Unsterbliche Bande
gesetzt.«
Rule sagte: »Weißt du, wie sie das anstellen wollen? Das ist nicht so einfach, wie es nach der Sache am Big Sister scheint.«
»Das haben sie nicht gesagt. Ich nahm an, dass sie es verbrennen wollen, aber allein aufgrund von Vermutungen sollte man keine Entscheidungen fällen. Soll ich versuchen, das herauszufinden, wenn sie anrufen?«
Rule schüttelte den Kopf. »Damit machen wir sie nur misstrauisch. Sie werden erwarten, dass du nur daran denkst, King wiederzubekommen … oder dein Eigentum, nicht daran, was sie mit Cullen anstellen.«
»Sie wissen, dass mir sein Wohlergehen nicht gleichgültig ist. So habe ich aus ihnen herausbekommen, dass sie Wolfsbann einzusetzen planen. Sie haben mir versichert, dass sie ihn schonend behandeln werden, dass er ihnen tot nicht von Nutzen wäre.«
Cullen zeigte mit einem Schnauben, was er davon hielt.
»Machen Sie keine Mätzchen«, sagte Lily zu Machek. »Finden Sie so viel wie möglich über den Treffpunkt und den Austausch heraus, aber belassen Sie es dann dabei.« Sie sah Rule an und fragte sich, worauf er hinauswollte. Er begegnete ihrem Blick, doch seiner war verschlossen, verriet nichts.
Wenn du Zweifel hast, stell Fragen. Das tat Lily und kam immer wieder auf verschiedene Arten auf dieselben zurück, bis Machek höflich vorschlug, ihn entweder festzunehmen oder zu gehen. Doch er hoffte, sie würden ihre Einwilligung zu dem Austausch geben. Und endlich schaltete auch Rule sich wieder ein.
»Ohne über mehr Informationen zu verfügen, können wir unsere Einwilligung zu gar nichts geben«, sagte er und stand auf. »Sobald du weißt, wo, wann und wie dieser Austausch stattfinden soll, ruf mich an, und wir reden darüber.«
»Ich habe deine Nummer«, sagte Machek ruhig und erhob sich wie ein guter Gastgeber, dessen Gäste aufbrechen.
Er versteckte sich anders als Rule, dachte Lily. Er benutzte Unbeschwertheit als Schild. »Und meine«, ergänzte sie, zückte eine Visitenkarte und legte sie auf den beladenen Beistelltisch. »Nur für den Fall.«
19
Sie waren fort. Endlich waren sie fort. Gott sei Dank.
Jasper schloss die Tür und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen, als könne er so einige der Lügen, die er ihnen erzählt hatte, ausradieren. Er hatte getan, was er tun musste, fertig.
Nein, er belog sich selbst, eine Sünde, die mindestens genauso schlimm war wie die, andere zu belügen und oftmals noch weit zerstörerischer. Adams Leben über das Wohlergehen dieser Fremden zu stellen war allein seine Entscheidung gewesen. So schrecklich diese Entscheidung auch sein mochte, er hatte sie getroffen, und dazu musste er sich bekennen. War es von Bedeutung, dass einer dieser Fremden sein Halbbruder war?
Nicht genug, dachte er, als er zurück zu dem Sofa ging, auf dem er gestern Nacht ein paar Stunden Schlaf gefunden hatte. Die Kissen und die Decke hatte er erst kurz bevor Rule Turner und sein Gefolge eingetroffen waren weggeräumt – sie hatten dort gelegen, seit dieser Dreckskerl sich Adam geschnappt hatte. Komisch, wie er mit diesem Telefonanruf auch seinen angeborenen Ordnungssinn verloren hatte. Seitdem ließ er absichtlich Sachen herumliegen, als würde das wie ein Peilsender auf seinen unordentlichen Partner wirken. Adam würde lachen, wenn er es sähe …
Gott, er hoffte, dass Adam noch in der Lage war, zu lachen.
Er sank auf das Sofa und nahm die Karte, die Rules Verlobte dagelassen hatte. Lily Yu. Er drehte sie um, als würde sich auf der leeren Rückseite ein Hinweis finden. Sie sah überhaupt nicht aus wie eine FBI -Agentin … die ernsthafte Attitüde beherrschte sie zwar perfekt, aber sie war so klein. Und hübsch, auch wenn das Wort irgendwie nicht zu ihr zu passen schien. Blumen waren hübsch. Sie war … kompakt, beschloss er. So als wäre etwas sehr viel Größeres in etwas trügerisch Kleines gesteckt worden.
Eigenartig, dass sein Bruder sich gerade sie ausgesucht hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Lily Yu es duldete, wenn ihr Partner sich nach anderen umguckte, aber was wusste er schon? Nichts eigentlich über die Frau und noch viel weniger über den Mann, mit dem er die Hälfte seiner genetischen Anlagen teilte. Nicht mehr als unzählige andere, die regelmäßig die Klatschpresse lasen. Normalerweise kaufte Jasper solche Blätter nicht, aber er war neugierig gewesen. Immer mal wieder hatte er mit dem Gedanken gespielt, Rule Turner zu treffen. Zum Beispiel, als seine Mutter gestorben war und er erfahren hatte, wie
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