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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chrissi Schröder
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Erschrocken sehe ich ihn an. „Nein, nein. Wie kommst du denn darauf?“
    Er lässt seine Hände sinken. „Weil ich dich kenne, besser als du glaubst.“
    Josh erhebt sich. „Nun gut, ich werde ihn fragen, ob er mit mir geht oder lieber mit dir im Wagen wartet. Wir werden sehen.“
    Josh geht aus dem Schlafzimmer und ich bleibe auf dem Bett sitzen.
    Du kennst mich nicht, Josh, denke ich bei mir. Keiner kennt mich genau, ich kenne mich ja selbst nicht.
    Ich lege den Kopf in den Nacken und schließe meine Augen. Ich kann es kaum noch erwarten auf den Zinnen der alten Stadtmauer zu stehen und den Wind um mich herum zu spüren. Viel zu lange habe ich den köstlichen Wind aus meiner Stadt nicht mehr gerochen – viel zu lange.
    Ich weiß jetzt, dass alles hier ein Ende nehmen wird, hier in dieser Stadt. Ich werde nicht mehr zurückgehen, werde nicht mehr flüchten.
    Ich werde hier bleiben – egal, was geschieht.
    *
    Ich habe ihn vermisst, wirklich vermisst – den herrlichen, köstlich duftenden Wind.
    Wieder einmal stehe ich auf den Zinnen der Stadtmauer, das bröckelige Gestein unter meinen Füßen knirscht leise, ich bleibe ganz still stehen. Wie immer, die Arme ausgebreitet, den Kopf in den Nacken gelegt – erwarte ich meine Gedanken.
    Nicki hat tatsächlich eingewilligt, zusammen mit Josh die anderen Vampire zu holen. Ich hatte schon Bedenken, das er eine weitere Chance nutzen will, um mich vielleicht doch noch zu töten. Einfach so, um sich an Ansgar zu rächen.
    Schnell bin ich auf die Zinnen gesprungen um mich ganz meinen Gedanken hinzugeben.
    Bilder entstehen vor meinem inneren Auge, bekannte Bilder aus der Vergangenheit. Justin, Dennis, Frank, der hohe Rat, Josh – sie alle wirbeln wild durcheinander, verschmelzen zu einem einzigen Bild. Zu einem Gesicht – Ansgars Gesicht mit seinen braunen Augen, um die der glutrote Ring heftig pulsiert.
    Er blickt zornig, er starrt mich an.
    Was hast du nur wieder vor, höre ich seine Stimme in mir drin knurren.
    Du willst dich in Gefahr begeben – du hattest es mir versprochen – du darfst nicht sterben, sonst bin ich allein, sonst bin ich tot.
    Mein Geliebter, du musst deine Seele retten, alles andere ist nebensächlich, denke ich zurück und betrachte sein Gesicht vor mir. Nur das zählt, flüstere ich erneut, du musst sie retten. Ich kann dir nicht mehr helfen, mein Geliebter, ich habe meine Seele schon vor langer Zeit verloren – rettungslos verloren.
    Ansgars Mimik verändert sich und wird zu diesem gequälten Gesichts-ausdruck, den ich heute schon einmal gesehen habe – als er mich verlassen hat.
    Das Bild zerfließt, es zerreißt wie in einem Strudel und ein neues Gesicht formt sich daraus. Ein weibliches, ein schwarzhaariges Mädchen mit reiner, weißer Haut und langen, spitzen Zähnen. Ihre Glutaugen blitzen mich böse an – eine Verrückte schießt es mir durch den Kopf, dann wird mir klar, dass ich das bin – ich blicke mir gerade selbst in die Augen.
    Sehe ich aus, als hättest du mich verloren?, fragt die Verrückte wütend und in ihren Lava-Augen kann ich kleine Feuer lodern sehen.
    Bist du meine Seele?, frage ich neugierig zurück.
    Die Schwarzhaarige verdreht kurz ihre Augen nach oben, dann trifft mich wieder dieser feurige Blick, der mir bis ins Mark geht.
    Natürlich – wer denn sonst.Du hast mich nicht verloren, ich war nur …still die letzten Jahre. Ich habe dich versucht zu warnen – mehrmals – habe versucht dir Dinge zu erklären. Die roten Augen sprühen Funken und das Feuer in ihnen lodert hoch. Aber du hast ja nicht zuhören wollen.
    Meine Seele sieht mich an und ihre Augen und Zähne sind wieder normal. Ihr Blick ist plötzlich traurig – unendlich traurig, bitte, du musst auch mich retten.
    Dich retten?, frage ich erstaunt und kann es nicht fassen, das ich da stehe und eine Unterhaltung mit mir selbst führe.
    Ja, fährt sie fort, ja, denn auch du hältst meine Unsterblichkeit in der Hand. Auch mir wird es möglich sein – hinterher – in den Himmel aufzufahren. Das geht aber nur, wenn die Augen der necessitudo Eins sind, wenn beide Herzen im Gleichklang schlagen. Wenn Gut und Böse wieder vereint sind. Nur dann …
    Geschehenes kann nicht ungeschehen gemacht werden, antworte ich meiner Seele und spüre ebenso Traurigkeit in mir hochsteigen. Nicht ich bin der, der gegangen ist – Er hat mich verlassen. Er liebt seine Seele mehr als alles andere. Ich habe ihn gehen lassen – er soll sie retten, er soll seine verfluchte Seele

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