatten und der Raum schien höher. Lily warf einen schnellen Blick hoch in die Dunkelheit, wo reglos ein weißer Nebelschwaden hing.
    Die Transportkisten waren so gestapelt, dass sie das Lagerhaus nicht sehr weit einsehen konnte; die erste Reihe versperrte ihr die Sicht. Der Bereich, in dem sie sich befand, war wie ein Büro eingerichtet mit Raumteilern auf beiden Seiten, einem Tresen neben der Tür, einem alten Vinylsofa, Aktenschränken, einem Wasserspender und zwei Schreibtischen.
    Und zwei Toten.
    Alycithin und Dinalaran lagen auf dem Boden vor den Transportkisten, inmitten eines perfekten großen Kreises, der leuchtete, als käme das Licht direkt aus dem Beton. Ihre toten Hände waren um die Messer auf der Brust gefaltet. Über dem Kopf und den Füßen der Leichen schwebten magische Lichter.
    Kein Zeichen von Adam King. Falls er hier war, gab er keinen Laut von sich.
    Friar brach das Schweigen. »Ich glaube«, sagte er, »Sie

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