Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
Gesicht.
„Genug von … Was?“
Ich hole tief Luft. „Von allem. Und jetzt muss ich gehen. Heute Abend ist ein Treffen und da sollte ich ausgeruht sein.“
„Wie du meinst“, murmelt er und nimmt das erwärmte Blut aus der Mikrowelle. Genüsslich hält er es sich unter die Nase. Mit geschlossenen Augen zieht er den Geruch des Blutes ein.
Ich spüre, wie sich mein Mund schmerzhaft zusammen zieht – jetzt ist es wirklich an der Zeit diesen Ort zu verlassen.
„Auf bald, Josh“, hauche ich und drehe mich brüsk um.
„Bis bald…, hoffe ich doch. Ich werde auf dich warten, meine Süße.“
Seine Worte kreisen in meinem Kopf. Den ganzen Weg bis zu mir nach Hause kann ich an nichts anderes mehr denken, als nur an Joshs letzte Worte zu mir.
Bei mir angekommen, widerstehe ich der Versuchung, mir eine Dose mit Blut zu erwärmen – ich will einfach so lange wie möglich damit warten – zu köstlich war das echte, solange es noch in meinem Körper kreist, schütte ich keine gepanschte Blutmixtur darauf.
Ich wohne in einem der vielen Hochhäuser – fast am Ende der Stadt. Im obersten Stockwerk habe ich ein kleines Appartement mit großer Dachterrasse. Es besteht nur aus einem Zimmer, dem Wohnzimmer.
Da wir Vampire nicht schlafen, benötige ich auch kein Bett – falls ich das Bedürfnis habe, mich auszuruhen, lege ich mich einfach auf mein kleines Sofa. Ein Esstisch ist ebenso wenig nötig, wie eine voll ausgestattete Küche. Eine kleine Küchenzeile mit Mikrowelle, ein Kühlschrank und Platz für ein paar Gläser genügt völlig für meine Bedürfnisse. In meinem winzigen Badezimmer ist gerade Platz für eine Dusche und das Waschbecken – die Toilette dient mir nur als Sitzplatz.
Schwer plumpse ich auf das Sofa, werfe einen Blick aus den großen Fenstern und denke nach.
Ich bewohne zwar den östlichen Teil der Stadt, aber meine Terrasse geht nach Westen hinaus – der untergehenden Sonne zu. So kann ich nicht nur sehen, wie die Dunkelheit herauf kriecht, auch den Fluss, die Brücke und den Bezirk der Reichen kann ich ausmachen.
Ich überlege, ob das wirklich so eine gute Idee ist, mich nach dem nächsten Auftrag von Frank und dem Clan zu trennen. Was wird mich erwarten? Kann ich dann wirklich hier in der Stadt bleiben, wie es mir Josh versicherte? Ich denke, das kommt darauf an, wie ich mich vom Clan trenne – im Guten, oder im Schlechten – wir werden sehen.
Ich lehne meinen Kopf seufzend gegen die Lehne und schließe die Augen.
Als ich sie wieder öffne und einen erneuten Blick aus meiner Terrassentür werfe, stelle ich verwundert fest, das ich die Sonne sehen kann – es muss also später Nachmittag sein.
Ich habe mich den gesamten Tag ausgeruht – ohne die kleinste Störung.
Ich dusche ausgiebig und ziehe mich an.
Um achtzehn Uhr mache ich mich auf zu Franks Haus. Er wohnt sehr weit draußen, außerhalb der Stadt. Das heißt, dass ich mein Auto nehmen muss.
Ich gehe durch das Treppenhaus in die Tiefgarage,
Aufzüge machen mich nervös.
In ihnen konzentriert sich die Luft, der Geruch der Menschen kann für einen kurzen Augenblick nicht mehr entweichen – er steht förmlich in dem kleinen Raum – füllt ihn komplett aus – und ist für mich kaum auszuhalten – besonders wenn der Geruchsträger noch mit mir zusammen eingeschlossen ist. Auch wenn die Fahrt nur wenige Sekunden dauert, kann es für das Menschlein bedeuten, das meine Zähne das letzte ist, was er in seinem Leben zu sehen und zu spüren bekommt.
Um dieser schier unausweichlichen Tat aus dem Wege zu gehen – benütze ich die Treppe.
In der Tiefgarage stinkt es wie immer nach Gummi, Benzin und Bremsstaub. Aber noch einige andere Gerüche mischen sich unter die vorherrschenden.
Menschliche Gerüche, nach Hektik, Schweiß, Angst, und Streit.
Tief atme ich ein und gehe gelassen zu meinem Parkplatz mit der bezeichnenden Nummer 666.
Mein 66er Mustang steht neben einem anderen Wagen, aus dem genau in dem Moment einer der Mieter hier im Haus aussteigt – ausgerechnet.
Das Verdeck ist von meiner letzten Spritztour noch offen, somit kann ich mich nicht schnell in meinem Wagen verschanzen. Es ist aber auch zu bedauerlich.
Als ich neben meinem Wagen ankomme, steht der Mensch noch immer neben seinem Auto und blickt zu mir herüber. Ich würdige ihm keinen Blick, starre stattdessen auf den roten Lack, meines Flitzers, der matt in der Neonbeleuchtung glänzt.
Der Kerl umrundet meinen Wagen, kommt schnellen Schrittes auf mich zu und
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