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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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kein Kämpfer, und seine mentalen Tricks wirkten bei ihr nicht. Lily spürte, wie das Messer auf Widerstand stieß, doch in der Dunkelheit sah sie nicht, was sie getroffen hatte. Benessarai kreischte vor Wut oder Angst und packte sie, um sie an sich zu reißen. »Ich habe sie!«, schrie er. »Ich habe Lily Yu! Aufhören oder ich töte sie!«
    Lilys Arme waren gefangen. Also gebrauchte sie ihren Kopf. Die Knochen entlang des Haaransatzes sind die dicksten des Schädels. Die besten Stellen für einen Kopfstoß konnte Lily nicht erreichen – dazu war er zu groß –, deshalb stieß sie die obere Stirn gegen sein Kinn, hakte den Fuß um seinen Knöchel und riss daran.
    Er fiel hintenüber. Sie landete auf ihm und stieß sich dabei schmerzhaft den linken Ellenbogen auf dem Boden, hielt aber weiter das Messer fest in der rechten Hand. Überall flammten magische Lichter auf, sodass sie nun Benessarais schlaffe Gesichtszüge sehen konnte – benommen, dachte sie, nicht bewusstlos. Also drückte sie die Spitze des Messers an die Stelle gleich unter dem Kinn, wo ein harter Stoß es direkt in sein Hirn jagen würde. Dann nutzte sie die Gelegenheit, sich nach dem Elfen, der sie bewacht hatte, umzusehen.
    Der kämpfte ein paar Schritte weiter mit einem Wolf.
    Vom Dach fielen immer mehr. Sprangen und fielen immer mehr herunter.
    Einer von ihnen war Rule. Ihr Herz frohlockte, als sie sich wieder ihrem Gefangenen zuwendete.
    Es wäre einfach, so einfach, ihn hier und jetzt zu töten. Ihm durchs Auge zu stechen, so wie Dinalaran es auf seinen Befehl hin hatte tun müssen, wäre sogar noch passender, doch sie würde dem Poetischen nicht den Vorzug vor dem Einfachen geben.
    »Nein! Lily, tu es nicht!«
    Es war Drummond. Und er war in einem fürchterlichen Zustand.
    Er hockte vor ihr. Ein Arm hing herunter. Wahrscheinlich funktionierte er nicht mehr richtig, weil ein großes Stück seines Bizeps fehlte. Es war einfach weg. Er hockte auf beiden Knien, doch sie sah nur einen Fuß, das andere Bein endete sauber an der Mitte des Unterschenkels. Sein Hemd hing offen herunter. An seinem Oberkörper fehlten Haut und Muskeln. Sie konnte eine seiner Rippen sehen, ihren blassen Bogen, und das runde Kissen seines Bauches und das Wurmgebilde seiner Eingeweide. Zerrissen und zerfetzt.
    Blut war nicht zu sehen. Irgendwie machte es das noch schlimmer. Er war in Stücke gerissen, aber er konnte nicht bluten.
    »Du hast eine Wahl«, sagte Drummond eindringlich. »Du musst es nicht tun.«
    »Was ist denn mit dir passiert?«, flüsterte sie.
    Er blickte auf seine verheerte Mitte. Seine Mundwinkel hoben sich. »Ich bin dorthin gelangt, habe es zu Turner geschafft, aber die Reise verlief nicht ganz reibungslos. Ich nehme mal an, dass ich endlich sterbe. Also hör gut zu. Dieser Dreckskerl verdient es zu sterben, aber du verdienst es nicht, mit den Konsequenzen, die sich aus seinem Tod ergeben, leben zu müssen. Du verdienst es nicht, so zu enden wie ich.«
    Sein Arm löste sich auf. Der, der herunterhing, der, an dem ein Stück fehlte – er verblasste, verschwand. Sie schluckte. »Ich –«
    Er machte ein finsteres Gesicht und beugte sich näher zu ihr vor. »Versprich es mir. Versprich mir, dass du ihn nicht töten wirst. Nicht so.«
    Sie sah ihm in die Augen und nickte leicht. »Okay. Ich verspreche es.«
    Er atmete erleichtert auf. »Gute Entscheidung. Du bist ein guter Cop, und davon haben wir nicht genug –« Plötzlich legte er den Kopf schief, blickte hoch und dann nach rechts. Sein Mund klappte auf. Sie hätte schwören können, Tränen in seinen Augen zu sehen – und Freude. Er reckte die Hand in die Höhe, und sein Gesicht erhellte sich mit einer Freude, so echt, wie sie es noch nie gesehen hatte. Am Ringfinger der noch existierenden Hand schimmerte leise der Ehering.
    »Sarah«, sagte er. Und dann löste sich auch der Rest von ihm auf.
    Lily fühlte sich zittrig und komisch. Irgendwie hohl. Dann spannte sich der Körper unter ihr an und holte sie zurück in die Realität. Diese Realität. Benessarai sah zu ihr hoch. Sie seufzte und drückte das Messer leicht in seine Haut, damit er ihr zuhörte. »Also was zur Hölle soll ich nun mit Ihnen machen?«
    »Bei der Lösung dieser Frage kann ich vielleicht behilflich sein«, sagte Cullen. Er humpelte zu ihr, bei jedem Schritt das Gesicht verziehend. Ihm fehlte die Hälfte seines Haares, und er sah aus, als hätte er Sonnenbrand.
    »Cullen! Warst du das, der da eben runtergefallen ist? Du hast dich

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